Apple-Chef Cook kommt zum Kochen

Berlin/Konz/Trier · Wie fühlt es sich an, wenn der Boss des teuersten Börsenunternehmens der Welt beim Kochen hilft? Die ehemalige Trierer Studentin Verena Hubertz kann darüber berichten. Sie hat ein Start-up-Unternehmen.

 Apple-Chef Tim Cook (rechts) besucht die gebürtige Konzerin Verena Hubertz (Zweite von rechts) und ihre Geschäftspartnerin Mengting Gao in ihrer Firmenküche in Berlin. Foto: Kitchen Stories

Apple-Chef Tim Cook (rechts) besucht die gebürtige Konzerin Verena Hubertz (Zweite von rechts) und ihre Geschäftspartnerin Mengting Gao in ihrer Firmenküche in Berlin. Foto: Kitchen Stories

Foto: Pei (h_st )


Berlin/Konz/Trier Tim Cook lächelt breit auf dem Foto seines Twitter-Accounts. Der Apple-Chef, des nach Börsenwert wertvollsten Unternehmens der Welt, schleudert einen amerikanischen Pfannkuchen durch die Firmenküche von Kitchen Stories in Berlin-Kreuzberg. Sein Wurf landet nach mehrfacher Drehung auf der richtigen Seite. Auch seine Gastgeberin Verena Hubertz, sie ist in Konz geboren, hat allen Grund zum Lachen. Sie hat 2013 das Unternehmen Kitchen Stories gegründet: ein digitales Rezeptbuch, das heute über 13 Millionen Nutzer zählt.
Aber was macht der mächtige Firmenlenker aus dem Silicon Valley in der Showküche der erfolgreichen Jungunternehmerin von der Mosel? Rückblick ins Jahr 2009 Der 40. Geburtstag der Lebenshilfe-Werke Trier soll etwas Besonderes werden - auf keinen Fall steif. Verena Hubertz, damals Wirtschaftsstudentin an der Fachhochschule in Trier, erfährt von der Idee der Behindertenwerkstatt, die einen Trommelwirbel-Weltrekord aufstellen will. Begeistert von dieser Aktion, bewirbt sie sich spontan um ein Praktikum.
"Das Praktikum war wichtiger als die in den großen Unternehmen später", sagt die erfolgreiche Jungunternehmerin heute. "Es hat mich unternehmerisch geprägt." Der Weltrekordversuch glückte - und gibt der jungen Frau aus Konz die Überzeugung, alles erreichen zu können.
2011 verlässt sie die Region Trier, um an der privaten Wirtschaftsuniversität in Vallendar (Kreis Mayen-Koblenz) zu studieren. Dort geben Banker, Industrievertreter und Absolventen regelmäßig Vorträge. Zu letzteren zählen etwa die Gründer des Online-Versandhandels Zalando, David Schneider und Robert Gentz.
"Die Geschichten von den Gründern haben mich am meisten gefesselt. Ich fand sie spannend und inspirierend", sagt die gebürtige Konzerin. So spannend, dass sie mit der Studienfreundin Mengting Gao kurz nach ihrem Master-Abschluss im Sommer 2013 nach Berlin zieht, mit der Idee, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen.
Beim Kochen in der WG-Küche haben sie schließlich den Geistesblitz: ein digitales Rezeptbuch, intuitiv und ohne viel Werbung. Sie führen viele Gespräche, schütteln viele Hände, doch die potenziellen Investoren vertrauen den Gründerinnen zunächst nicht: "Wir haben ein vernichtendes Urteil bekommen", beschreibt Hubertz die Suche nach Startkapital. "Es hieß, wir haben nichts im Lebenslauf stehen, was mit dem Thema Kochen zu tun hat."
Die 25 000 Euro, um eine GmbH zu gründen, sammeln die beiden Frauen schließlich im September 2013 ein. Familie und Freunde helfen aus, und Mengting Gao verkauft ihr Auto. Als Kitchen Stories im Februar 2014 auf dem App Store von Apple erschien - einem digitalen Marktplatz für mobile Anwendungen - , erzählten sie niemandem davon. "Wir hatten Angst, dass es nicht funktionieren könnte", sagt Hubertz.
Die Sorge zerstreut sich schnell: Kurz nach dem Start zeichnet Apple die Anwendung als "Beste App der Woche" in der Kategorie Essen&Trinken aus. In wenigen Wochen erreicht Kitchen Stories über 50 000 Nutzer. Seitdem müssen die jungen Gründerinnen keine Klinken mehr putzen, denn die Kapitalanleger kommen auf sie zu.
Der Technologieriese Apple hat seinen Anteil am Erfolg. Doch profitiert er auch vom Start-up Kitchen Stories. Denn das junge Unternehmen füllt die Technik im Apple-Ökosystem wie Apple Watch oder Apple TV mit Inhalten. "Wir sehen uns als innovatives Start-up, das immer sehr an der neuesten Technologie interessiert ist", sagt Hubertz.
Anfang des Jahres fragt überraschend das Apple-Team an. Es geht um einen Besuch in ihrem Büro aus rotem Backstein in Berlin. Die mittlerweile 30 Mitarbeiter sollen vorab nichts davon erfahren. Auch die Gründerinnen bekommen erst kurz zuvor mitgeteilt, dass nicht irgendwer, sondern Firmenchef Tim Cook selbst kommen wird. Der macht zu dieser Zeit gerade Station in Deutschland auf seiner Europareise.
Als der Apple-Chef dann an einem trüben Dienstagmorgen im Februar nach Berlin-Kreuzberg kommt, nimmt er sich Zeit für einen Rundgang durch das Loft. Verena Hubertz erinnert sich: "Wir zeigten ihm unsere Fotowand, auf der die Entwicklung des Unternehmens zu sehen ist, und er begrüßte alle Mitarbeiter persönlich."
In der Showküche wird an diesem Tag gerade eine Videoanleitung für amerikanische Pfannkuchen produziert. So greift der Firmenboss persönlich zum Pfannenwender. Tim Cook schaut konzentriert dem durch die Luft wirbelnden Teig hinterher. Die Landung gelingt. Noch am selben Tag erscheinen zwei Schnappschüsse der Aktion auf seinem Twitter-Account.
"Ohne die enge Beziehung zwischen Apple und Kitchen Stories wären wir jetzt nicht hier", sagt die Konzerin. Ihre App ist mittlerweile auch auf der Plattform Google Play, dem Online-Marktplatz des größten Apple-Konkurrenten, zu finden.
Sie fügt selbstbewusst hinzu: "Beide wissen, die Zusammenarbeit mit uns zu schätzen." "Wir sind ein innovatives Start-up, das immer an der neuesten Technologie interessiert ist. "

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