Archäologen kehren zum Römerlager zurück

Hermeskeil · Die Frühgeschichtler der Uni Mainz wollen mehr über das älteste römische Militärlager erfahren, das bisher auf deutschem Boden entdeckt wurde. Dieses haben Legionäre zur Zeit von Cäsars gallischem Krieg – also um 50 vor Christus – oberhalb von Hermeskeil aufgeschlagen. Ein Archäologen-Team ist am Montag für neue Ausgrabungen zur Fundstätte zurückgekehrt. Ihre Untersuchungen dauern bis Ende September.

 Bevor die Forschungen im Erdreich beginnen können, muss das Gelände erst genau vermessen werden. Archäologe Arno Braun (links) und Student Martin Hollmann von der Uni Mainz bereiten die neuen Ausgrabungen vor.

Bevor die Forschungen im Erdreich beginnen können, muss das Gelände erst genau vermessen werden. Archäologe Arno Braun (links) und Student Martin Hollmann von der Uni Mainz bereiten die neuen Ausgrabungen vor.

Foto: Axel Munsteiner

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wären Arno Braun und Martin Hollmann von Beruf Vermessungstechniker. Sie stehen am Montag mit einem Gerät, das sich Tachymeter nennt, auf einem großen Feld oberhalb von Hermeskeil. Denn das Einrichten von Messpunkten, mit denen sich Distanzen genau bestimmen lassen, ist an ihrem ersten Arbeitstag in Hermeskeil zunächst die wichtigste Aufgabe. "Damit können wir ein Koordinatennetz aufbauen", sagen Braun und Hollmann, die in Wirklichkeit Wissenschaftler an der Uni Mainz sind.
Mit diesen Schritten bereiten die Forscher die neuen Ausgrabungen an der Stelle des früheren Römerlagers vor. Voriges Jahr hatte das Archäologen-Team der Uni Mainz um Sabine Hornung den Nachweis erbringen können, das sich in Sichtweite der heutigen Hochwaldstadt die älteste römische Militärgarnison auf deutschem Boden befunden hat .

Höchstwahrscheinlich wurde das Lager zur Zeit von Cäsars gallischem Krieg errichtet. In dessen Verlauf kämpften die Legionäre unter anderem gegen den aufständischen Keltenstamm der Treverer, der nur fünf Kilometer Luftlinie vom römischen Stützpunkt Hermeskeil entfernt eine wichtige Siedlung hatte: den Ringwall bei Otzenhausen

Bis 10.000 Soldaten stationiert

Die Forscher gehen davon aus, dass das Römerlager zwischen 53 und 51 vor Christus aufgeschlagen wurde. Bei dieser Datierung brachte unter anderem die spezielle Form und Größe der Schuhnägel, die die Legionäre aus ihren Sandalen verloren hatten, die Forscher auf die richtige Spur. Das Lager war vermutlich inklusive eines Anhangs (Annex) rund 26 Hektar groß - was etwa 36 Fußballfeldern entsprechen würde. Schätzungsweise waren dort zwei Legionen - also zwischen 5000 und 10.000 Soldaten stationiert. All diese Erkenntnisse hatten nicht nur in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt. Auch alle großen Medien - etwa die Tagesschau, das Magazin Der Spiegel oder die Süddeutsche Zeitung und Bild - berichteten über den sensationellen Fund.

Jetzt sind die Forscher der Uni Mainz zurückgekehrt, um im Erdreich auf weitere Überreste zu stoßen und damit ihr Wissen über das Römerlager zu vertiefen und dessen Bestehen möglicherweise zeitlich noch enger einzugrenzen. "Wir konzentrieren uns dieses Mal vor allem auf den Durchgangsbereich zwischen dem Hauptlager und dem Annex", sagt Grabungsleiter Braun. Dort gab es eine gepflasterte Gasse, und es wurden dort schon voriges Jahr Teile eines Tors gefunden. Die neuerliche Suche in diesem Bereich soll laut Braun weitere Hinweise bringen, wie dieses Tor - es war höchstwahrscheinlich aus Holz - konstruiert war.

Die Archäologen wollen dafür eine rund 150 Quadratmeter große Fläche freilegen. "In den ersten drei Wochen wird aber noch nicht viel zu sehen sein. Zuerst müssen wir den Humus von der Erde runternehmen und die Grabungsfläche putzen", sagt Braun. Erst danach beginnt die eigentliche Suche im Untergrund, die nach seiner Aussage bis Ende September andauern wird.

Über die historische Bedeutung der Fundstätte lässt Braun keinen Zweifel: "Sie ist absolut faszinierend. Wir haben hier ohne Zweifel den ältesten römischen Befund auf deutschem Boden und der Gallische Krieg war ein weltpolitisches Ereignis, bei dem es bisher keinerlei Spuren gab, das er sich auch im heutigen Deutschland abgespielt hat."

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