Atomunfall heizt Windkraft-Diskussion an

Der Atomunfall in Japan befeuert die Diskussion um Windräder im Hochwald. Angesichts der aktuellen Ereignisse stellt Grimburgs Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber die Forderung, den Raumordnungsplan (ROP) für die Region Trier schnell zu ändern und darin neue Flächen für die Nutzung von erneuerbaren Energien zuzulassen.

 Ein weißer Riese wird zusammengebaut: Das Foto zeigt das Windrad, das am Wochenende an A1 bei Reinsfeld aufgestellt wurde. Neue Standorte für diese Anlagen werden bis Ende 2013 im Hochwald nicht dazukommen. Damit sind einige Kommunalpolitiker aber nicht einverstanden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ein weißer Riese wird zusammengebaut: Das Foto zeigt das Windrad, das am Wochenende an A1 bei Reinsfeld aufgestellt wurde. Neue Standorte für diese Anlagen werden bis Ende 2013 im Hochwald nicht dazukommen. Damit sind einige Kommunalpolitiker aber nicht einverstanden. TV-Foto: Axel Munsteiner

Grimburg. Alle windkraftwilligen Orte in der Verbandsgemeinde Hermeskeil haben ein Problem. Bis Ende 2013 haben sie keine Chance, auf ihrem Gebiet neue Windräder aufzustellen. Das ist die Konsequenz aus der Entscheidung, die die Vertreter der regionalen Planungsgemeinschaft im Dezember 2010 gefasst haben (der TV berichtete). Vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse im japanischen Atomkraftwerk Fukushima ist Grimburgs Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber jedoch davon überzeugt, "dass die Regionalvertretung heute einen anderen Beschluss fassen würde".

Nach seiner Auffassung stellt das, was vor vier Monaten in Sachen Windkraft für die Region Trier beschlossen wurde, "zweifellos keinen beschleunigten und forcierten Übergang zu den erneuerbaren Energien dar". Weber beruft sich bei seinem Vorstoß auf ein Zitat von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die am 14. März in einer Fernsehsendung genau diesen "beschleunigten und forcierten Übergang" als Antwort auf die Katastrophe in Japan angekündigt habe.

Weber, der in seinem Ort Chef einer Freien Wählergruppe ist, verlangt deshalb, dass sich die Regionalvertretung schnell zu einer neuen Sitzung trifft und ihre früheren Beschlüsse ändert. Es sollten nun im Raumordnungsplan (ROP) "weitere Flächen für Wind- und Sonnenenergie ausgewiesen werden und so den seit Jahren geäußerten Forderungen der Ortsgemeinden, insbesondere im Hochwaldraum nachgekommen werden".

Die Grimburger planen zusammen mit ihren Nachbarn aus Gusenburg die Aufstellung von Windrädern auf der Grendericher Höhe. Dieses Gebiet ist aber bis Ende 2013 nicht als Windkraftstandort vorgesehen.

Köhl für neue Standorte



Auch Beurens Ortsbürgermeister Manfred Köhl (SPD) kämpft schon lange vergeblich darum, dass sich auf dem Gebiet seiner Gemeinde Räder drehen dürfen. Er unterstützt Webers Vorstoß und gibt ihm recht: "Es gibt jetzt keinen Grund mehr innezuhalten und bis Ende 2013 zu warten." Auch nach seiner Auffassung sollte der ROP "noch dieses Jahr aktualisiert und dort neue Standorte aufgenommen werden", sagt Köhl. Das sei auch deshalb wichtig, weil die Lieferzeit für Windräder fast drei Jahre beträgt.

Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz ist Vorsitzender der Planungsgemeinschaft. Der CDU-Politiker sagt zu den Forderungen aus dem Hochwald: "Ich bin nicht für Schnellschüsse in diesem Bereich." Er wolle zwar die Diskussion um Windkraft nicht verhindern und rechne auch mit neuen Anfragen. Allerdings müsse die Frage der weiteren Entwicklung "sauber vorbereitet werden. Es kann niemand erwarten, dass wir jetzt alle Rechtsgrundlagen einfach außer Kraft setzen", sagt Schartz. Gerade bei den Hochwaldorten war beispielsweise deren Lage im Naturpark Saar-Hunsrück bisher ein wichtiges Hindernis, das der Aufstellung von Windrädern im Weg stand.

Potenzial für Ausbau gegeben



Schartz weist außerdem darauf hin, dass im Dezember 2010 die Planungsgemeinschaft die Flächen, auf denen Windkraft möglich ist, in der gesamten Region von 25 auf knapp 150 Quadratmeter erweitert hat. "Es ist also Potenzial für den Ausbau da." Der Landrat räumt allerdings ein, dass sich diese sogenannten weißen Flächen - auf denen es raumplanerisch keine Ausschlussgründe für neue Räder gibt - überwiegend in der Eifel befinden.

In der VG Hermeskeil gibt es ein solches Gebiet nur noch auf der Gemarkung Naurath/Wald - einem Teil des Windparks Mehring. Auf Naurather Boden wird zurzeit zwar ein drittes Rad aufgestellt. Noch mehr Anlagen will der dortige Gemeinderat aber nicht.

In Reinsfeld wurde am Wochenende ebenfalls ein neuer weißer Riese installiert, so dass dort im gemeinsamen Windpark mit Hinzert-Pölert nun zwölf Anlagen stehen. Dieser Standort an der A 1 ist aber seit Jahren als Vorrangfläche für Windkraft ausgewiesen und die Baugenehmigung für das neue Rad liegt schon längere Zeit vor.

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