Gedenkstätte Grabungen am Folter-Teich in Hinzert geplant

Hinzert-Pölert · Auf dem Gelände des ehemaligen SS-Sonderlagers/KZ Hinzert sind archäologische Untersuchungen vorgesehen.

 Die Referenten mit Beate Welter (Zweite von rechts), Leiterin der Gedenkstätte, und Uwe Bader (rechts), Leiter Gedenkreferat der Landeszentrale für politische Bildung, vor dem früheren Lagergelände.

Die Referenten mit Beate Welter (Zweite von rechts), Leiterin der Gedenkstätte, und Uwe Bader (rechts), Leiter Gedenkreferat der Landeszentrale für politische Bildung, vor dem früheren Lagergelände.

Foto: Ursula Schmieder

Sie sieht idyllisch aus, die Fläche des früheren Konzentrationslagers (KZ). Doch das Gras, das dort wächst, bewahrt Relikte der Geschichte des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert (siehe Info). So etwa Fundamente von Mauern oder auch Bodenplatten der früheren Häftlingsbaracken. Die Gedenkstätte will aber nicht dort professionell graben lassen, sondern am früheren Feuerlöschteich, einem Folterort. Gefangene, die dort hineingestoßen wurden, kamen wegen der hohen Böschung aus eigener Kraft nicht mehr heraus.

 Nach 1945 wurde in dem Teich aber auch Müll wie etwa Baumaterialien entsorgt. Beate Welter, Leiterin der Gedenkstätte, verweist dazu auf ein Foto des luxemburgischen Fotografen Tony Krier von September 1946. Darauf zu erkennende Holzteile könnten von Zäunen und Baracken stammen oder von einem Steg, der durch das nach 1945 abgetragene Lager führte.

Etwaige Funde könnten daher das Wissen über das Lager und den Lageralltag ergänzen - oder auch korrigieren. Denkbar ist aber auch, dass Hinweise auf frühere Gefangene gefunden werden. Archäologische Untersuchungen beförderten wichtige Erkenntnisse zu Tage, betont Uwe Bader, Leiter des Gedenkreferats der Landeszentrale für politische Bildung (LpB).

Bei Grabungen der Gedenkstätten Bergen-Belsen bei Celle und Flossenbürg an der Grenze zu Tschechien war das der Fall. In Flossenbürg wurde sogar eine Erkennungsmarke gefunden, was es ermöglichte, das Schicksal eines Soldaten zu klären. Funde wie dieser wurden im Rahmen einer Tagung zum Thema Archäologie und Erinnerungsarbeit  in der Gedenkstätte Hinzert angesprochen.

Dennoch sind auch alltägliche Gegenstände grundsätzlich aufschlussreich. Denn sie verraten, wie die Menschen im Lager lebten, was wiederum wertvoll ist für die pädagogische Arbeit von Gedenkstätten. In Hinzert gewinnt das angesichts der geplanten Neugestaltung des Außengeländes (der TV berichtete) zusätzlich an Bedeutung. Vorgesehen ist, das inzwischen vom Land nahezu komplett erworbene Gelände mit Hilfe von GPS-Daten und Audioguides virtuell zu erschließen. Besucher sollen sich selbstständig einen Eindruck davon machen können, wie das Lager aussah. Funde könnten dazu entscheidend mit beitragen.

Welter hofft, dass im nächsten Jahr mit den Grabungen begonnen werden kann. Ob dann tatsächlich am Teich gegraben wird oder eventuell doch Fundamente einer ehemaligen Baracke freigelegt werden, steht noch nicht endgültig fest.

Beate Welter betont zwar: „Wir von der Gedenkstätte präferieren ganz eindeutig den Feuerlöschteich.“ Doch sollten Fachleute bei noch diesen Monat geplanten Gesprächen empfehlen, den Teich nicht anzurühren, würde diese Planung noch einmal genau überdacht. Laut der Leiterin der Gedenkstätte wird aber „aus Kostengründen“ in jedem Fall nur an einer Stelle gegraben. Und dabei müssten sie auch auf Funde wie Munitionsreste gewappnet sein: „Das ist keine ungefährliche Buddelecke.“

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