Auf den Bahnhöfen jubelten die Menschen

HERMESKEIL/MORBACH. (HB) Vor 100 Jahren veränderte ein neues Verkehrsmittel das Lebensumfeld der Menschen: die Eisenbahn. Im November 1903 wurde die Strecke von Morbach nach Hermeskeil eröffnet. Der TV beleuchtet in einer fünfteiligen Serie die Geschichte der Bahn von den Anfängen bis zu den Bemühungen um die Wiederbelebung.

Die Realisierung von Großprojekten dauerte schon immer etwas länger. Von den ersten Plänen für die Hunsrückbahn bis zu ihrer Realisierung sollten fast 40 Jahre ins Land gehen. Man kann es sich heute kaum vorstellen: Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die unzureichend ausgebaute Römerstraße von Mainz nach Trier die einzige überregionale Verkehrsader im Hunsrück. Kein Flugplatz Hahn, und von der Hunsrückhöhenstraße fehlte noch jede Spur. Doch dann kam die Bahn. Ein Plan aus Brüssel sah 1862 vor, eine Eisenbahnlinie von der belgischen Grenze quer über den Hunsrück bis nach Langenlonsheim zu bauen. Dieses Vorhaben stieß beim Regierungspräsidenten in Trier nicht auf Gegenliebe, weil man an der Rentabilität der Bahn in den dünn besiedelten Gebieten zweifelte. Auch vom preußischen Staat gab es zunächst keine Unterstützung. Die Behörden zögerten, eine Denkschrift des Landrates in Simmern im Jahre 1880 gab den Ausschlag: Die Bahnlinie von Langenlonsheim nach Simmern wurde gebaut und 1889 eröffnet. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz ins Nahe- und Rheintal geschafft und der erste Schritt zur Erschließung des Hunsrücks getan. Der erste Zug war ein Jahrhundert-Ereignis. Er wurde auf den Bahnhöfen von den Menschen jubelnd begrüßt, berichtete die Hunsrücker Zeitung 1889. Sieben Jahre später erteilte das Ministerium in Berlin der Eisenbahndirektion in Saarbrücken der Auftrag, den weiteren Ausbau bis nach Hermeskeil voranzutreiben. Doch der Baubeginn verzögerte sich. Zwischen der Bezirksregierung und den beteiligten Kommunen gab es Meinungsverschiedenheiten über die Anbindungen der Ortschaften und die Standorte der Bahnhöfe. Schließlich wurden Bahnhöfe und Haltestellen in Nannhausen, Unzenberg, Kirchberg, Niedersohren, Sohren, Büchenbeuren, Hirschfeld, Hochscheid, Hinzerath, Bischofsdhron, Hoxel, Thalfang, Deuselbach, Dhronecken, Geisfeld, Rascheid, Pölert und Hermeskeil geplant. Die Brückenbauten nahmen viel Zeit in Anspruch. Zu ihnen zählen die 31 Meter hohe Rascheider Brücke über das Nassbachtal, das 31 Meter hohe Viadukt über das Siebenborntal bei Deuselbach und schließlich das 42 Meter hohe Hoxeler Viadukt über das Herrschenbachtal, eine der höchsten Eisenbahnbrücken in Deutschland. Die Verbindung von Simmern nach Kirchberg wurde 1901 und von Kirchberg nach Morbach 1902 fertiggestellt. Die Strecke von Morbach nach Hermeskeil wurde 1903 eröffnet. Erst zu diesem Zeitpunkt konnte man mit Dampfzügen Langenlonsheim über Kirchberg, Simmern, Morbach und Thalfang nach Hermeskeil und von dort nach Trier oder über Türkismühle nach Saarbrücken reisen oder Güter befördern.

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