Auf den Spuren der Römer mit einem Heimatforscher aus Morbach

Morbach · Berthold Staudt, Heimatforscher aus Morbach, erzählt, wie der Ausonsius-Wanderweg entstanden ist und was sich in den vergangenen Jahren verändert hat.

 Der Ausoniusweg bietet an vielen Stellen einen weiten Blick über die Mittelgebirgslandschaft des Hunsrücks. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Der Ausoniusweg bietet an vielen Stellen einen weiten Blick über die Mittelgebirgslandschaft des Hunsrücks. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Morbach Erst vor wenigen Wochen wurde die erste durchgehende Karte für den Ausoniusweg veröffentlicht (der Trierische Volksfreund berichtete). Nun können Wanderer von Bingen bis Trier erstmals mit einem handlichen und übersichtlichen Plan auf den Spuren der Römer den Hunsrück erkunden.
Vor Jahren war das noch etwas beschwerlicher. Es gab kein zusammenhängendes Kartenwerk und der Wanderweg war als solcher auch noch nicht vollends ausgebaut. Der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt ist Wanderführer im Hunsrückverein und kann sich noch an den Beginn des Ausbaus erinnern. Er ist die Strecke bisher mehr als 20 Mal gegangen und gilt als Kenner des Ausoniusweges.
"Das war Anfang der 1990er Jahre, als der Hunsrückverein den Weg ausweisen wollte. Mehrere Bürgermeister aus dem Hunsrück haben überlegt, wie man diese Strecke beleben kann", sagt Staudt. Auch das Jugendherbergswerk war beteiligt. Er sei dann in dieses Projekt mit eingestiegen. "Wir haben den Weg ausgewiesen und beschildert. Teilweise mussten wir die Wanderstrecke man drumherführen, da heute stellenweise die B 50 dort verläuft. Die Strecke entspricht etwa 137 Kilometern."
Wie Staudt herausfand, gab es schon im Jahr 1838 eine erste Beschreibung der Strecke. Damals hat ein preußischer Major namens Schmidt die alte Strecke neu aufgemessen und beschrieben. Manche Ortsnamen können sogar auf den Ausoniusweg zurückgeführt werden, erklärt Staudt. Zum Beispiel der Name Detzem an der Mosel, er sich aus dem lateinischen Wort für die Zahl Zehn, decem, ableitet. "Dieser Ort lag nämlich zehn römische Weilen vor Trier, so wie Quint (quintus, fünf) fünf Meilen vor Trier liegt", erläutert Staudt. Der alte Weg verlief über Haag, Gräfendhron, Berglicht nach Fell und war an dieser Stelle zum Beispiel eine Fußgängerstrecke. Die Fahrstrecke hingegen allerdings ging geradeaus nach Neumagen-Dhron und dann der Mosel entlang. "Von Kirchberg bis Neumagen können sie ein Lineal anlegen. Die Römer haben gerade gebaut. Serpentinen nur dort, wo es unbedingt notwendig war. Die Römer haben immer gerade Wegstrecken bevorzugt."
Bekannt wurde der Wanderweg schließlich auch durch eine Initiative des Jugendherbergwerks, erinnert sich Staudt. "Die haben mich gefragt, ob ich als Wanderwart über diese alte Strecke führe. Wir sind immer 20 Kilometer gelaufen, dann kam der Bus und hat uns in die nächste Jugendherberge gebracht. So konnte man den Weg in sechs Tagen wandern. Ich habe rund 300 Leute über die Strecke geführt."
Der Ausoniusweg ist einer der Hauptwanderwege des Hunsrückvereins. Zusätzlich ist in den letzten Jahren der Jakobsweg darübergelegt worden, weil dieser Abschnitt als historisch authentische Wegstrecke gilt. Diese Römerstraße war im Mittelalter und auch in der Neuzeit die einzige Verbindung vom Rhein nach Trier und von dort aus nach Santiago. "Wir nennen ihn Hunsrücker Jakobsweg. Es gab ja damals keine andere Alternative dazu," sagt Staudt. Eine von ihm verfasste Broschüre liegt in den Tourist-Informationen aus.
Sogar ein historisches Schlachtfeld ist vom Ausoniusweg aus zu sehen "Unterhalb der Molesbachtalbrücke vor Trier hat die sogenannte Bataverschlacht zwischen aus Trier stammenden Kelten und den Römern im ersten Jahrhundert nach Christus stattgefunden. Die Römer haben gesiegt," sagt Staudt.
Heute ist es aber friedlich auf dem Weg. "Es kommen Profi-Wanderer aus ganz Deutschland hierher. Manche überraschen die Höhenunterschiede." Mit einer Traumschleife oder dem Saar-Hunsrück-Steig lasse sich der Weg aber nicht vergleichen. "Bei einer Traumschleife muss man was bieten, was die Natur betrifft. Aber hier gehen wir auf Wirtschaftswegen, weil es ja auch früher ein Weg war." Während früher eher größere Gruppe den Weg gewandert sind, habe sich das verändert, so Staudt. Es werde individueller gewandert, in Kleingrupen, Familien- oder Freundeskreisen.

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