Ermittlungen Suche nach dem Roscheider Reifenstecher

Konz · Die Polizei braucht Hilfe bei Ermittlungen zu einem Unbekannten, der seit Monaten Autofahrer in Konz drangsaliert. Nur durch eine gute Reaktion wurde ein schwerer Unfall vermieden.

 Detlef Schmitt (links) bearbeitet die Serie mit den beschädigten Autoreifen im Wohngebiet Roscheid. Gerd Herrig (rechts), Leiter der Konzer Polizeiwache, unterstützt ihn dabei. Auf dem Auto liegen Schrauben, die zum Zerstören der Pneus eingesetzt worden sind.

Detlef Schmitt (links) bearbeitet die Serie mit den beschädigten Autoreifen im Wohngebiet Roscheid. Gerd Herrig (rechts), Leiter der Konzer Polizeiwache, unterstützt ihn dabei. Auf dem Auto liegen Schrauben, die zum Zerstören der Pneus eingesetzt worden sind.

Foto: TV/Christian Kremer

Die Fälle häufen sich. Mindestens 20-mal hat der Reifenstecher inzwischen im Konzer Wohngebiet Roscheid zugeschlagen. Ein Unbekannter platziert im Schutz der Dunkelheit Schrauben oder Nägel hinter den Fahrzeugen. Sie drücken sich in die Reifen, sobald der Wagen losrollt. In anderen Fällen wurden die Schrauben vermutlich direkt in den Reifen gedreht. Wenn die Luft aus dem Pneu ist, kann es gefährlich werden.

Das zeigt ein Beispiel, das Polizei-Oberkommissar Detlef Schmitt schildert. Der Reifen an einem Auto von einem der betroffenen Roscheider habe die Luft verloren, als der Geschädigte auf der Autobahn unterwegs gewesen sei. Der Fahrer habe nur durch gute Reaktionen einen schweren Unfall verhindert, sagt Schmitt. Und weil es sehr gefährlich werden kann, kann aus dem Straftatbestand einer Sachbeschädigung, wegen dem die Polizei ermittelt, schnell ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr oder bei Unfällen mit Verletzten oder Toten gar eine fahrlässige Körperverletzung oder sogar eine fahrlässige Tötung werden. Soweit ist es in Roscheid zum Glück  nicht gekommen. Das zeigt auch das Beispiel eines Geschädigten, der sich mit dem TV über die Vorfälle unterhält. „Meine Frau kam zu mir und sagte: ‚Die Reifendruckanzeige spinnt’“, erzählt er. Er sei zur Tankstelle gefahren und habe dort gemerkt, dass der Reifen die Luft nicht halte. Dann habe er die Schraube entdeckt. Zunächst habe er an einen Unfall geglaubt. Doch als in direkter Nachbarschaft mehrere Fälle registriert worden seien, sei er hellhörig geworden, sagt der Mann. Irgendwann seien Flyer verteilt und Aushänge gemacht worden. Dann hätten sich weitere Betroffene – auch aus entfernteren Straßen – bei der Polizei gemeldet. Er kontrolliere jetzt immer vor dem Losfahren, ob Schrauben an den Reifen liegen.

Polizei-Oberkommissar Detlef Schmitt bringt zum Vor-Ort-Termin mit dem TV mehrere Umschläge mit. Darin sind verschiedene Schrauben und ein Nagel. Beweismittel, die zeigen, dass der Täter eher gebrauchte statt neuer Schrauben einsetzt. Alle haben einen breiten Kopf, so dass sie stehen bleiben, wenn sie einmal mit der Spitze nach oben aufgestellt worden sind.

Die Ermittlungen in den Fällen laufen seit Oktober. Da gab es die erste Anzeige eines Geschädigten. Dieser sei allerdings zu diesem Zeitpunkt schon zum zweiten Mal Opfer des Reifenstechers geworden, erklärt Schmitt. Zum ersten Mal hatte er im Juni 2020 einen Platten. In der Folge gab es wohl jeden Monat zwei bis drei Fälle, im Oktober sogar fünf. Die jüngste Anzeige stammt von kurz vor Weihnachten. Betroffen ist laut den Ermittlern nicht das gesamte Wohngebiet in Roscheid, sondern in erster Linie der neueste Bauabschnitt hinter dem Seifwald-Ring.

Eine ähnliche Serie gab es in Konz laut Gerd Herrig, Leiter der dortigen Polizeiwache, bisher noch nicht. Ein Blick ins TV-Archiv zeigt, dass es auch in anderen Städten außer in Trier bisher zu keinen größeren Serien kam. In Trier gab es schon mehrfach Vorfälle mit Dutzenden von zerstochenen Reifen. Aufsehenerregend war ein Fall im Jahr 2013, als in einer Nacht Reifen von 250 Fahrzeugen kaputt waren.

Weil solche Serien so selten vorkommen, könne er nichts zur Aufklärungsquote in solchen Fällen sagen, erklärt Polizeiwachen-Leiter Herrig. „Die Aufklärung an sich dürfte sich ohnehin schwierig gestalten“, führt er weiter aus. Deshalb geht die Polizei an die Öffentlichkeit – auch mit einer Beilage zum Thema in der nächsten Konzer Rundschau. Die Ermittler suchen so nach Zeugen oder weiteren Geschädigten. Herrig will bei den Leuten zudem das Bewusstsein herstellen, dass sie am besten vor dem Losfahren ihre Autos kontrollieren und nachsehen, ob Schrauben oder Nägel an den Reifen platziert worden seien.

Zurzeit gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, der wahrscheinlich aus Roscheid stammt. Herrig begründet das damit, dass sich die Taten auf einen kleinen Bereich begrenzen. Über das Motiv des Täters kann Herrig bisher nur spekulieren: „Vielleicht ist es genereller Verdruss gegenüber Autofahrern“, sagt er. Für die Geschädigten ist eine Sache besonders ärgerlich: Die Kosten bleiben meist an ihnen hängen. Denn Versicherungsschutz für Reifen gebe es nur bei speziellen Vollkaskoversicherungen für Fahrzeuge, heißt es auf TV-Anfrage beim ADAC (Allgemeiner Deutscher Automobil-Club). Eine Sprecherin des Verkehrsvereins empfiehlt einen Blick in die individuellen Versicherungskonditionen, da dort ein entsprechender Ausschluss vereinbart sein könne. Ihr Fazit: „Schützen kann man sich eigentlich nur, wenn man das Auto in einer Garage parkt.“

 Detlef Schmitt (links) bearbeitet die Serie mit den beschädigten Autoreifen im Wohngebiet Roscheid. Gerd Herrig (rechts), Leiter der Konzer Polizeiwache, unterstützt ihn dabei. Auf dem Auto liegen Schrauben, die zum Zerstören der Pneus eingesetzt worden sind.  

Detlef Schmitt (links) bearbeitet die Serie mit den beschädigten Autoreifen im Wohngebiet Roscheid. Gerd Herrig (rechts), Leiter der Konzer Polizeiwache, unterstützt ihn dabei. Auf dem Auto liegen Schrauben, die zum Zerstören der Pneus eingesetzt worden sind.  

Foto: TV/Christian Kremer

Wer Hinweise zum Täter hat oder selbst Opfer des Roscheider Reifenstechers geworden ist, sollte sich bei der Polizeiwache Konz unter Telefon 06501/9268-0 melden.

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