Auf vielen Gleisen im Einsatz

Sie ist Betreiber der Strecke Hermeskeil-Türkismühle, ist in Sachsen im Schienenpersonennahverkehr tätig und hat zuletzt wegen des von den Anrainer-Kommunen angestrebten Kaufs der Hunsrückbahnlinie zwischen Hermeskeil und dem Hahn mehrfach von sich reden gemacht. Künftig will sie auch auf dieser Trasse Güterzüge und historische Schienenbusse rollen lassen. Der TV stellt die Unternehmensgruppe "Hochwaldbahn" (HWB) vor.

 Auf der Strecke nach Türkismühle lässt er seine Züge schon rollen, in Richtung Flughafen Hahn würde er es gerne tun: Bernd Heinrichsmeyer ist Geschäftsführer der Unternehmensgruppe „Hochwaldbahn“ mit Sitz am Hermeskeiler Bahnhof. TV-Foto: Axel Munsteiner

Auf der Strecke nach Türkismühle lässt er seine Züge schon rollen, in Richtung Flughafen Hahn würde er es gerne tun: Bernd Heinrichsmeyer ist Geschäftsführer der Unternehmensgruppe „Hochwaldbahn“ mit Sitz am Hermeskeiler Bahnhof. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. "Die Hochwaldbahn, das unbekannte Wesen" - Ein Slogan wie dieser könnte durchaus zu einem Unternehmen passen, das seinen Sitz am Hermeskeiler Bahnhof hat. Selbst viele Einheimische wissen allenfalls, dass die HWB auf der Bahnlinie nach Türkismühle mit Güterzügen, die Holz oder Baustoffe geladen haben und diese ins ganze Bundesgebiet transportieren, unterwegs ist und dort an manchen Wochenenden Ausflugsfahrten mit der Museumsbahn anbietet.Voraussetzung dafür war die Übernahme der 23 Kilometer langen Strecke von der Deutschen Bahn Netz AG am 1. Januar 2004, "die mit jahrelangen, sehr komplizierten Verhandlungen verbunden war", erinnert sich HWB-Geschäftsführer Bernd Heinrichsmeyer. Was der Öffentlichkeit hingegen kaum bewusst ist: "Pro Jahr kommen über 600 Fahrten auf diesem Abschnitt zusammen", betont Heinrichsmeyer.Die Anfänge der HWB liegen aber weiter zurück. Keimzelle war ein 1991 von 17 Eisenbahnfreunden gegründeter Verein, der ursprünglich Fahrten mit dem roten Schienenbus zwischen Hermeskeil und Trier organisierte. Diese Strecke wurde aber 1998 stillgelegt.Bereits ein Jahr zuvor, "zu einem Zeitpunkt, als die Bahnreform und die damit verbundene Chance für private Anbieter zu greifen begonnen hat, haben wir beschlossen, die Geschichte zu kommerzialisieren", blickt Heinrichsmeyer zurück. Aus dem Verein wurde ein Unternehmen. Vom Verein zur Unternehmensgruppe

Im Laufe der Zeit kamen mehrere Aufgabenfelder neu hinzu, so dass sich heute unter dem Dach der Unternehmensgruppe insgesamt sechs Gesellschaften befinden. Neben dem Güter- und Bauzugverkehr hat die HWB unter anderem an den Standorten Hermeskeil, Krefeld und Zittau drei Eisenbahnwerkstätten eingerichtet, in der die Fahrzeuge diverser Privatbahnen repariert werden. Und sie übernimmt seit 2002 im Auftrag des Freistaats Sachsen den Schienenpersonennahverkehr zwischen Zittau und dem tschechischen Liberec. "Das war eigentlich als Gemeinschaftsprojekt geplant. Dann ist aber unser Partner gleich zu Beginn weggebrochen, und seitdem machen wir es alleine", sagt Heinrichsmeyer.Zurzeit beschäftigt die Hochwaldbahn circa 80 Mitarbeiter, bei denen es sich fast ausschließlich um Vollzeitkräfte handelt, wie der Bahnchef betont. Die Unternehmensgruppe verfügt über mehr als 100 eigene Schienenfahrzeuge und 16 Diesel-Lokomotiven. Insbesondere im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen um die Reaktivierung der Hunsrückbahn zwischen Hermeskeil und dem Flughafen Hahn (der TV berichtete mehrfach), bei der die HWB als potenzieller Betreiber Interesse an Fracht- und Museumsverkehr angemeldet hat, betont Heinrichsmeyer: "Wir haben Erfahrung und das notwendige technische Equipment. Außerdem wissen wir durch unsere Tätigkeit auf der Strecke nach Türkismühle, welche Kosten für Inbetriebnahme und Unterhaltung entstehen. Deren Zustand war nicht besser als der der Hunsrückbahn." Extra Die Pläne zum Kauf der Hunsrückbahnstrecke von Hermeskeil zum Hahn sind umstritten. Die DB Netz verlangt dafür rund 600 000 Euro. Allerdings gibt es stark voneinander abweichende Aussagen, wie hoch die zusätzlichen Kosten sind, um die stillgelegte Strecke wieder befahrbar zu machen. Die Summen schwanken zwischen 110 000 Euro, die die HWB errechnet hat, und acht Millionen Euro, die 2002 im sogenannten "Gehrmann-Gutachten" veranschlagt wurden. Darin wurde auch die Reaktivierung für den Personennahverkehr geprüft. Ein drittes Gutachten soll nun Aufschluss über die tatsächlich zu erwartenden Kosten geben. Heinrichsmeyer: "Wir halten unsere Zahlen für realistisch. Entscheidend ist die Frage der Zielsetzung. Es geht nicht um Sanierung, sondern um die Wiederherstellung der Befahrbarkeit auf einem geringen technischen Niveau mit niedrigen Geschwindigkeiten. Wir sind bereit, das für diesen Betrag zu realisieren." Vor dem Hintergrund, dass der Schienen-Güterverkehr als Folge der Einführung der LKW-Maut ständig zunehme, meint der HWB-Chef: "Wir sind überzeugt, dass man nicht die verkehrspolitische Dummheit begehen und einen Verkehrsträger, der vorhanden und technisch betriebsfähig ist, fahrlässig aufgeben sollte." (ax)

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