Aufrüttelnde Aufarbeitung

HINZERT. (hno) Albert Pütz stellte seine neue Publikation zur juristischen Aufarbeitung der Verbrechen im KZ Hinzert vor. "Die Strafverfolgung der Täter aus dem KZ-System Hinzert" lautet der Titel der neuen Informationsschrift.

 Albert Pütz warnte die Zuhörer vor: "Das ist keine Wellness-Story. Machen sie sich auf etwas gefasst."Foto: Holger Noß.

Albert Pütz warnte die Zuhörer vor: "Das ist keine Wellness-Story. Machen sie sich auf etwas gefasst."Foto: Holger Noß.

Mehr als 60 Besucher waren der Einladung der Kreisvolkshochschule Birkenfeld nach Hoppstädten-Weiersbach gefolgt. Der 1932 in Saarburg geborene Richter und Autor Albert Pütz legt nun bereits die dritte Veröffentlichung zu der juristischen Aufarbeitung im KZ-Hinzert vor.Die ersten beiden Veröffentlichungen waren in Kooperation mit dem Mainzer Justizministerium und der Landeszentrale für politische Bildung entstanden. Die nun vorliegende Publikation stellt auf 52 Seiten kurz gefasst den Inhalt der ersten beiden Publikationen dar.Die im KZ-Hinzert begangenen Verbrechen wurden lange Zeit tabuisiert. Das KZ Hinzert war Standort der SS-Totenkopfverbände. Das für 500 Häftlinge konzipierte Lager war hoffnungslos überbelegt. Es fehlte an Nahrung und Bekleidung. Maurer und Schlosser waren als Sanitäter tätig. Im Lager inhaftiert waren Menschen aus ganz Europa, vereinzelt auch Juden, vor allem aber Luxemburger.Mit seinen beiden Büchern hat Pütz die strafrechtliche Aufarbeitung der Verbrechen im KZ-Hinzert dokumentiert und eine wichtige Lücke in der historischen Aufarbeitung gefüllt. Teil Eins beschäftigt sich mit dem Täterprofil des letzten Kommandanten des Lagers, Paul Sporrenberg. Der zweite Teil dokumentiert unter die Verbrechen der SS-Einsatzkommandos.Mit den Worten "Dies ist keine Wellness-Story, machen sie sich auf etwas gefasst" begann Pütz die Lesung von vier Passagen aus der Anklageschrift gegen Paul Sporrenberg, die das perverse und menschenverachtende Ausmaß der Verbrechen im KZ-Hinzert nur erahnen lassen. "Und dabei", betonte Pütz , "sind das noch nicht einmal die schlimmsten Passagen."In einem Exkurs ging der Autor auch auf das im Hoppstädten-Weiersbacher Ortsteil Neubrücke gelegene Außenlager ein. Mittlerweile sind die Grundfundamente längst von Unkraut überwuchert, und es ist kaum noch auszumachen, wo genau dieses Lager stand. "Wichtig wäre es, dieses Lager zu dokumentieren und eventuell sogar zu visualisieren", so Pütz. Der Autor befürchtet, dass es hierfür zu spät sein könnte, wenn die Gemeinde tatsächlich über das Gelände eine Zubringerstraße zu einem geplanten Gewerbegebiet bauen würde.Lobende Erwähnung fand das Engagement der jungen Generation. So habe ein Schüler des Gymnasium Birkenfeld in einer Facharbeit eine Dokumentation über das Außenlager angefertigt. Schüler des Heinzenwies-Gymnasium in Idar-Oberstein tasteten vergangen Sommer mittels Spaten und Eisenstangen das Gelände nach Betonplatten ab, um den genauen Standort des Lagers ausfindig zu machen (der TV berichtete).

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