"Aus dem Schatten "

REINSFELD. (urs) Mit dem Buch "Der Weg aus dem Schatten" ist die Reinsfelder Autorin Maria Noll erstmals wieder ins Rampenlicht getreten, aus dem sie sich nach einem Schicksalsschlag zurück gezogen hat.

Maria Noll kennt in Reinsfeld wohl jeder. Doch die 75-Jährige ist nicht erst seit der Veröffentlichung zweier Bücher in aller Munde. Die Ehefrau von Ehrenbürger Alfred Noll und Mutter von vier Kindern ist in erster Linie für ihre Büttenreden, Mundartvorträge und Theaterauftritte bekannt. Seit einem Schicksalsschlag in Nolls Familie müssen die Reinsfelder allerdings auf sie verzichten. Auftritte wie mit Alois Eiden, der laut Noll ein ihr seelenverwandtes "Kaliber" war, sind eh längst Geschichte. Mit ihrem Zweitwerk "Der Weg aus dem Schatten" beleuchtet die Autorin daher nicht nur die jüngere Dorfgeschichte, sondern tritt auch selbst wieder ein wenig ins Licht der Öffentlichkeit. Was die waschechte Reinsfelderin entscheidend geprägt hat, ist ihre Kindheit und Jugend. "Ich war 15, als der Krieg aus war - alles war Schutt", hat sie die Bilder von Elend und Armut noch vor Augen. Die in ihrer Stimme mitschwingende Traurigkeit lässt das Bedrückende dieser Zeit erahnen: "Meine Jugendjahre, die gibt es eigentlich gar nicht." Doch als Älteste von acht Geschwistern blieb ihr gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Auch als sie später verheiratet war und eigene Kinder hatte, gab es für sie kaum Mußestunden, sich mit sich selbst oder dem Erlebten auseinander zu setzen. Dennoch begann sie irgendwann, Erinnerungen nieder zu schreiben oder Ereignisse des Dorfgeschehens festzuhalten. Was sie antrieb, war die Überzeugung "das kann doch nicht alles sein". Die bruchstückhaften Fragmente fügten sich über die Jahre mehr und mehr zu einem kleinen Spiegel der jüngeren Dorfgeschichte. Es geht ebenso um liebenswerte Originale wie auch engagierte Bürger und Vereine, die den Ort in der Nachkriegszeit wieder aufblühen ließen. Dennoch wären die durch Vorträge für Mundartauftritte, Familienabende und Feste ergänzten Schriften wohl auf ewig eine Art "lose Blattsammlung" geblieben. Wären da nicht Menschen gewesen, die Noll immer wieder ermunterten: "Mach doch mal was". Was sie sich schließlich zu Herzen nahm. "Da hab ich's mal zaghaft versucht", erinnert sie sich an den Beginn der Arbeit für ihr 1998 erschienenes Buch "Rauher Wind". Der nun nachfolgende "Weg aus dem Schatten", enthält neben Nachkriegserinnerungen auch ein kleines Dialekt-Wörterbuch in "Ränzelda Platt". Dass das Zweitwerk erst jetzt erschienen ist, hängt mit dem Tod von Nolls Tochter Birgit zusammen. "Die Kreativste von uns ist gestorben - das können wir nicht verschmerzen", spricht die fünffache Großmutter für ihre gesamte Familie. Bei der Buchpräsentation, mit der die Gemeinde kürzlich ihr 1025. Jahr einläutete, habe sie ihnen allen überall gefehlt. Durch den Schicksalsschlag sieht sich Noll, die nach eigenen Worten bis dahin nie ernstere Sorgen hatte, als Mensch verändert. "Ich hatte immer Sprüche auf Lager, aber jetzt kann ich mich nicht mehr auf die Bühne stellen und Humoriges erzählen." Daher ziehe sie mehr und mehr Jüngere heran, mit denen sie schon früher für Heimatfeste oder Feiern Sketche und kleine Theaterstücke eingeübt hatte. Gelegenheit dazu bot sich reichlich für das aktive Mitglied des Karneval-, Musik- und Heimatvereins sowie der Chöre. "Und es kommt ja auch immer was dazu", erzählt Noll, eine geborene Dengler. Bei der für die Historische Straße der 1025-Jahrfeier geplanten Präsentation traditionellen Handwerks will sie den Besuchern zeigen, wie ein Dengler (Bezeichnung für den fast ausgestorbenen Beruf des Sensenschärfers) früher arbeitete.

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