Aus für geplanten Kunstrasenplatz am Schulzentrum Hermeskeil

Hermeskeil · Der Kreis Trier-Saarburg wird beim geplanten Bau des Kunstrasenplatzes am Hermeskeiler Schulzentrum wohl einen Rückzieher machen. Vieles deutet darauf hin, dass nach Jahren der Planung ein anderer Standort gefunden werden muss. Das liegt vor allem an Auflagen zum Lärmschutz, die Vereinstraining am Abend kaum zulassen würden.

 Der Ascheplatz hinter dem Hermeskeiler Schulzentrum soll zum Kunstrasenfeld werden, das auch Vereine nutzen können. Anwohner des angrenzenden Wohngebiets sind davon aber nicht begeistert.

Der Ascheplatz hinter dem Hermeskeiler Schulzentrum soll zum Kunstrasenfeld werden, das auch Vereine nutzen können. Anwohner des angrenzenden Wohngebiets sind davon aber nicht begeistert.

Foto: Christa Weber

Kunstrasenplätze sind pflegeleicht und zu jeder Jahreszeit bespielbar. Die Fußballer des Hermeskeiler Sportvereins (SV) wünschen sich schon seit einigen Jahren einen solchen Platz in ihrer Stadt. Der Verein und der Stadtrat plädierten lange Zeit für einen entsprechenden Umbau des Waldstadions. Der Kreis Trier-Saarburg brachte jedoch die Anlage am Labachweg unterhalb des Schulzentrums ins Spiel. Denn dort könnte der Rasen neben den Vereinen auch von den Schülern der Integrierten Gesamtschule (IGS) mitgenutzt werden. Der vorhandene Hartplatz sollte dafür umgebaut werden.

Wohngebiet gleich nebenan

Nach Jahren des Wartens - der Kunstrasen für Hermeskeil ist 2016 auf Platz zwei der Sportförderliste des Kreises vorgerückt - steht der Standort nun aber infrage. Der Kreistag wird am Montag, 12. Dezember, darüber entscheiden, ob er seine Pläne für das Kunstrasenfeld am Schulzentrum aufgibt. Das haben drei Ausschüsse einstimmig empfohlen.
Die Hauptursache für den Rückzieher ist ein Lärmschutzgutachten von 2012. Es komme zum Ergebnis, dass der Platz "außerhalb des Schulbetriebs nur sehr eingeschränkt genutzt werden kann", heißt es in einer Vorlage für den Kreistag. Das hängt mit dem Wohngebiet hinter der Sportanlage zusammen - und mit den benachbarten Tennisplätzen.

Außerhalb des Schulbetriebs bis 16 Uhr müssen aus Rücksicht auf die Anwohner spezielle Lärmschutzwerte eingehalten werden. Laut Gutachten klappt das nur, wenn parallel kein Tennis gespielt wird. Und auch dann sei der Platz zwischen 16 und 20 Uhr nur für zweieinhalb Stunden bespielbar. Nur in den Ferien könne der Platz sieben Stunden täglich genutzt werden. In der Ruhezeit nach 20 Uhr sei gar kein Training möglich. Turniere am Wochenende seien ausgeschlossen, da dann wegen der Zuschauer der Lärmpegel deutlich steige.

Ein effektiver Lärmschutz ist laut Kreisverwaltung "unrealistisch", weil der Platz im Tal liege und sich der Schall in alle Richtungen ausbreite. Einzelne Anwohner hätten bereits Widerspruch eingelegt gegen einen im Oktober 2015 erteilten Bauvorbescheid. Vertreter der Stadt Hermeskeil hatten schon 2010 auf rechtliche Probleme am Labachweg hingewiesen. Wegen der Tennisplätze hatte es jahrelange juristische Auseinandersetzungen mit Anwohnern gegeben.

Platz hat keine Genehmigung

Ein weiteres Problem ist laut Kreis, dass auch für den vorhandenen Sportplatz keine Baugenehmigung vorliegt. Warum die Verbandsgemeinde Hermeskeil als Trägerin der früheren Real- und Hauptschule, aus der 2010 die IGS hervorging, dies damals versäumt habe, sei nicht bekannt, erklärt Kreis-Pressesprecher Thomas Müller auf Anfrage. Der Kreis wolle dies nun nachholen.

Müller erläutert auch, warum der Kreis erst jetzt die Reißleine ziehen will - obwohl das Lärmschutzgutachten seit vier Jahren vorliegt. Knackpunkt sei die angestrebte abendliche Nutzung des Sportplatzes. Dagegen hätten einige Anwohner beim Kreis Widerstand angekündigt. "Wir haben versucht, in vielen Gesprächen doch eine Lösung zu finden. Aber wir müssen jetzt einsehen: Wir kriegen es nicht hin."

Nun stelle sich auch die Frage, ob und wie der "nicht mehr zeitgemäße" Tennenplatz stattdessen saniert werde. Bei der Standortsuche für den Kunstrasenplatz fange man "im Prinzip wieder bei null an". Mit Blick auf die erforderliche Größe und Eignung des Geländes gebe es keine alternativen Standorte in Hermeskeil. "Eine Möglichkeit wäre ein Umbau des Waldstadions", sagt Müller. Dazu müssten nun Gespräche mit Stadt und Sportverein geführt werden. In jedem Fall werde aber "eine Maßnahme für Hermeskeil" auf der Kreis-Förderliste bleiben.

Der Hermeskeiler Stadtchef Mathias Queck hält den Standort am Schulzentrum nach wie vor für den "besten". Das Waldstadion sei für die Schüler "schlecht zu erreichen". Natürlich müsse man die Belange der Anlieger respektieren, betont Queck: "Ich denke aber, man hätte mit einer ordentlichen Benutzungsregelung und Absprache mit dem Tennisclub eine Lösung finden können."

Und was sagt der Hermeskeiler SV dazu? "Wir wollen den Gesprächen mit Kreis und Stadt nicht vorgreifen", sagt der Vorsitzende Daniel Justinger. Der Verein werde sich deshalb "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht äußern.Meinung

Vernünftig, aber etwas spät

Von Christa Weber

Die Hindernisse für einen Kunstrasenplatz mit Vereinsnutzung am Labachweg scheinen in der Tat schwer zu überwinden. Angesichts des vorliegenden Gutachtens und der zu erwartenden Gegenwehr der Anwohner wäre es nicht zu verantworten, wenn der Kreis an dieser Stelle trotzdem investieren würde. Fragen darf man aber schon, warum diese Entscheidung erst jetzt fällt. Die Probleme mit den Anwohnern hatten sich ja schon mehr als angedeutet. Natürlich sucht man erst mal einen Kompromiss, wenn man den Standort für den idealen hält. Dass das nichts wird, hätte der Kreis aber schon früher erkennen können. Nun beginnt die Standortsuche von vorn. Die Vereinssportler müssen noch länger auf den ersehnten Platz warten. Einen Trost gibt es immerhin: Ein Förderprojekt für Hermeskeil hat beim Kreis weiter oberste Priorität. Jetzt muss nur noch geklärt werden, welches.
c.weber@volksfreund.de

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