Aus für Rinder-Projekt

Durchlässige Bodenschichten sind der Hauptgrund, weshalb es das Projekt der nachgezüchteten Rinder und Pferde im Wawerner Bruch nicht geben wird. Weil die Landesbehörde der Wasserwirtschaft im Wasser Keime durch den Kot der Tiere befürchtet, hat sie ihr Veto eingelegt.

Wawern. Es hatte sich für viele Wawerner Bürger so gut angehört. In ihrem Wawerner Bruch sollten nachgezüchtete Wildpferde und Rinder ein neues Zuhause finden - so die Idee, die ihnen Ende 2008 der Nabu (Naturschutzbund) schmackhaft gemacht hatte (der TV berichtete mehrfach). Bei der Prüfung, ob das Projekt umsetzbar ist, hat jedoch die Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz vor kurzem ihr Veto eingelegt. Es scheint, als habe die SGD dadurch nun in Wawern den Status des "Buhmanns" erreicht. Die Ablehnung widerspreche "allem, was uns früher von Behörden gesagt worden ist", erläuterte Ortsbürgermeister Franz Zebe in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Schon in früheren Jahren habe es eine intensive Beweidung gegeben. Und jetzt soll das auf einmal nicht mehr möglich sein. Dieser Ausdruck des Unverständnisses war an SGD-Abteilungschef Joachim Gerke gerichtet. Er war zur jüngsten Gemeinderatssitzung gereist, um für den Standpunkt der SGD zu werben.

Der Knackpunkt des Zwistes liegt offenbar darin, dass es inzwischen ein aktuelles Gutachten zur Bodenstruktur des Wawerner Bruchs gibt. Bislang hätten sich die Experten und viele Wawerner auf ein Gutachten aus dem Jahr 1966 berufen. Demnach gebe es im Bruch zwei von dicken Tonschichten getrennte Grundwasser-Stockwerke, erklärte Gerke. "Inzwischen ist diese Feststellung nicht mehr haltbar."

Trinkwasserschutz steht an erster Stelle



Ein aktuelles Gutachten zeige, dass es "Fenster" in den Tonschichten gebe. Die Folge: Es bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen den Grundwasser-Stockwerken.

Es gebe also keine Möglichkeit, das tiefere Grundwasser vor Einflüssen, die an der Oberfläche geschehen, zu schützen. Und das macht den Wawernern einen Strich durch die Rechnung. Es gebe Erkenntnisse, erläuterte Gerke, dass gerade Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen, Keime übertragen könnten, die über das Wasser transportiert und bei der herkömmlichen Wasseraufbereitung nicht unwirksam gemacht werden. Eine Epidemie in der Bevölkerung sei somit nicht auszuschließen, der Trinkwasserschutz stehe an erster Stelle. Wawerner Ratsmitglieder fragten, wie es unter diesen Umständen erlaubt sein könne, zum einen das Wild im Bruch herumlaufen zu lassen und zum anderen, dass ein Landwirt kurz vor den Brunnen Gülle ausfahre. "Das Wildthema wird uns bei der Neuausweisung des Wasserschutzgebiets beschäftigen", sagte Gerke. Und was die konkrete Situation der Gülle-Ausfuhr angehe, werde er prüfen lassen, ob sie zulässig ist. Ebenfalls werde in jedem Einzelfall zu prüfen sein, inwieweit das Privatland am Bruch beispielsweise durch Pferdehaltung genutzt werden kann. Etwaige, öffentliche Einsprüche können unter anderem bei der aktuell anstehenden Neuausweisung des Wasserschutzgebietes und bei der neuen Vergabe der Wasserrechte im Bruch eingereicht werden. Die Liste all dessen, was im Wawerner Bruch nicht umsetzbar ist, scheint also recht lang. Gerke brachte eine erste Idee eines Kollegen mit, wie die Landschaft dennoch gepflegt werden könnte: durch Moor-Raupen - motorisierte, breitkettige Fahrzeuge, die den Bewuchs kurz halten sollen. Außerdem ist es laut Gerke ein Ziel, die Wassergewinnungsgebiete Mannebachtal/Wawerner Bruch und Kollesleuken miteinander über unterirdische Rohre zu verbinden. Dies sichere die Wasserversorgung und entlaste das Bruch. Gerke: "Es ist wichtig, dass das Bruch ein Bruch bleibt."

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