Aus touristischem Dornröschen-Schlaf geweckt

SAARBURG. Die Broschüre sei "Denkmalpflege vor Ort zum Anfassen", sagte Günther Schartz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg. Sein Lob galt dem Heft Nummer 481 der Reihe "Rheinische Kunststätten", das sich Kastel-Staadt und seiner archäologischen sowie historischen Bedeutung widmet und ab sofort erhältlich ist.

Die Broschüre werde dazu beitragen, Kastel-Staadt aus seinem "jahrzehnte-, ja jahrhundertelangen touristischen Dornröschenschlaf" zu erwecken, meinte Schartz bei der offiziellen Vorstellung des Führers in Saarburg. Dabei lobte der Bürgermeister die "offene und gute Zusammenarbeit" mit dem Landesmuseum in Trier bei der Erstellung des 24-seitigen Informationsheftes. Aus der "ursprünglichen Problemlage" hätten sich nun "unheimlich viele Chancen entwickelt".Zusammenfassung der Grabungsergebnisse

Was Schartz damit meinte, war der Konflikt zwischen Kastel-Staadt und den Behörden, die für die archäologischen Grabungen auf dem Plateau am Saarufer zuständig waren. Seit 1997 legten die Archäologen auf dem Plateau die Fundamente früherer Siedlungen frei, deren Geschichte bis in die vorchistliche, keltische Zeit reicht. Die nun erschienene Broschüre sei auch eine erste Zusammenfassung der Grabungsergebnisse, resümierte Hans Nortmann vom Rheinischen Landesmuseum Trier. Er ist zusammen mit seinem früheren Kollegen Andreas Peiter Autor des Bandes. Kastel-Staadt mit seinen keltischen Wurzeln und seiner Klause, die im 19. Jahrhundert nach Plänen des preußischen Hof-Architekten Karl Friedrich Schinkel im Stil des Historismus umgestaltet wurde, sei "ein kleines Juwel", sagte Nortmann. Die Klause sei in ihrer stilistischen Gestalt "etwas ziemich einzigartiges" und ein "preußisches Staatsdenkmal par excellence". Von der Veröffentlichung in der Schriftenreihe des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz verspricht sich Nortmann nicht zuletzt einen touristischen Werbeeffekt für den 400-Seelen-Ort südlich von Saarburg. Dessen Ortsbürgermeister Matthias Rommelfanger lobte die Broschüre als "phantastisch gelungen", sogar als einen "Reißer". Dabei verhehlte Rommelfanger nicht, dass er die Ausgrabungen auf dem Plateau anfangs "sehr negativ gesehen" habe, da sie die Erschließung eines Baugebiets zu behindern drohten, das für die Ortsentwicklung sehr wichtig sei.Sinneswandel des Ortsbürgermeisters

Doch hätten beide Seiten gemeinsam nach einer Lösung gesucht und diese schließlich auch in einem "archäologischen Rundweg" gefunden. "Jetzt sehe ich die Sache sehr positiv", sagte Rommelfanger. Wie Stefanie Koch, Geschäftsführerin der Saar-Obermosel-Touristik, mitteilte, sei die Broschüre ab sofort für drei Euro in der Tourist-Information in Saarburg sowie in Saarburger Buchhandlungen und an der Klause selbst zu haben. Der Band mit der Nummer 481 der Rheinischen Kunststätten ist in einer Erstauflage von 5000 Exemplaren erschienen, die Druckkosten übernahm der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 1500 Euro steuerte die Gemeinde Kastel-Staadt bei.

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