Ausflug in Großmutters gute alte Zeit

Auf 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche erfahren Besucher im Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof, wie ihre Vorfahren an Saar und Mosel gewohnt, gelebt und gearbeitet haben. Sie können auf alten Schulbänken sitzen, im Krämerladen stöbern oder einen Blick durchs Schlüsselloch in bürgerliche Wohnstuben werfen.

Konz-Roscheid. Auf einer Anhöhe über dem Moseltal bei Konz liegt eines der größten Volkskunde- und Freilichtmuseen Deutschlands: der Roscheider Hof, ein ehemaliges Landgut aus dem 14. Jahrhundert. Auf etwa 4000 Quadratmetern im Gutshof und einem 22 Hektar großen Freigelände werden dort Kultur und Lebensweise unserer Vorfahren an Mosel und Saar zum Leben erweckt.

Birgit Möller-Scherf führt seit zehn Jahren Besucher über die Anlage. Heute wird sie eine Gruppe aus dem Ruhrgebiet durch das Freilichtmuseum begleiten. Durch den Innenhof geht es zuerst in den Rosengarten, symmetrisch angelegt im Biedermeier-Stil. Die durch Buchsbaumhecken begrenzten Wege säumen 700 verschiedene Rosensorten.

Über einen schmalen Pfad gehen die Besucher weiter den Hang hinab bis zu einem Haus mit dunkelbraunem Fachwerkmuster und Glockenturm. "Hier beginnt der Hunsrückweiler", erklärt Möller-Scherf. Gemeint ist eine Gruppe aus 13 Häusern, die in Dörfern des Hunsrücks abgebaut und im Originalzustand im Museum wieder aufgebaut wurden. Der Turm gehört zum Dorfrathaus aus Gödenroth, erbaut 1749. "Mit der Glocke wurden die Bewohner bei Feuer alarmiert oder zu Versammlungen gerufen", erklärt Möller-Scherf.

Dann führt sie die Besucher zu einem Haus, das bis vor wenigen Jahren noch in Würrich (Rhein-Hunsrück-Kreis) stand. "Wir gehen jetzt in die Schule", kündigt Möller-Scherf an und geht voran in eine winzig kleine Stube mit niedrigen Holzbänken, einer großen Schiefertafel und einer Rechenmaschine mit bunten Holzkugeln. Während die Museumsführerin vom strengen Regiment des Dorfschulmeisters erzählt, der hier 70 Kinder auf einmal unterrichtet hat, nehmen die Besucher auf den Bänken Platz, lächeln verträumt und flüstern sich Erinnerungen an die eigene Schulzeit zu.

Zeitreise in die frühen Fünfziger



Die nächste Station der Zeitreise sind die frühen 50er Jahre. In diesem Stil ist das Haus Trappitschens eingerichtet. Hinter der leuchtend blauen Eingangstür verbergen sich eine alte Poststelle mit verstaubter Schreibmaschine und eine spärlich eingerichtete Küchenstube. Besucher Helmut Pfaff ist fasziniert: "Als Stadtmenschen sind wir Komfort so sehr gewohnt. Ich sehe mir gern an, wie einfach die Menschen früher gelebt haben."

Die Führung endet an diesem Punkt, wer möchte, kann das Museum aber weiter auf eigene Faust erkunden. Am Eingang liegen Pläne für einen Rundgang aus. Noch im Aufbau ist das Mosel-Saar-Dorf auf dem Freigelände mit für diese Region charakteristischen Steinbauten. Daneben gewährt das Waldmuseum Einblick in die Arbeit von Jägern, Förstern und Waldbauern.

Die Ausstellungsräume des Gutshofs betritt der Besucher durch die Maschinenhalle. Dort erinnern alte Kutschen und eine Dampfmaschine aus den 30er Jahren an die Industrialisierung. Ein schmaler Gang führt weiter in die Bereiche Weinbau und Schnapsherstellung. Unter anderem erfährt der Besucher hier, dass Alkohol auf Arabisch "das reinste Wesen einer Sache" bedeutet.

Im Nebenraum ist ein alter Krämerladen eingerichtet. Die Regale sind gefüllt mit Alete-Konserven und Nivea-Kinderseife, auf dem Tresen stehen eine große Waage und kleine Blechkannen. "Mit solchen Kännchen bin ich früher auch noch zum Milchkaufen gegangen", ruft eine Besucherin und strahlt.

Eine Tür weiter gibt es für die jungen Gäste was zu staunen: Die Kinderwelten bevölkern über 100 Puppen und Blechspielzeuge vom Baukran bis zur Eisenbahn. Über quietschende Holzdielen und eine steile Treppe geht's dann hinauf ins nächste Stockwerk, das der Volksfrömmigkeit gewidmet ist. Im Raum: alte Kirchenbänke, Weihwasserkesselchen und ein lebensgroßes Brautpaar samt Pfarrer. Hier erfahren die Besucher, dass Frauen auf dem Land lange Zeit in Schwarz geheiratet haben.

Wie die Menschen früher gewohnt haben, zeigen bürgerliche Wohnstuben. Liebevolle Details wie die Pfeife an der Wand oder der Nachttopf unterm Bett erinnern den Besucher an Großmutters gute alte Zeit. Durch eine Wirtschaft aus den Dreißigern geht es weiter in die Ladengasse. Hinter großen Schaufenstern gewähren dort Metzger, Uhrmacher, Apotheker und Zahnarzt dem Besucher Einblick in ihr Schaffen, bevor dieser durch eine große Holztür den Weg zurück in die Gegenwart findet.

Die schönsten Ziele der Region stellt die TV-Redaktion freitags auf der Seite "Tagestour" vor. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort