Aussagekraft und Technik

KONZ. (gkl) Unter dem Titel "Lisztomania" gestaltete der amerikanische Pianist Tim Weston, der heute den Namen Phoenix führt, einen Klavierabend im ehemaligen Karthäuserkloster in Konz. Ein geballtes Konzert von fast zweistündiger Dauer, das ausschließlich dem Schaffen von Franz Liszt gewidmet war.

Franz Liszt, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der romantischen Musikwelt, stand im Mittelpunkt eines Klavierabends im ehemaligen Karthäuserkloster in Konz.Der amerikanische, heute in Traben-Trarbach lebende Pianist Phoenix gestaltete das Konzert ausschließlich mit Werken dieses Meisters und hatte den Abend auch mit dem Titel "Lisztomania" überschrieben. Er hatte sich damit einer schillernden Persönlichkeit verschrieben, von der Sergej Rachmaninow gesagt hat: "Neben ihm, der perfektesten romantischen Figur, die sich denken lässt, verblasst jeder Musiker aus Mangel an Persönlichkeit."Wo lag der Grund, dass gerade einmal 25 Zuhörer den Weg zum Konzer Kloster gefunden haben? War es das Wetter, die kompositorische Einseitigkeit des Abends oder vielleicht die Tatsache, dass der Name Phoenix noch nicht so bekannt ist?Darüber mag man spekulieren. Tatsache ist, dass die wenigen, die sich auf den Weg gemacht hatten, einen geradezu beispiellosen Abend mit Lisztscher Musik erleben konnten. Bei jedem Werk, das Phoenix interpretierte, fragt er sich nach eigenem Bekunden, wie er es wohl spielen würde, wenn er selbst der Komponist wäre. Er schlüpft quasi in die Person des Komponisten, stellt diesem sein gewaltiges technisches Können zur Verfügung. Das ist sein Weg, die authentischste Spielweise zu finden, deshalb auch der gewählte Künstlername.Phoenix verinnerlicht Liszts Denkweise

Das mag für manchen sehr theatralisch klingen. Was Phoenix in Konz lieferte, war aber in jeder Hinsicht überzeugend. Deutlich wurde, wie sehr er sich mit dem Schaffen Liszts auseinander gesetzt, wie sehr er dessen Tonsprache verinnerlicht hat.Ob die "Harmonie du Soir", die Ballade Nr. 2 in h-moll oder auch der Liebestraum Nr. 3 - der Pianist hatte keinerlei Mühe, überzeugend zu wirken. Diese musikalische Aussagekraft, gepaart mit einer ans Wahnwitzige reichenden Technik bescherte dem kleinen Kreis der Zuhörer einen überaus beeindruckenden, fast möchte man sagen, einen exklusiven Abend. Für den nicht ausbleibenden begeisterten Applaus bedankte sich Phoenix mit zwei Zugaben.

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