Außergewöhnlicher Ort setzt voll aufs Sparen

Vierherrenborn · Vierherrenborn ist ein Ort, der in vielfacher Hinsicht bemerkenswert ist. Es ist eine der jüngsten Gemeinden in Rheinland-Pfalz, in der nach wie vor die Landwirtschaft die alles überragende Rolle spielt. Rekordverdächtig ist auch die Sparsamkeit, die den Haushalt 2012/2013 kennzeichnet. Einzig für den Kindergartenanbau in Zerf gibt die Gemeinde Geld aus.

 Linda Dahm wirft vor dem Vierherrenborner Bürgerhaus einen Euro ins Sparschwein. Die junge Einwohnerin zeigt damit symbolisch, was der Gemeinderat beschlossen hat. Er verzichtet 2012 und 2013 auf kostspielige öffentliche Investitionen im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Linda Dahm wirft vor dem Vierherrenborner Bürgerhaus einen Euro ins Sparschwein. Die junge Einwohnerin zeigt damit symbolisch, was der Gemeinderat beschlossen hat. Er verzichtet 2012 und 2013 auf kostspielige öffentliche Investitionen im Ort. TV-Foto: Axel Munsteiner

Vierherrenborn. Die aus rund 50 Höfen bestehende Streusiedlung Vierherrenborn, die ab 1937 in zwei Phasen unter den Namen Irsch I und Irsch II entstanden war, um aussiedlungswilligen Landwirten eine neue Existenzmöglichkeit zu schaffen, wurde erst 1954 durch ein Landesgesetz zur selbstständigen Kommune. Vierherrenborn ist damit eine der jüngsten Gemeinden in Rheinland-Pfalz. Rund 200 Menschen wohnen heute dort. Die Bewohner nutzen eine Fläche von 1266 Hektar für die Landwirtschaft. Keine Gemeinde in der Region Trier mit mehr als 1000 Hektar Wald und Feldern kommt auf eine höhere Pro-Kopf-Quote landwirtschaftlicher Fläche. Über 40 Kilometer Straßen und Wirtschaftswege ziehen sich durch die Flur.
Aber auch aus aktuellem Anlass hebt sich Vierherrenborn von allen anderen 25 Orten in den Hochwald-Verbandsgemeinden Kell und Hermeskeil ab. Denn zum einstimmig vom Rat verabschiedeten Haushalt 2012/2013 gehört ein Investitionsprogramm, das seinesgleichen sucht. Auf dieser Liste steht nämlich nur ein Punkt. Allerdings betont Gemeindechef Franz Mersch: "Im Ort selbst stehen dieses und nächstes Jahr keine neuen Projekte an." Die Vierherrenborner sind lediglich bei einem Bauvorhaben im benachbarten Zerf finanziell mit im Boot. Dort wird der Kindergarten erweitert. Weil ihn auch Jungen und Mädchen aus Vierherrenborn besuchen, beteiligt sich die Gemeinde mit 14 300 Euro an den Kosten.
Größere Projekte abgeschlossen


Abgesehen von diesem Projekt soll 2012 und 2013 in Vierherrenborn aber eisern gespart werden, nachdem dort in der jüngeren Vergangenheit zwei kostspielige Vorhaben verwirklicht wurden. Die Gemeinde hat von 2006 bis 2008 für knapp 300 000 Euro die frühere Dorfschule zum neuen Bürgerhaus umgebaut. Außerdem hat der Kreis die Hauptstraße durch den Ort - die K 149 - für fast eine Million Euro ausgebaut. In diesem Zug wurden im Herbst 2010 auch 2,7 Kilometer Gemeindestraßen auf Vordermann gebracht, wofür die Vierherrenborner rund 200 000 Euro ausgegeben haben.
Zwar verfügt die Gemeinde trotz dieser früheren Großprojekte noch über ein finanzielles Polster - die sogenannte Rücklage. Aktuell liegen noch rund 53 000 Euro auf der hohen Kante. Sollte der Haushaltsplan eins zu eins umgesetzt werden, "haben wir die Rücklagen aber Ende 2013 aufgebraucht", so Merschs skeptischer Blick nach vorne.
Mehr Ausgaben als Einnahmen


Denn im laufenden Geschäft gibt die Gemeinde mehr Geld aus, als sie einnimmt. 2012 wird mit einem Defizit von 24 700 Euro im Finanzhaushalt gerechnet. 2013 liegt es voraussichtlich bei 24 680 Euro. Verschlechtert hat sich die Situation in der Vierherrenborner Kasse unter anderem deshalb, weil die Gemeinde vom Land in den nächsten beiden Jahren keine Schlüsselzuweisungen mehr erhält. Früher standen so 13 000 Euro auf der Habenseite. Außerdem müssen die Vierherrenborner höhere Umlagen zahlen. 2011 flossen auf diesem Weg noch 46 440 Euro an den Kreis beziehungsweise 52 250 Euro an die VG Kell. Dieses Jahr müssen die Vierherrenborner 54 120 Euro beziehungsweise 57 420 Euro abgeben. "Unsere Gestaltungsmöglichkeiten nehmen immer mehr ab. Es ist schade, dass die Gemeinden eigentlich nur noch mit der Windkraft eine Chance haben, ihre Finanzen zu sanieren", bedauert Mersch.

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