Außergewöhnliches Klangerlebnis

Züsch · Orgelmusik der Renaissance und des Barock spielte der Mailänder Organist und Cembalist Paolo Springhetti an der spanischen Orgel der Evangelischen Kirche in Züsch.

 Organist Paolo Springhetti vor der spanischen Orgel der Evangelischen Kirche in Züsch mit ihren typischen horizontalen Trompetenpfeifen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Organist Paolo Springhetti vor der spanischen Orgel der Evangelischen Kirche in Züsch mit ihren typischen horizontalen Trompetenpfeifen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Züsch Kraftvoll und dynamisch sichert sie sich vom ersten Ton an Aufmerksamkeit. Doch dann klagen die Trompetenregister und ab und an klingt es sogar ein wenig schräg von der Empore herab.
Denn die Orgel der Evangelischen Kirche in Züsch ist ein ganz besonderes Instrument, was auch optisch nicht zu übersehen ist: Ihre Trompetenpfeifen recken sich nicht empor, sondern ragen waagerecht ins Kirchenschiff hinein. In ganz Deutschland gibt es nach bisherigem Kenntnisstand nur zwei solcher sogenannten spanischen Orgeln.
Die in Züsch stammt von Orgelbauer Matthias Wagner, der sich 2002 von Instrumenten auf Mallorca inspirieren ließ. Das Gehäuse, den Orgelprospekt, baute Schreiner Erwin Kreuzer. Der leicht schnarrende Klang der Pfeifen rührt von deren mehr zinnhaltigem Material - statt weicherem Blei - her.
Mit Paolo Springhetti präsentierte aber auch ein besonderer Musiker die große Bandbreite des Instruments: Der aus Meran stammende Musikwissenschaftler konzertiert seit vielen Jahren als Organist und Cembalist in Italien, Ungarn und dem gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus ist der Organist der San Basilio Kirche in Mailand als Referent sehr gefragt. Denn er gilt als Experte für Barockorgeln und historische Musik.
In Züsch spielte er bereits zum zweiten Mal, seit er die Orgel dort vor knapp einem Jahr entdeckte. "Es ist ein Wunder, ein solches Instrument hier zu finden", schwärmte er von der fast zu 100 Prozent spanischen Orgel des 17 Jahrhunderts. Ihre Vielseitigkeit bewies er mit Kirchenlied-Improvisationen sowie mit um das Jahr 1700 komponierten Werken aus Mittel- und Süddeutschland und auch spanischer Komponisten. Darunter ein kriegerisches Stück, die von Bruder Antonio Martin y Coll überlieferte "Batalla de 5. tono" eines unbekannten Komponisten.
Heike Diederich, Pfarrerin der Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch, dankte Springhetti für den über die Epochen der Renaissance und des Barock gespannten Bogen.
Für Andreas Malburg, der als Organist der Kirche auch schon mal spanische Stücke darauf spielt, war das Konzert ebenfalls ein Erlebnis. Die Orgel an sich höre sich ja nicht anders an als sonst, kommentierte er. Doch Springhetti spiele sie natürlich anders und auch die von ihm ausgewählten historischen Werke seien besonders.

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