Ayler Schlossherr öffnet sein Anwesen

Das Ayler Schloss, seit 1996 in Besitz eines Ockfeners, soll nach dessen Vorstellung künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein. Den Auftakt macht der erste Kunst- und Handwerkermarkt am kommenden Sonntag.

Ayl. Ein Schloss im Grünen - wer hätte zu einem solchen Anwesen nicht gerne als Eigentümer die Schlüssel? Albert Faas trägt ein entsprechendes Schlüsselbund mit sich herum, beziehungsweise hat es in seinem Zuhause in Ockfen in der Schublade liegen. Seit 1996 ist der 51-Jährige Besitzer des Ayler Schlosses. Nicht der erste, wie sich bei dem historischen Gebäude versteht. 1823 ließ der Trierer Justizrat Soertz das Anwesen errichten. Der ursprünglich zweigeschossige Bau wurde 1897 um einen Halbstock nach oben und einen Anbau erweitert. 1921 wechselte der Besitzer zum ersten Mal: Der Ürziger Weingutsbesitzer Carl Graff erwarb das Anwesen, lebte jedoch nicht lange darin. Bereits 1927 ging es in den Besitz des Bischöflichen Konvikts in Trier über. "Die haben die Trauben der Ayler Kupp in dem angebauten Kelterhaus gekeltert und dann nach Trier gebracht", erinnert sich Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger. Der Verwalter mit seiner Familie habe das Schloss bis 1975 bewohnt. Nach dessen Tod habe es lange leer gestanden, sei nur sporadisch vermietet gewesen. 1996 wurde Albert Faas auf das Schloss aufmerksam und Feuer und Flamme für Anwesen und eine damit verbundene Idee: "Gemeinsam mit meiner Mutter und meiner Frau, die Krankenschwester ist, wollten wir aus dem Gebäude ein Haus für betreutes Wohnen machen." Dubiose Interessenten zum Teufel geschickt

Nach dem Kauf kniete sich der Inhaber einer Pflaster- und Tiefbau-Firma in den Umbau des Gebäudes hinein und schuf 17 getrennte Einheiten, in denen ältere Menschen wohnen sollten. 2000 sei das Gebäude umgebaut gewesen. "Dann starb meine Mutter. Und damit auch das Projekt", erzählt "Schlossherr" Albert Faas. "Sie war als Hausdame, die hier auch wohnt, in die Idee fest eingeplant. Das lässt sich nicht so einfach austauschen", erläutert er. So ließ Faas von seiner Idee ab und vermietete das Schloss - zunächst an eine Finanz-, später an eine Unternehmensberatung. Beide Firmeninhaber meldeten Insolvenz an. "Den Unternehmensberater haben wir erst über eine Räumungsklage herausbekommen", sagt Faas. Das war im März dieses Jahres. Seitdem hat der 51-Jährige viel darüber nachgedacht, was sich aus dem Schloss machen lässt. Für ihn und seine Frau käme das Anwesen als Privatwohnsitz nicht in Frage. "Wir bleiben in Ockfen", sagt Faas. Ein langfristiger Mieter scheint zurzeit nicht in Sicht - zumal Faas sehr genau hinschaut, wer sich in dem Schloss niederlässt. Als eine "Unternehmensgruppe" aus dem Frankfurter Raum vor einiger Zeit bei Faas anklopfte und er herausbekam, dass die Scientology-Sekte dahinter steckte, schickte er die Interessenten zum Teufel - samt ihren Gebotes von 3,2 Millionen Mark.Nach langem Nachdenken ist Faas nun zu einem Entschluss gekommen: "Statt langfristiger Vermietung stelle ich das Anwesen zur wechselnden Nutzung Privatleuten zur Verfügung." So gingen in dem Schloss in jüngster Zeit die eine oder andere Hochzeit, Abifeier und andere Fete über die Bühne. Sein neuestes "Baby": Nach einem Probelauf vor einigen Wochen gibt es am Sonntag, 22. Juli, den ersten Kunst- und Handwerkermarkt im Schloss. "Im gesamten Haus stellen Hobbymaler aus der Region ihre Bilder aus und arbeiten an Ort und Stelle. Draußen können die Besucher beispielsweise einem Lederschmied über die Schultern schauen und Antiquitäten kaufen."Das Konzept von "Kunst im Schloss" steckt nach Faas' Vorstellungen erst in den Kinderschuhen. Am Mittwochabend hat er sich mit Winzern aus der Region getroffen und besprochen, welche Weinaktionen denkbar sind. "Von regelmäßigen Ausstellungen über Konzerte ist einiges möglich", glaubt Faas, den nach seinen Angaben keine Schuldenlast durch das Schloss drückt. "Mir geht es darum, dass dieser wunderschöne Ort sinnvoll genutzt wird und die Leute das Schloss sehen können. Außerdem ist es für mich die Selbstbestätigung, zu sehen, dass man immer wieder etwas Neues starten kann." Kunst und Handwerk am Sonntag, 22. Juli, 11 bis 18 Uhr im Ayler Schloss. Der Eintritt ist frei.

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