Großprojekt wirft Schatten voraus Konz bekommt eine neue Saar-Brücke

Konz · Die alte ist marode, jetzt wird eine neue Überquerung für die Saar geplant. Auto- und Radfahrer sollen profitieren. Bevor es so weit ist, gibt es Sperrungen und Umwege. Ein Konflikt um ein für den Bau benötigtes Grundstück bahnt sich an.

 Die Grafik zeigt den Standort, an dem die neue Brücke in Könen vorproduziert werden soll.

Die Grafik zeigt den Standort, an dem die neue Brücke in Könen vorproduziert werden soll.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Für die Saar-Mosel-Stadt ist es ein Jahrhundertprojekt: Konz bekommt eine neue Saar-Brücke. Weil das bei einer Diskussion auf Facebook schon thematisiert wurde, entwickelten sich schon viele Gerüchte über das Bauprojekt. Der TV fasst nun die Fakten zusammen.


Bedeutung der Brücke
Dass es irgendwann so weit sein wird, ist schon länger klar. Nachdem die Könener Ortsumgehung 2017 freigegeben worden ist, verliert die Straße über die Saarbrücke an Bedeutung. Früher war sie noch zentrales Bindeglied zwischen Trier, Konz und Saarburg. Heute verbindet sie zwar nur noch Konz mit dem Stadtteil Könen, wird aber laut Landesbetrieb Mobilität noch täglich von 17 800 Fahrzeugen genutzt.


Warum saniert werden muss
Die  bestehende Brücke wird dieses Jahr 70 Jahre alt. Laut Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität in Trier, wurde sie 1949 gebaut. Seit mindestens vier Jahren ist klar, dass die Brücke nicht mehr im besten Zustand ist. „Eine Prüfung der Brücke im Jahr 2015 ergab statische Defizite“, sagt Bartnick. Er spricht von „Ermüdungseigenschaften“. Deshalb kann die Brücke aus LBM-Sicht nicht mehr wirtschaftlich saniert werden. Die Schlussfolgerung: Die alte Brücke muss abgerissen, eine neue gebaut werden. Weil die Straße auf der Konzer Seite aus Platzgründen zum Donut-Kreisel geführt wird, muss die Brücke an den alten Standort.


Was sich ändern soll
Die alte Saarbrücke ist insgesamt 124,40 Meter lang, die Fahrbahn sieben Meter breit. Für Gehwege auf beiden Seiten stehen jeweils 1,40 Meter zur Verfügung. Die Brücke hat vier tragende Elemente, auf denen die Fahrbahn liegt, und drei Pfeiler im Fluss. Die neue Brücke soll aus nur einem Teil bestehen, das durch einen Stahlbogen gehalten wird. Das ist laut LBM auf eine Forderung der Wasserschifffahrtsverwaltung zurückzuführen. „Damit entfallen die Pfeiler in der Saar“, erklärt Bartnick. „Der Stahlüberbau kann am Ufer weitgehend vormontiert werden.“ Später werde dieser über den Fluss an den Standort gefahren und auf die Halterungen an den Ufern aufgelegt, um die Gesamtbauzeit deutlich zu reduzieren (siehe Info). Zur Optik sagt LBM-Ingenieur Marc Kuhn: „Die sieht dann aus wie eine kleine Schwester der Eisenbahnbrücke.“ Wenn die Brücke fertig ist, soll sich die Situation für Fußgänger und Radfahrer enorm verbessern. Auf beiden Seiten der Fahrbahn ist jeweils ein 3,25 Meter breiter Geh- und Radweg geplant. So würden die Radwege an Saar und Mosel sicher miteinander verbunden. Bisher heißt es auf der Brücke: absteigen und schieben.


Der Plan
Die Schritte beim Bau der Saar-Brücke ähneln laut LBM teilweise der Planung für die neue Schweicher L-141-Moselbrücke. Dort ist eine Bauzeit von insgesamt 35 Monaten bei einer Vollsperrung von einem Jahr und weiteren Teilsperrungen angesetzt. Infos zu diesem Bauprojekt gibt es unter www.schweicher-moselbruecke.de im Internet. LBM-Mann Bartnick betont aber, dass der Abriss und Neubau der Unterkonstruktion anders als bei der Schweicher Moselbrücke erst mit Vollsperrung erfolgen könne. „Der Verkehr muss deshalb eine bestimmte Zeit über andere klassifizierte Straßen ausweichen“, sagt Bartnick und meint damit einen Umweg von Könen über die B 51neu oder die L 138 und die B 419 sowie die B 51 und den Möbel-Martin-Kreisel Richtung Konz.

Genau dieser Kreisel, den zurzeit täglich 23 000 Fahrzeuge nutzen, soll laut LBM-Ingenieur Kuhn leistungsfähiger gemacht werden. Unter anderem sei der Bau von Extra-Abzweigungen für Rechtsabbieger vorgesehen (sogenannte Bypass-Lösungen). Der Kreisel werde auf jeden Fall fertiggestellt, bevor die Brücke gesperrt werde, sagt Kuhn.


Zeitrahmen
Noch ist laut LBM vollkommen unklar, wann das Brückenbauprojekt konkret wird. „Irgendwann im Jahr X wird die Brücke in einem Juni – dann ist der Fluss für Schiffe gesperrt – abgerissen“, sagt Kuhn. Zurzeit existiert nur eine Vorplanung mit vertiefter Kostenschätzung. Im Bauausschuss spricht der LBM-Ingenieur von mindestens drei Jahren, die ein Planfeststellungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit in der Regel dauert. Erst danach gibt es Baurecht. Die eigentliche Bauzeit schätzt Kuhn auf ungefähr zwei Jahre. Das bedeute nicht, dass die Brücke zwei Jahre voll gesperrt sei. Der LBM geht davon aus, dass die Kosten im zweistelligen Millionenbereich liegen. Den Löwenanteil, rund 90 Prozent, müsse der Bund zahlen, weil die Schäden der Brücke vor der Abstufung der ehemaligen Bundesstraße erkannt worden seien, sagt der stellvertretende Trierer LBM-Chef Bartnick.


Ungelöste Probleme
Weil insgesamt sehr wenig Platz an der Stelle vorhanden ist, muss der LBM schauen, wo er die Brücke vormontieren kann. Bisher ist eine Montagefläche am Könener Saarufer geplant. Es könnte auch sein, dass die Radwege an der Brücke gesperrt werden müssen. Hinzu kommt, dass ein Haus auf Könener Seite im Weg steht. Kuhn bestätigt, dass der LBM die ersten Gespräche mit den Eigentümern geführt habe. Die Behörde habe die direkt Betroffenen vor der Öffentlichkeit und der Politik über das Projekt informiert. Er betont: „Eigentum ist ein hohes Gut. Wir hoffen auf eine gütliche Einigung.“ Im Gespräch mit dem TV versichert die Eigentümerin, dass auch sie auf eine Einigung mit einem passenden Angebot des LBM hoffe.

Der Konzer Bürgermeister Joachim Weber kündigt schon einen Katalog mit Forderungen der Stadt Konz für das Brückenbauprojekt in Händen des Bundes und Landes an. Darum muss sich der LBM auch noch kümmern, bevor es mit dem Bau der Brücke losgehen kann.

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