Baden wird vorerst nicht teurer

Hermeskeil · Die geplante Neuregelegung der Eintrittspreise für das Hermeskeiler Hallen- beziehungsweise Freibad verzögert sich. Ursprünglich sollten ab 1. Januar 2014 in beiden Bädern neue Tarife gelten und ein Wertkartensystem eingeführt werden. Doch weil dadurch Vielschwimmer benachteiligt worden wären , gab\'s Kritik im Verbandsgemeinderat. Jetzt wird weiter am Gebührenmodell gefeilt.

Hermeskeil. Wenn über neue Eintrittspreise in öffentlichen Bädern gesprochen wird, läuft das aus Sicht der Besucher immer auf eins hinaus: Es wird teurer. Das ist keineswegs ein Hermeskeil-spezifisches Phänomen. Diese Faustformel gilt seit langem landauf, landab.Die Ausgangslage: Hermeskeil hat ein Hallenbad und ein Freibad. Bei den Eintrittspreisen, die seit Mai 2010 gültig sind, wird nicht zwischen den beiden Bädern unterschieden. Deren Träger ist die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil, die ab 1. Januar 2014 ein neues Gebührenmodell einführen wollte. Die Betonung liegt hierbei aber auf dem Wörtchen "wollte": Zwar hatte der zuständige Fachausschuss (Sport und Freizeitanlagen) dem VG-Rat empfohlen, der Neuregelung zuzustimmen. Das hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung aber nicht getan. Die Entscheidung: Die Einführung der neuen Tarife wird zum Jahreswechsel definitiv nicht kommen. Die Entscheidung wurde vertagt. Im Fachausschuss muss noch mal neu gerechnet werden. Für dieses Vorgehen stimmten 16 Ratsmitglieder. Sieben waren dagegen, vier enthielten sich. Die Kritik: Treibende Kraft für diesen Antrag war FWG-Fraktionssprecher Thomas Museler. "Dass unsere Preise im Prinzip zu billig sind und wir erhöhen müssen, ist klar. Ein großes Problem sehen wir aber bei den Vielschwimmern und den Besitzern von Jahreskarten. Da wären die Steigerungen extrem." Die Pläne der VG: Einzelkarten wird es nach wie vor für beide Bäder geben. Wer nur selten ins Schwimmbad geht, muss nur mit geringfügigen Veränderungen rechnen. Deshalb betont Rathaus-Chef Michael Hülpes gerade mit Blick auf die gelegentlichen Schwimmbadbesucher: "Unser Preis für die Einzelkarte ist im Vergleich zu anderen Bädern sehr sozial. Es gibt bei uns keine Zeitbegrenzung. Man kann bleiben, so lange man will." Anders sieht es für häufige Schwimmbadnutzer aus: Im neuen Gebührenmodell sollen fast alle bisherigen Sondertarife wegfallen. Stattdessen will die VG Wertkarten einführen (siehe Extra). DasExtrembeispiel: Welche Auswirkungen die ursprünglich geplanten Neuregelungen für Stammbesucher hätte, macht Museler an einem drastischen Rechenexempel deutlich: Ein Erwachsener zahlt bisher 90 Euro pro Jahreskarte. Besucht er künftig 258 Mal im Jahr tagsüber die Bäder, müsste er sich drei Wertkarten à 150 Euro kaufen - also insgesamt 450 Euro zahlen. "Das wären 500 Prozent mehr. Das ist zu viel", so Museler.Die Reaktionen: Hülpes betonte die Notwendigkeit von geänderten Eintrittspreisen. Er erinnerte daran, dass der Betrieb der Bäder der VG jährlich ein Defizit von etwa 500 000 Euro beschert. Die Sprecher von CDU und Bürger für Bürger (BFB), Hartmut Heck und Paul Port, machten klar, dass sich die Einführung der neuen Tarife nun zwangsläufig verzögern wird und erst 2014 kommen kann. Das will die große Mehrheit des VG-Rats aber in Kauf nehmen. Sie hat den Fachausschuss zur Ausarbeitung eines verfeinerten Gebührenmodells aufgefordert. Meinung

Eine Frage der RelationAllem Anschein nach war das neue Tarifmodell für die beiden Hermeskeiler Bäder nicht genau genug durchdacht. Gerade die treuesten Stammgäste - deren Zahl aber überschaubar sein dürfte - würden durch den Wegfall von Jahreskarten und der Einführung des Wertkartensystems über Gebühr zur Kasse gebeten. Es ist vernünftig, dass der Fachausschuss die ganze Angelegenheit erst noch einmal durchleuchtet und auf die Suche nach günstigeren Preismodellen für diese Besucherklientel geht. Allerdings ist auch alles eine Frage der Relation. Beispiel Familienkarte. Zwei Erwachsene mit zwei Kindern zahlen dafür aktuell 150 Euro - und dürfen dafür so oft ins Bad gehen, wie sie wollen. Nach dem neuen Modell würde diese Familie mit einer 150 Euro-Wertkarte und dem 30 Prozent-Rabatt pro Eintritt 21 Mal zusammen Schwimmen gehen können. Das ist in der Theoerie viel weniger als vorher. Es dürfte aber nicht so viele Familien geben, die in der Praxis im Lauf eines Jahres sehr viel häufiger die Schwimmbäder besuchen. Und man sollte sich auch mal eine Vergleichszahl vor Augen führen. Wer - wie es seit einigen Monaten auch viele Leute aus dem Hochwald machen das neue Aqua Mundo im Ferienpark am Bostalsee besucht, zahlt für ein einziges Familienticket mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern stolze 47 Euro. Insofern kann man bei den Plänen für neue Eintrittspreise in Hermeskeil nicht wirklich von einem teuren Vergnügen sprechen. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Das bisherige Gebührensystem im Hallen- und Freibad weist "eine breite Palette an Sondertarifen" auf, wie VG-Chef Michael Hülpes betont. Es soll vereinfacht werden - und zwar durch den Wegfall von diversen Angeboten wie Familentageskarte, Zehnerabo, Jahreskarte oder verschiedene Gruppentarife. Einzige Ausnahme: Die während der Sommerferien gültige Schülerkarte zum Preis von 20 Euro soll es auch in Zukunft geben. Zweimal zwei Tarife

Ansonsten soll es für Erwachsene und Jugendliche nur noch jeweils zwei Tarife geben. Tagsüber soll der Preis der Einzelkarte für Erwachsene künftig 3,50 Euro kosten - das wäre sogar zehn Cent billiger als bisher. Wer zum Frühschwimmen oder abends kommt, soll 2,50 Euro (unverändert) zahlen. Bei Jugendlichen soll der Normaltarif zwei Euro (vorher 1,90 Euro) und der Frühschwimmer- beziehungsweise Abendtarif 1,30 Euro (vorher 1,20 Euro) betragen. Die geplanten Wertkarten werden zum Preis von 50, 100 und 150 Euro angeboten. Wer eine 50 Euro-Karte besitzt, erhält einen Zehn-Prozent-Rabatt auf den regulären Eintrittspreis. Der dann noch verbleibende Betrag wird direkt am Kassenautomat von der Wertkarte abgezogen. Bei der 100-Euro-Wertkarte sind es pro Besuch 20 Prozent, bei der 150-Euro-Karte sind es 30 Prozent. Die Schwimmbad-Bilanz

Ins Freibad kamen in der Saison 2013 exakt 30 748 Besucher. Die durch die Eintrittspreise erzielten Einnahmen betrugen knapp 62 000 Euro. Ins Hallenbad kamen im´Winterhalbjahr 2012/2013 inklusive Schulklassen rund 40 000 Besucher. Die Einnahmen lagen bei 68 200 Euro. ax

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