Kasel. Die Lettern, die in dickem Schwarz auf weißem, mit Stuck verziertem Untergrund über der naturbelassenen Holztür prangen, versprechen nicht zu viel: Hinter dem breiten Eingang hat sich ein Gas-/Wasser-Installationsmeister seinen ganz persönlichen Badezimmer-Traum erfüllt. Dass sich der 1,88 Meter große Mann ordentlich bücken muss, um unter dem Türrahmen durchzupassen, stört ihn nicht. Sogar die Decke hat Frank Theis aus Kasel abgehangen, damit sein Retro-Bad dem Stil der 1930er Jahre so nahe wie möglich kommt. "Früher waren die Leute ja nicht so groß", sagt er. Etwa sechs Quadratmeter Bodenfliesen im Schachbrettmuster zieren den Baderaum. Die Wände hat der 45-Jährige teils weiß verputzt, teils mit Original-Fliesen aus dem frühen 20. Jahrhundert versehen. "Die durfte ich mir im ehemaligen Herz-Jesu-Krankenhaus in Trier von der Wand stemmen", erzählt er. "Anfangs habe ich 14 Minuten pro Fliese gebraucht, um den alten Kleber runterzuschleifen, später nur noch elf."
Neben einem Waschbecken, das über je einen original Anno-dazumal-Wasserhahn für die Kalt- und Warmwasserzufuhr verfügt, ziert eine weiß emaillierte Stahlbadewanne mit Standfüßen den kleinen Raum mit Fenster. Für Wärme im stillen Örtchen sorgen neben einem 30er-Jahre-Heizkörper zwei historische Strahler.
Außerdem kommt dank Retroradio und eisernen Kerzenhaltern auch die Romantik nicht zu kurz. Über der Wanne hat Theis zudem eine verschnörkelte, alte Ofentür in die Wand eingelassen. Dahinter befinden sich drei Aussparungen für eine Flasche Ruwerwein samt Gläsern. Stilles Örtchen wie Heizstrahler werden über Zugketten mit alten Porzellangriffen bedient.
Das Herzstück des Zimmers aber ist ein Kupferbadeofen. Gut eine Stunde lang muss der Hausherr ihn mit Holz und Kohle befeuern, bevor das Wasser die richtige Bade-Temperatur hat. Woher die Idee für das Retrobad kam, erkärt Theis: "Berufsbedingt baue ich jeden Tag hochmoderne Bäder. Ein altes Bad nachgebaut hat aber noch niemand."
Aber nicht nur Bäder haben es dem 45-Jährigen angetan. Die Liebe zur "guten alten Zeit" habe ihn nie losgelassen. Bereits als Teenager sammelte er alles, was mit Technik und Nostalgie zu tun hat. Mittlerweile besitzt Theis 200 alte Röhrenradios, etliche handbetriebene Staubsauger und Haartrockner aus Großmutters Zeiten. Sein Haus in Kasel zieren Bilder, Lampen und jahrhundertealte Schränke. Er besitzt Öfen zum Wärmen und Kochen sowie einige zwei- und vierrädrige Fahrzeuge mit Seltenheitswert. Theis ist Nostalgiefan mit Leib und Seele: "Die alten Dinge faszinieren mich einfach", sagt er. "Da stecken noch Geschichten dahinter. Und bei mir bekommen sie ein zweites Leben." anf