Bäume sind nur noch im Sommer grün

Fisch · 2000 Obstbäume sind in Fisch von Misteln befreit worden. Ministerin Ulrike Höfken hat sich das Ergebnis angesehen - und ein Geschenk mitgebracht, das nicht nur Kinder erfreut.

 Ministerin Ulrike Höfken (mit Mütze) stellt sich hinter die Menschen, die die Streuobstwiesen weiter voranbringen wollen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ministerin Ulrike Höfken (mit Mütze) stellt sich hinter die Menschen, die die Streuobstwiesen weiter voranbringen wollen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Fisch Als der ehemalige Fischer Ortsbürgermeister Dieter Schmitt im Winter vor vier Jahren Ministerin Ulrike Höfken die Streuobstwiesen seines Ortes zeigte, habe er sich geschämt, erzählt er. Sie seien grün vor Misteln gewesen.
Jetzt war die Ministerin wieder da. Rund 2000 Bäume sind von Misteln befreit und fachgerecht geschnitten. Aus dem Problem ist ein Pilotprojekt geworden, das im Kontext der UN-Dekade Biologische Vielfalt als vorbildlich ausgezeichnet wurde.
"Misteln bringen die Bäume um", sagt Viezproduzent Roland Lutz, der seine Produkte wie viele Kollegen im Ort auf dem Fischer Viezfest präsentiert. Von den Misteln befreit, erholen sich die Bäume inzwischen und liefern Ort für Viez, Schnäpse und den Verzehr.
Die rund 20 Fischer Obstbauern haben sich verpflichtet, ihre Bäume weiter zu pflegen.
Ein Streuobstwiesen-Rucksackprojekt soll das Bewusstsein für das Ökosystem Streuobstwiese in die nächste Generation tragen. Anschauliche Materialien vom Nachschlagewerk bis zum Tablet- Computer mit Erklär-Video helfen beim Erkennen des Wertes der Streuobstwiese und ihrer Bewohner.
"Wir haben enorme Verluste am Brutvögeln", beklagt die Ministerin. Streuobstwiesen könnten bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten eine Lebensgrundlage bieten.
Dieter Schmitt, Erfinder des Fischer Viezfestes, erzählt: "Es war viel Überzeugungsarbeit nötig, um den Wert der Bäume zu erkennen." Der Naturpark Saar-Hunsrück hatte bei den ersten Viezfesten an einem Stand über Fördermöglichkeiten informiert.
Von der ersten Idee eines Viezfestes im Jahre 1990 entwickelte sich ein Viezkreislauf mit Baumpflege, Ernte und Produktion, wie Dieter Schmitt erzählt: "Die Botschaft lautet, Viez ist Landschaft, Heimat und Kultur." Als einer der Ersten gratuliert Bürgermeister Jürgen Dixius, der zuvor als Förster für Fisch zuständig war: "Hier spiegelt sich das Verständnis für die Natur wider." Landrat Günther Schartz lobt: "In Fisch wurde mit kleinem Geld viel erreicht." Dass schon kleine Kinder großes Naturverständnis mitbringen, zeigt sich für Ortsbürgermeister Otmar Wacht im Malwettbewerb der Kindergartenkinder: "Dort gibt es erstaunliche Ergebnisse."
Ihren neuen Streuobstwiesen-Rucksack probieren die jungen Festbesucher gleich aus.
Margret Scholtes, Lehrerin an der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Morbach, hat ihn entwickelt und mit ihren Schülern getestet: "Die Kinder sollen eine Ahnung bekommen, was alles mit den Obstbäumen zusammenhängt."Extra: DIE KOSTEN


Projektträger des Streuobstwiesen-Rucksackes ist der Naturpark Saar-Hunsrück. Neun Rucksäcke zum Verleih an Schulen wurden für den Aufbau von Lernorten in der Natur und Natur-Erlebnisangebote angeschafft. Das Land hat das Projekt 2013 mit 5600 Euro und 2015 mit 10 796 Euro gefördert.Die Gesamtkosten von 182 000 Euro für das Streuobstwiesenprojekt in Fisch wurden mit 158 723 Euro bezuschusst. 20 Baumbesitzer mit rund 2000 Bäumen wurden für den Baumschnitt gefördert. 20 Prozent Eigenleistung wurden erbracht.

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