Bahn über Hunsrück kommt, aber später

Rhein-Hunsrück · Die Zeit der Ankunft dürfte für die Hunsrückbahn noch etwas dauern. Im Sommer war der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Daniel Köbler, von der Nachrichtenagentur DPA zitiert worden, dass er darauf hoffe, dass die Hunsrückbahn schon 2015 wieder fahre. Daraufhin entstanden Diskussionen, ob es wirklich realistisch ist, dass die Bahn schon bald wieder fährt. Derzeit lautet die Erkenntnis: Abfahrtstermin offen.

 Die Strecke der Hunsrückbahn – hier ein historischer Schienenbus – soll die Region erschließen.TV-Foto: Archiv/Christian Brunker

Die Strecke der Hunsrückbahn – hier ein historischer Schienenbus – soll die Region erschließen.TV-Foto: Archiv/Christian Brunker

Rhein-Hunsrück. Das Ziel, die Hunsrückbahn zu reaktivieren, ist zwar als verkehrspolitisches Vorhaben tief in der rot-grünen Koalition verankert,. Wann sie aber kommen kann, steht noch in den Sternen. Jutta Blatzheim-Roegler erklärt als verkehrspolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, dass Köblers Aussagen falsch interpretiert worden seien. Nach ihrem Dafürhalten sei es allein aus planerischer und auch aus technischer Sicht kaum denkbar, dass die Bahn beispielsweise bis 2015 fahren kann.
Im August hat der CDU-Abgeordnete Hans-Josef Bracht im Landtag eine Kleine Anfrage gestellt, wie es konkret um die Bahn steht. Sieben Punkte umfasste die Anfrage des Rheinböllener Politikers. Bracht wollte unter anderem wissen, wie der genaue Planungsstand ist und welche Vorbereitungen die Landesregierung getroffen hat, um die Bahn bis 2015 oder 2016 auf die Schiene bringen zu können. Brachts Anfrage wurde durch das Innen- und Infrastrukturministerium von Roger Lewentz (SPD) beantwortet: "Die Reaktivierung der Hunsrückbahn zur Anbindung der Region Hunsrück an das bundesweite Schienennetz als Bestandteil des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 sowie zur Schienenanbindung des Flughafens Hahn ist Bestandteil der Koalitionsvereinbarung zwischen den Regierungsparteien. Der Koalitionsausschuss hat dieses Ziel nochmals im Frühjahr 2013 bekräftigt und sich für die Reaktivierung der Strecke ausgesprochen." Dies ist der heutige Stand. Die Landesregierung in Mainz stehe zum Vorhaben und wolle die Bahn.
Für Blatzheim-Roegler ist die Hunsrückbahn mehr als eine Perspektive für den Flughafen Hahn. "Den Hunsrück mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erschließen, ist für uns Grüne ein wichtiges Thema", sagt sie. Vor wenigen Wochen war die Abgeordnete in Simmern, um die Busverbindung Simmern-Mainz mit auf den Weg zu bringen. "Im Vergleich dazu ist die Hunsrückbahn ein Großprojekt, bei dem im Vorfeld viele Voraussetzungen erfüllt werden müssen."
"Lärmschutz ist das A und O"


In der Antwort des Innenministeriums auf die Kleine Anfrage von Hans-Josef Bracht heißt es: "Derzeit führt das Eisenbahn-Bundesamt die für die Planfeststellungsabschnitte erforderlichen Arbeiten durch. Der Zeitpunkt der Aufnahme der Baumaßnahmen hängt vom Vorliegen rechtskräftiger Planfeststellungsbeschlüsse ab. Nach Informationen der DB AG ist mit dem Vorliegen aller Planfeststellungsbeschlüsse etwa Ende des Jahres 2014 zu rechnen." Sobald diese Phase abgeschlossen sei, kann das Projekt aus Sicht von Blatzheim-Roegler konkret angegangen werden.
Neben den Aufgaben, die von der Deutschen Bahn bearbeitet werden, geht es dabei neben zu klärenden Vertragsmodalitäten auch darum, die Bevölkerung in Gänze für die Reaktivierung zu gewinnen. "Der Lärmschutz ist das A und O", sagt Jutta Blatzheim-Roegler. Für sie ist "leises Rollmaterial" wie die aus der Diskussion um die Güterzüge im Rheintal bekannten "leisen Sohlen" Grundlage für die Umsetzung der Reaktivierung. vb
Extra

"Im Rahmen der bautechnischen Vorbereitungen ist zu prüfen, ob eine sukzessive Inbetriebnahme der Hunsrückbahn (...) möglich ist", heißt es in den Erläuterungen des Infrastrukturministerium zur Hunsrückbahn. Aus Sicht von Blatzheim-Roegler, der Verkehrsexpertin der Grünen, könnte zunächst ein erster Bauabschnitt in Angriff genommen werden, also die Verbindung von Bingerbrück über Langenlonsheim, Stromberg und Rheinböllen bis nach Simmern. Danach könnte im weiteren Fortgang der Ausbau bis zum Flughafen Hahn erfolgen. Für die Realisierung des ersten Bauabschnitts bis Simmern rechnet die Verkehrsexpertin der Grünen mit einem Zeitraum von etwa drei Jahren. Noch ist allerdings offen, wann die Vorarbeiten im Planfeststellungsverfahren abgeschlossen sind. Jutta Blatzheim-Roegler hält es für denkbar, dass die jetzige Regierungskoalition diesen Tag vor der nächsten Landtagswahl im Jahr 2016 erlebe und es dann auch den Beginn der Bauarbeiten geben werde. "Einen Spatenstich bis zum Jahr 2016 halte ich für möglich", sagt die Abgeordnete aus Bernkastel-Kues. Dann könnte das lang erwartete Prestigeprojekt wirklich auf die Schiene gehen. vb

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