15 000 Euro Mindestgebot Karthäuser Bahngebäude unterm Hammer

Konz · Die Bahn lässt ein weiteres historisches Gebäude am Haltepunkt in Kar­thaus versteigern. Das Mindestgebot bei einer Auktion in Berlin liegt bei 15 000 Euro. Ein Schnäppchen dürfte der Handel trotzdem nicht werden.

 Die Bahnmeisterei in Karthaus (1903/04) hat innen und außen großen Sanierungsbedarf.

Die Bahnmeisterei in Karthaus (1903/04) hat innen und außen großen Sanierungsbedarf.

Foto: Auktionshaus Karthausen/Auktionshaus Karhausen

Die Mauern sind voller Graffiti, viele Fenster mit Brettern vernagelt. Um das Gebäude steht schon länger ein Bauzaun. Die Rede ist vom 1903 erbauten denkmalgeschützten Bahnhof Karthaus, oder? Eine Ebay-Kleinanzeige, die zurzeit im Internet kursiert und über die in Konz schon kräftig spekuliert wurde, bringt Aufklärung. Denn bei dem Objekt handelt es sich nicht um das große Gebäude direkt vor dem Bahnsteig. Das hat ein luxemburgischer Investor schon 2012 bei einer Auktion in Köln für 15 000 Euro ersteigert. Es geht um die Bahnmeisterei. Das ist das erste Nebengebäude von der Karthäuser Bahnbrücke aus kommend auf der linken Seite. Das Mindestgebot bei der Auktion am Freitag, 14. Juni, liegt wie schon bei der Versteigerung des Hauptgebäudes bei 15 000 Euro. Für Telefongebote läuft die Frist am Freitag, 7. Juni, aus.

Auch wenn das Gebäude günstig verkauft werden sollte, ist die Bahnmeisterei keineswegs ein Schnäppchen. Das wird bei einem Gespräch mit  Matthias Knake, Vorstand des Auktionshauses Karhausen AG in Berlin, schnell klar. Denn das Gebäude ist zwar nicht so riesig wie das 2012 versteigerte Bahnhofsgebäude mit 737 Quadratmetern Nutzfläche, aber mit 340 Quadratmetern auf drei Etagen verteilt immer noch ziemlich groß. Laut dem Auktionsexposé wurde die Bahnmeisterei 1903/04 in Massivbauweise mit Natursteinsockel und -elementen sowie Kreuz- und Walmdächern gebaut. Seitdem ist sie in Besitz der Bahn. Das Dach ist mit Schiefer gedeckt, und es gibt einen kleinen Keller. Die Ausstattung sei einfach, heißt es im Exposé. Der Zustand wird nicht beschönigt, die Mängelliste ist lang: Der Schornstein sei wegen Absturzgefahr bis unter das Dach zurückgebaut, auch die Heizungsanlage sei größtenteils entfernt worden. Hinzu kämen „Vandalismus-, Feuchtigkeits-, Putz- und Mauerwerksschäden, Graffitiverunreinigungen sowie teilweise Deckendurchbrüche“. Das Dach sei zum Teil undicht oder defekt. Das Fazit: Die Bahnmeisterei ist insgesamt in stark sanierungs- und modernisierungsbedürftigem Zustand.

Für den potenziellen Investor bedeutet der aus Knakes Sicht „sehr schwierige Gebäudezustand“, dass er mit hohen Folge- und Sanierungskosten rechnen muss, vermutlich ein Millionenbetrag. Auch die Auflagen, die bei Bahngebäuden üblich sind, und der Denkmalschutz könnten bestimmte Umbau-Ideen erschweren. Ein weiterer Knackpunkt: 44 Quadratmeter bleiben nach Verkauf an die Bahn vermietet. In ihnen ist Betriebstechnik untergebracht (siehe Hintergrund).

 Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude am Haltepunkt Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude am Haltepunkt Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Foto: Auktionshaus Karhausen

Dennoch gebe es bereits knapp 50 Interessenten, sagt Knake. Ihnen wurde ein geplanter Besichtigungstermin abgesagt. Der Grund: Viele hätten das Gebäude schon gesehen, als vor sieben Jahren das Hauptgebäude versteigert wurde. Dass die Stadt Konz unter den Bietern dabei sein wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Zumindest zeigt sich der Konzer Bürgermeister Joachim Weber im Gespräch nicht gerade begeistert von der Immobilie. „Was macht man mit einem Gebäude, in dem die Bahn noch aktiv ist?“, fragt er und spricht von einer „schwierigen Ausgangssituation“.

Wie schwer es ist, einen ehemaligen Bahnhof zu entwickeln, zeigt das Hauptgebäude. Denn an diesem ist seit dem Verkauf nichts gemacht worden. Darüber, woran das liegt, lässt sich nur spekulieren. Entweder übersteigen die Folgekosten den finanziellen Rahmen oder die Fantasie des luxemburgischen Käufers von 2012. Eine Anfrage des TV an die Trierer Architekten, die sich bisher für ihn in der Öffentlichkeit geäußert hatten, lassen diese unbeantwortet.

 Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Foto: Auktionshaus Karthausen/Auktionshaus Karhausen
 Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Foto: Auktionshaus Karthausen/Auktionshaus Karhausen
 Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Die Bahnmeisterei, ein Nebengebäude des Bahnhofs Karthaus, wird am 14. Juni in Berlin versteigert.

Foto: Auktionshaus Karthausen/Auktionshaus Karhausen

Die Untätigkeit des Investors ist auch der Grund, warum der Konzer Stadtrat und die Verwaltung die Gestaltung des Bahnhofsumfelds 2018 aus dem seit 2011 laufenden Stadtentwicklungsprogramm Soziale Stadt Karthaus gestrichen haben. Es fehle der Zugriff auf den Investor, lautete das Argument. Die öffentliche Hand könne da nichts machen. Dabei standen die Bahnhofsgebäude bei den Bürgern ziemlich weit oben auf der Prioritätenliste. Doch alle Ansätze der Stadt scheiterten bisher. Eine Mehrheit im Stadtrat hätte den Bahnhof 2011 zum Beispiel gerne zur Polizeiinspektion oder -wache ausgebaut. Aber dieser Vorschlag scheiterte an der Landesregierung, die sich unter anderem für den Standort im ehemaligen Postgebäude am Trierer Bahnhof starkmachte.

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