Bands und Firmen wirbeln unter einem Dach

Konz · Der Hallenkomplex der Trierer Immobiliengesellschaft Triwo zwischen Konz und Trier (Ex-Kuag) ist Standort vieler Firmen, doch auch viele Bands haben dort einen festen Proberaum. Die ungewöhnliche Konstellation bietet den Musikern viele Möglichkeiten.

Konz. 18 Uhr. Ein riesiger Hallenkomplex, völlig im Dunkeln gelegen. Alles wirkt wie ausgestorben. Durch die Eingangstür geht es ins Treppenhaus. Auch hier kein Hinweis darauf, was sich hinter der Fassade verbirgt. Im ersten Stock: Blick in einen langen Gang. Mehr als 30 Türen und alle bunt beklebt. Aus einem Raum dröhnen laute Schlagzeugklänge. Gegenüber erschallt laute Heavy-Metal-Musik.
Rock, Metal und Hip-Hop


Von außen wirkt der Triwo-Gewerbepark zwischen Konz und Trier um diese Zeit verlassen. Doch innen tobt das Leben. Mehr als 30 Bands proben hier. Sie machen Rockmusik, Heavy-Metal oder Hip-Hop. Ansonsten ist der Hallenkomplex auf dem ehemaligen Gelände der Kuag (dem Textilfabrikant Kunstseiden-AG), der 2005 insolvent ging, Standort von mehreren Firmen wie einer Schreinerei und einem Reifenhandel. Er beheimatet auch ein Lager der Sektkellerei Schloss Wachenheim.
Eine Tür auf der linken Seite öffnet sich. Drinnen wirbelt ein Schlagzeuger mit seinen Drumsticks herum. Rhythmisch schwingt er den Kopf zum Takt. Der Schlagzeuger heißt Leonard Müller. In einer Probenpause erzählt er, dass er bereits seit acht Jahren einen Probenraum in den ehemaligen Verwaltungsbüros der Kuag gemietet hat und dort nicht mehr weg will. "Es ist einfach viel komfortabler als die meisten Probenräume. Es ist sicher, man hat eine funktionierende Heizung und das Gebäude wird sauber gehalten."
Mit 15 Jahren hat sein Traum von der Musik dort angefangen. Mit einer Schülerband hat er in dem Gebäude geprobt und gibt inzwischen Schlagzeugunterricht in dem Probenraum, den er sich mit der regional bekannten Band The Bandgeek Mafia teilt.
Deutschlandweite Tournee


Leonard ist mit den Jahren immer professioneller geworden. 2015 geht er mit seiner Band Monoshoque deutschlandweit auf Tour, um die erste Single, die dieses Jahr erschienen ist, zu präsentieren. Die Hallen der Trierer Immobiliengesellschaft Triwo sind ein fester Bestandteil seines Lebens geblieben und haben ihm die Möglichkeit geboten, sich intensiv der Musik zu widmen.
Müller sagt: "Ich finde es wichtig, dass auch kommerzielle Unternehmen der Kultur Raum geben. Für mich war die Musik eine Perspektive, wie sie es für viele Jugendliche ist." Dass dieses Konzept funktionieren kann, beweist die Triwo seit mehr als zehn Jahren. Das Nebeneinander von Firmen und den Jugendlichen ist ungewöhnlich, aber erfolgreich. "Klar gab es mal ab und zu Ärger, aber wir halten uns alle an die Regeln. Und inzwischen ist das schon ein familiäres Verhältnis zwischen den Firmen und uns", beschreibt Leonard Müller die ungewöhnliche Konstellation.
Auch Marius Greif von der Heavy-Metal-Band Chimalba ist froh, bei der Triwo einen Probenraum bekommen zu haben. "In Trier gibt es einfach wenig bis gar keine Möglichkeiten für Bands, zu proben. Der Bunker und der Merenger Hof sind die einzigen Alternativen." Marius Greif, Tim Schwenk, René Breinbauer und Sören Frechen, die seit 2011 gemeinsam Heavy-Metal machen, arbeiten gerade an ihrem ersten Album, das 2015 veröffentlicht werden soll. Zu einem Probenraum in den Triwo-Hallen sind sie nur durch Bekannte gekommen. Deren Band löste sich auf, und so konnten sie den Probenraum übernehmen.
Dass die Räume heiß begehrt sind, zeigt auch die lange Warteliste dafür. Das Hip-Hop-Trio One Love hat lange auf einen Raum gewartet und oft nachgefragt. Am Ende war es einfach Glück, da der Anruf von Mitglied Neo zur richtigen Zeit kam.
Neo, Primos und Inda machen alle schon seit mehr als zehn Jahren Musik und das seit 2010 unter dem Namen One Love. Sie haben im Juli dieses Jahres ihr erstes Album veröffentlicht, was komplett in den ehemaligen Verwaltungsbüros entstanden ist. Denn das Trio hat ein vollausgestattetes Tonstudio in ihrem Probenraum. "Das gute an der Location ist, dass wir problemlos laut sein können und nicht zum Recorden (Aufnehmen) auf Ruhezeiten achten müssen", sagt Neo. Das Tonstudio hat die Band in wochenlanger Arbeit selbst gebaut. Dafür haben die Mitglieder einen Teil des Raums abgetrennt, denn die Bands dürfen die gemieteten Räume so gestalten, wie sie es wollen.
Keine Bedenken bei der Triwo


Zu Beginn hat die Triwo die Räume nur vermietet, damit sie genutzt werden und Einnahmen einbringen. Dadurch entstand die in der Region einmalige Möglichkeit für die Bands. Die Mieter wissen das zu schätzen und hoffen, noch lange dort ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Von Seiten der Immobiliengesellschaft gibt es dabei keine Bedenken. Joachim Killermann von der Triwo sagt: "Einige Bands haben schon seit sechs Jahren einen Raum bei uns. Es gab noch keine größeren Probleme. Wir freuen uns über nette Mieter, und die Bands sind dankbar, einen Probenraum gefunden zu haben."

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