Baustelle auf der B 407 bei Kell: Ärger über enge Umleitung

Kell/Schillingen/Zerf · Auf der B 407 zwischen Zerf und Hermeskeil (Kreis Trier-Saarburg) bremsen derzeit mehrere Straßensperrungen die Autofahrer aus. Neben der Baustelle in Zerf war zuletzt auch ein Abschnitt zwischen Waldweiler und Kell wegen Asphaltarbeiten dicht. Diese Strecke ist zwar wieder passierbar. Die wochenlange Umleitung hat in den betroffenen Orten jedoch heftige Kritik an der zuständigen Behörde ausgelöst.

Baustelle auf der B 407 bei Kell: Ärger über enge Umleitung
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Markus Lehnen fährt einen Bus, Günter Dexheimer einen schweren Lastwagen. Der Ortsbürgermeister von Kell am See und das Ratsmitglied aus Zerf haben am eigenen Leib erfahren, wie eng es auf der Umleitungsstrecke wurde, die wegen Bauarbeiten auf der B 407 nötig war. Drei Wochen lang wurden zwischen Waldweiler und Kell Risse im Asphalt entfernt. Der Verkehr musste über Kreisstraßen und die Ortsdurchfahrten von Mandern, Waldweiler und Schillingen ausweichen.

"Der Landesbetrieb Mobilität hat mit den Gemeinden keine Rücksprache gehalten", wirft Lehnen der zuständigen Verkehrsbehörde vor. An der engen Kreuzung beim Gasthaus Maßem in Schillingen seien 40-Tonner beladen mit Langholz, Schulbusse und andere schwere Fahrzeuge kaum aneinander vorbeigekommen. Nicht selten sei dabei der Gehweg überfahren worden. "Und das alles, ohne das Tempolimit abzusenken, das war fahrlässig", schimpft Lehnen.

In der ersten Woche passierte dann auch noch ein schwerer Unfall auf der Umleitungsstrecke zwischen Kell und Schillingen. Die Straße musste gesperrt werden, Feldwege waren kurzzeitig die einzige Verbindung zur Hunsrückhöhenstraße. "Ein Wunder, dass da nicht mehr passiert ist", findet der Keller Ortschef.
"Es gab viel Stau, vor allem im Berufsverkehr", klagt auch Ludwig Bohr, Ratsmitglied aus Schillingen. Er habe von der Umleitung erst aus dem TV erfahren, moniert er. Zudem bezweifelt er, dass eine Vollsperrung der B 407 nötig war: "Eine Ampel wäre sicherer gewesen." Jens Anell aus dem Schillinger Rat kritisiert die Einrichtung der Umleitung als "Nacht-und-Nebel-Aktion".

Manfred Rauber, Ortschef in Waldweiler, bekam Beschwerden seiner Mitbürger zu hören: "Da fuhren LKW durch den Ort zum Bilstein-Werk. Die Leute haben sich fast nicht mehr über die Straße getraut." Auch für die Schulkinder sei die Situation gefährlich gewesen. Das "einzig Gute" sei, dass die B 407 nun früher fertig sei. Angekündigt war die Freigabe für Mitte November.

LKW-Fahrer Günter Dexheimer, der auch im Zerfer Gemeinderat sitzt, sieht aktuell einen weiteren Gefahrenpunkt, ausgelöst durch den laufenden Ausbau der Ortsdurchfahrt in Zerf: "An der Abfahrt Greimerath kommen einem die Anlieger aus Richtung Zerf wegen der Absperrung auf der falschen Seite entgegen." Er fordert, dass die Fachleute vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) sich das anschauen.

Der LBM weist die Kritik der Lokalpolitiker zurück. Die Deckensanierung zwischen Kell und Waldweiler habe wegen Vorschriften zum Arbeitsschutz nur unter Vollsperrung erfolgen können, teilt Klaus Wagner vom LBM auf Anfrage mit. Für eine halbseitige Sperrung mit Ampelbetrieb reiche die Fahrbahnbreite - mehr als 7,50 Meter wären nötig - nicht aus. Die Behörde habe zwei Wochen vor Baubeginn die Verwaltung der Verbandsgemeinde Kell am See über die anstehende Sperrung informiert, sagt Wagner. "Es gab keine Einwände." Die Zahl von etwa 100 verkehrsbehördlichen Ankündigungen pro Jahr übersteige "die Leistungsfähigkeit des LBM, alle von Umleitungsstrecken betroffenen Ortsgemeinden detailliert zu informieren und einzubinden".Gefahrenstelle wird überprüft

Dem LBM sei "durchaus bewusst", dass die Umleitungen "besondere Anforderungen an die Verkehrsteilnehmer stellen". Man habe den Verkehr in beide Richtungen aber teilweise über unterschiedliche Strecken geführt und dadurch in Waldweiler und Mandern den Begegnungsverkehr "eingeschränkt" beziehungsweise "vermieden". Leider hielten sich Ortskundige oft nicht an die Empfehlungen. Für den Schwerlastverkehr hätte der LBM zwar auch andere Umleitungen anbieten können, räumt Wagner ein.

Diese hätten jedoch "sehr weiträumig über die B 268/ Saarland oder die B 268/ Trier geführt". Es sei fraglich, ob die Fahrer sie angenommen hätten.

Dass die Umleitungsstrecke wegen eines Unfalls gesperrt werden musste, sagt Wagner, sei ein "nicht planbares Ereignis". Es sei nicht realistisch, dass der LBM für solche Fälle "immer Ausweichstrecken anbieten" könne. Die von dem Zerfer Dexheimer angesprochene Gefahrenstelle an der Absperrung Hirschfelder Hof werde umgehend überprüft.Meinung

Extremsituation erfordert RücksichtDer Unmut der Hochwälder ist verständlich. Zurzeit sind sie arg gebeutelt. Zu den Baustellen in Zerf, auf der B 407 und der A 1 bei Reinsfeld kommt auch noch die Sperrung der Pendlerstrecke L 143 bei Heddert. Da darf man schon mal fragen, ob das alles parallel laufen muss. Allerdings: Bei Großprojekten sind die Zeitpläne selten flexibel, und Straßenarbeiten müssen nun mal vor dem Frost abgeschlossen sein. Außerdem kann man vom LBM nicht verlangen, dass er Umleitungen mit allen Betroffenen detailliert abspricht und sie sogar auf mögliche Unfälle abstimmt. Sicher, es ist nicht ideal, schwere LKW durch die engen Straßen in Schillingen zu schicken. Aber wie der LBM sagt: Weiträumige Umfahrungen werden von Ortskundigen ignoriert. Letztlich läuft es immer darauf hinaus, dass jeder einzelne Verkehrsteilnehmer in solchen Extremsituationen gefordert ist, sich rücksichtsvoll zu verhalten und andere nicht zu gefährden. c.weber@volksfreund.de

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