Begegnungen am Ort des Leidens

HINZERT-PÖLERT. Die Form des Besucherzentrums auf der Fläche der Gedenkstätte "SS-Sonderlager/KZ Hinzert" steht fest. Der Architektur-Wettbewerb ging gestern in der Trierer Richter-Akademie zu Ende.

Die Jury entschied sich für den Entwurf eines Architekturbüros aus Saarbrücken und der Trierer Landschaftsarchitekten Bielefeld, Gillich und Heckel.Der Entwurf der beiden Preisträger habe die für den Wettbewerb gestellte Aufgabe, das neue Gebäude mit den bereits vorhandenen Objekten zu verbinden, am besten erfüllt, sagte Architekt Helmut Striffler, der Vorsitzende der Jury. Das 14-köpfige Preisgericht konnte aus 28 Arbeiten auswählen, die von Architekten aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Lothringen, Luxemburg und Belgien eingesandt worden waren.Der schließlich prämierte Entwurf zeichne sich besonders durch sein Bemühen aus, "das Areal des ehemaligen Häftlingslagers in den Aufarbeitungsprozess einzubeziehen", sagte Striffler bei der Verkündung der Preisvergabe in der Deutschen Richterakademie in Trier.Bibliothek und Seminarraum

Dieser Aufarbeitungsprozess soll in der künftigen Begegnungsstätte stattfinden, die neben einer Bibliothek auch einen Seminar- und Ausstellungsraum beherbergen wird. Dieser ist im Entwurf des Saarbrücker Architekten Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch in Richtung des ehemaligen KZ durch eine Glaswand begrenzt, die somit den Blick auf die heutigen Felder freigibt. Beeindruckt war die Jury nach Strifflers Worten auch von der Form des Gebäudes, das eher einer "Umhüllung" und einer "hegenden Form" gleiche denn einem Haus.Fast 60 Jahre nach Kriegsende kann das Gedenken der Opfer des KZ Hinzert nun eine bauliche Heimat finden. Die ursprünglichen Baracken auf dem Lagergelände waren schon in den ersten Jahren nach dem Krieg auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht abgerissen worden.Die Geschichte des Konzentrationslagers beginnt im Jahr 1938. Ursprünglich als Lager für die Arbeiter am so genannten Westwall eingerichtet, wurden die Baracken schon ein Jahr später zu einem eigenständigen Konzentrationslager umfunktioniert. Insgesamt 13 600 Menschen wurden bis zur Befreiung des KZ im März 1945 in Hinzert eingesperrt, unter ihnen viele Luxemburger, Franzosen, Niederländer und Belgier.Eröffnung im März 2005 geplant

Einer von ihnen war Pierre Pixius. Der heute 80-jährige Luxemburger gehört der "Amicale des Anciens de Hinzert" an und war Mitglied der Jury, die sich zwei Tage lang für die Preisverleihung Zeit nahm. Pixius: "Wir freuen uns, dass diese Begegnungsstätte nach 60 Jahren endlich gebaut wird." Angesichts des hohen Alters der meisten ehemaligen Häftlinge hofft Pixius, dass das Besucherzentrum "in zwei Jahren eröffnet wird". Im März 2005 jährt sich zum 60. Mal die Befreiung des Lagers.Diese Hoffnung könnte in Erfüllung gehen. Zumindest nach Ansicht von Frank Rauda, Abteilungsleiter Bauwesen im rheinland-pfälzischen Finanzministerium. Er teilte mit, es sei Ziel der Landesregierung, die Gedenkstätte zu diesem Zeitpunkt zu eröffnen. Rauda fügte hinzu, dass für die Baukosten bereits 680 000 Euro im Haushaltsplan des Landes für 2004 vorgesehen seien. Damit dieses Geld verwendet werden kann, muss die Regierung allerdings zunächst der Empfehlung der Jury zustimmen und die ausgewählten Architekturbüros offiziell mit der Durchführung des Projekts beauftragen.Wer sich selbst ein Bild von der prämierten Arbeit sowie den anderen eingereichten Vorschlägen machen möchte, hat dazu ab kommenden Montag Gelegenheit. Denn dann werden alle 28 Projekte samt der Modelle in den Räumen der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) im Kurfürstlichen Palais Trier ausgestellt.

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