Beginn ohne Grimm

Die Umlage, die die 13 Ortsgemeinden zahlen müssen, bleibt mit 43,5 Prozent unverändert und das Investitionspaket wird um 120 000 Euro abgespeckt. Das sind die zentralen Ergebnisse der Haushaltsberatungen 2009 im Verbandsgemeinderat Kell am See. Er verabschiedete den ersten Doppik-Etat im Hochwald einstimmig.

Kell am See/Paschel. Flammende Reden, die Abrechnung mit den "Regierenden" oder hitzige Wortgefechte: Dafür bieten in Kommunalparlamenten gerade die Haushaltsdebatten willkommenen Anlass. Doch bei der Etatsitzung des Keller VG-Rats bot sich in Paschel ein völlig anderes Bild. Von Beratungen in "Wohnzimmer-Atmosphäre" sprach Bürgermeister Werner Angsten (CDU) nach der einstimmigen Annahme des Zahlenwerks für 2009. Und CDU-Fraktionssprecher Klaus Marx stellte leicht verwundert fest: "Das war ja fast wie an Weihnachten."

Erstmals wurde im VG-Rat ein Etat beschlossen, der nach den Grundzügen der doppelten kaufmännischen Buchführung in Konten (Doppik) aufgestellt worden war. "Wir sind praktisch in der Situation eines Unternehmers, der ein Geschäft neu aufmacht", betonte Angsten. Zwei Hinweise waren ihm wichtig. Wie viel die VG wert ist, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Die Eröffnungsbilanz, für die das komplette Vermögen der VG erfasst und bewertet wird, kann erst im Herbst aufgestellt werden. "Deshalb muss der Etatentwurf 2009 auch völlig losgelöst von den Haushalten der Vergangenheit gesehen werden", so Angsten. Das aktuelle Zahlenwerk geht zwar bei einem Gesamt-Volumen von 4,8 Millionen Euro unterm Strich Null auf Null auf. Die Altlasten, die sich auf 1,2 Millionen Euro summieren, ist die VG aber selbstverständlich nicht los. Sie müssen nur nicht im 2009er-Plan ausgewiesen werden. "Wir haben es also mit einer Ausnahmesituation zu tun", betonte der Bürgermeister.

Um die Belastung durch frühere Fehlbeträge etwas herunterzufahren und die Netto-Neuverschuldung durch zu viele zusätzliche Kredite nicht zu stark nach oben zu treiben, einigte sich der Rat auf zwei Änderungen gegenüber der Verwaltungsvorlage. Statt 42,5 Prozent bleibt der Umlagesatz mit 43,5 Prozent unverändert auf dem Stand von 2008. Der VG bleiben damit 63 000 Euro mehr in der Kasse. Bei den Investitionen wurde der Rotstift angesetzt: Das ursprünglich 680 000 Euro schwere Paket wurde auf Vorschlag der CDU auf 560 000 Euro abgespeckt. Dafür wurden die hinteren Positionen auf der Prioritätenliste gestrichen. SPD und FWG hatten zuvor vergeblich beantragt, dass die VG ihren Zuschuss (17 500 Euro) für den von der Ortsgemeinde Kell gewünschten Bau der Radwegbrücke zurückzieht. Die wichtigsten Investitionen, die vor allem im Brandschutz und bei den Schulen getätigt werden, bleiben aber unangetastet. Für ein neues Löschfahrzeug der Feuerwehr Kell am See werden 115 000 Euro ausgegeben, dergleiche Betrag ist für die Wärmedämmung und den Einbau einer Holzhackschnitzelheizung in der Grundschule Schillingen vorgesehen. Circa 85 000 Euro werden in die Regionale Schule Zerf gesteckt, wobei der Einbau von neuen Fensterelementen der dickste Brocken ist. An den Baukosten für den Ruwer-Hochwald-Radweg beteiligt sich die VG mit einer weiteren Rate von 113 000 Euro.

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Meinung

Neues System, alte Themen

Es hat fast etwas Beruhigendes an sich: Ob altes, kameralistisches System oder jetzt das schwer zu durchdringende Dickicht der Doppik - worüber der VG-Rat Kell diskutierte, waren die Höhe der Umlage, das Defizit im Freibad (244 000 Euro) und über den Zuschuss für die Radwegbrücke als einzigen Streitpunkt. Sprich: Die Zahlenarithmetik mag neu sein, an den entscheidenden Themenfeldern hat sich aber nichts geändert. a.munsteiner@volksfreund.de

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