Beim Dorfladen in Mandern packen alle an

Mandern · Das Manderner Bürgerprojekt mit Café und Geschäft ging vor einem Jahr an den Start - und ist ein großer Erfolg. Dabei spielt freiwilliger Einsatz eine wichtige Rolle. Am Samstag wird gefeiert.

 Während Annette Götten Kaffee zubereitet, bedient Julia Eisenring-Becker (rechts) den Kunden Thomas Staudt nach einem Einkauf im Manderner Dorfladen. TV-FOTO: HANS MUTH

Während Annette Götten Kaffee zubereitet, bedient Julia Eisenring-Becker (rechts) den Kunden Thomas Staudt nach einem Einkauf im Manderner Dorfladen. TV-FOTO: HANS MUTH

Foto: Hans Muth (hm) ("TV-Upload Muth"

Mandern Wenn er über sein Herzensprojekt spricht, gerät Ortsbürgermeister Tim Kohley leicht ins Schwärmen: "Es läuft weit besser, als manche sich das erhofft hatten. Die Erwartungen sind weit übertroffen worden", sagt er über den vor einem Jahr eröffneten Dorfladen in Mandern.
Betrieben wird das Geschäft inklusive Dorfcafé von den Bürgern selbst, die sich zu einer Genossenschaft zusammengetan haben. Durch den Kauf von Geschäftsanteilen wurden sie zu Miteigentümern. An die 200 Mitglieder hat die Genossenschaft Unser Dorfladen Mandern, deren Vorsitzender Kholey ist. "Das Konzept ist aufgegangen", sagt der Ortschef. Die Teilhaber identifizierten sich mit dem Projekt. "Das ist ein Grund für die Verbundenheit mit dem Dorfladen und die Gewähr dafür, dass das Haus so gut besucht wird." Der erste Geburtstag wird am Samstag, 17. Juni, mit einem Fest rund um den Laden in der Schulstraße gefeiert (siehe Info).
Das Haus funktioniere nur mit all seinen Komponenten. Dazu zählten das Personal, die vielen ehrenamtlichen Helfer und die Kooperationen mit Kindergarten und Grundschule. "Wir konnten im ersten Jahr alle unsere Vorhaben umsetzen, finanziell und auch organisatorisch", freut sich der Genossenschafts-Chef. Die Regel-Öffnungszeiten des Dorfladens (siehe Info) decke das bezahlte Personal voll ab. Den Thekenbereich samt Gaststube und zusätzliche Laden-Öffnungszeiten betreuten freiwillige Helfer. Sie kümmerten sich um Abendveranstaltungen, Frühschoppen oder Tage, an denen Vereinsmitglieder nach dem Training noch gemütlich beisammen sitzen wollten. Auch den Cafébetrieb an Sonn- und Feiertagen stemmten die Helfer, wodurch für diese Zeiten keine Personalkosten anfielen.
Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement sei so groß, dass jeder nur etwa alle sechs Wochen für einige Stunden eingesetzt werde, sagt Kohley. "Auch die Pflege der Außenanlagen und die aufwendige Dekoration übernehmen Helfer mit viel Liebe." Manche holten ältere Mitbürger zu Hause ab, damit diese einkaufen und im Café am Strick- und Kaffeekränzchen teilnehmen könnten. Andere lieferten Getränke, "weil der Transport für die Leute einfach zu schwer wäre".
Das Café werde "von allen Altersklassen hervorragend angenommen", sagt der Ortschef. Das gelte auch für den Kindergarten, den die Küche mit Essen beliefere, und für die Grundschule gegenüber. "Es kommen regelmäßig Schüler zum Mittagessen, oder es schneit schon mal eine Klasse herein, um Eis zu essen." Für den Radverein RC Bike Mandern sei das Dorfcafé inzwischen offizielles Stammlokal. Im Sommer wollten die Gäste gerne auf der Terrasse sitzen, sagt Kohley. "Leider ist die nicht so groß. Da muss noch eine Lösung her."
Nach den Ferien soll für Senioren mittags ein Tagesessen angeboten werden. "Damit wollen wir einen weiteren Punkt des Mehrgenerationenkonzepts verwirklichen." Der Jahresumsatz liege bei etwa 300 000 Euro. "Das klingt nach viel. Aber zieht man die Unkosten ab, muss man sagen, dass ein privater Unternehmer damit nicht existieren könnte. Deshalb gebührt den Helfern ein riesiger Dank", sagt Kohley. Der Laden gehe "null auf null auf. Aber wir sind froh, dass es ihn gibt".
Julia Eisenring-Becker und Annette Götten sind als Geschäftsleiterinnen und Verkäuferinnen angestellt. "Es macht sehr viel Spaß", sagen sie. "Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und kann sich Zeit lassen. Es ist ein persönlicher Kontakt, den es in größeren Geschäften kaum noch gibt." Für Fabio Willems (19) und Peter Weber (19) ist das Dorfcafé ein Geschenk: Nach dem Fußball kämen oft zwei Drittel des Teams "zum Quatschen" vorbei: "Es ist praktisch unser Vereinslokal."KommentarMeinung

Beleg für eine gute Dorfgemeinschaft
Die Situation ist in vielen Dörfern ähnlich. Wo es früher noch eine Metzgerei, einen Bäcker und ein Lebensmittelgeschäft gab, stehen die Läden inzwischen leer und fahrende Händler übernehmen die Nahversorgung. Mit ihrer Genossenschaft haben die Manderner offenbar ein gutes Modell gefunden, um ein Geschäft im Ortskern auf Dauer am Leben zu halten. Der Erfolg beweist aber auch: Das Modell ist kein Selbstläufer. Es funktioniert nur in einer guten Dorfgemeinschaft, in der die Teilhaber auch aktiv anpacken. In Mandern wird das bislang vorbildlich umgesetzt. c.weber@volksfreund.deExtra: SO WIRD DAS EINJÄHRIGE BESTEHEN DES DORFLADENS GEFEIERT


Samstag, 17. Juni: 14 Uhr Eröffnung, 15 Uhr Vorführung Jugendfeuerwehr Mandern, 16 Uhr Ortschronik-Gruppe, 17.30 Uhr Musikverein "Hochwald" Mandern, 19 Uhr DJ Tender und Cocktailbar; tagsüber Kinderschminken, Stände der Lieferanten. Neue Öffnungszeiten: Samstag 7 bis 13 Uhr, Sonntag 8 bis 10 und 14 bis 18 Uhr, Montag 6 bis 12.30 und 15 bis 18 Uhr, Dienstag 6 bis 12.30 Uhr, Mittwoch bis Freitag von 6 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, Voranmeldungen: Telefon 06589-9188190.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort