Beim kleinsten Defekt gleich weg? Nein, das geht auch anders!

Saarburg · Rund 70 Besucher sind zum Service der Ehrenamtsbörse des Lokalen Bündnisses für Familie in die Kulturgießerei Saarburg gekommen. Einige nur auf einen Kaffee, andere mit schweren Geräten, die den Geist aufgegeben haben. Die Fachleute des Repair-Cafés konnten so manches Radio oder Videorekorder wieder neues Leben einhauchen.

 Beim Repair-Café ist die Elektronik-Abteilung besonders gefragt gewesen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Beim Repair-Café ist die Elektronik-Abteilung besonders gefragt gewesen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg. Als Heinrich Palm aus Beurig sein Radio kaufte, war er 25 Jahre alt. Jetzt ist er 75, und bedauert: "50 Jahre lang lief das Gerät tadellos. Jetzt ist es kaputt." Aber deshalb gleich wegwerfen? Kommt nicht in Frage, denn zum zweiten Mal haben sich Fachleute des Repair-Cafés darangesetzt, um solche Geräte zu retten.
Schwerpukt auf Elektronik


Gebracht, gemacht, so schnell kann es bei den leichteren Fällen gehen. "Bei unserer zweiten Auflage sind wieder rund 70 Besucher gekommen", freut sich der Koordinator der Ehrenamtsbörse des Lokalen Bündnisses für Familie, Kilian Zender. Einige waren auch einfach nur neugierig, anderen konnte bei ihren kaputten Geräten geholfen werden. "Der Schwerpunkt lag diesmal auf der Elektronik und den Computern", erklärt Zender. Beim ersten Mal kamen die Leute noch mit vielen Fahrrädern, was wohl in beiden Fällen am Wetter lag. 22 Probleme konnten direkt gelöst werden, auch das von Heinrich Palm.
Nicht selten ist es ja nicht einmal der reine Material- oder Zeitwert, sondern auch die Erinnerungen, die vielleicht mit einem Plattenspieler verbunden sind, der vor Jahrzehnten für frisch Verliebte die erste Kuschel-Rock-LP abspielte. Viel Reklame wollte Zender für diesen Service nicht machen, denn: "So hatten wir mehr Zeit für jeden Ratsuchenden." Es soll sich ja gerade ins Bewusstsein einbrennen, dass nicht gleich beim kleinsten Defekt etwas weggeworfen wird.
So denkt auch Elvira Reinert aus dem saarländischen Mettlach. Ihr war der Weg nach Saarburg nicht zu weit. Die 56-Jährige hängt an ihrer Kaffeemaschine, die noch gar nicht so alt ist: "Die brachte immer Kaffee mit tollem Aroma." Doch der ehrenamtliche Techniker, Sebastian Schettgen, sieht ein Problem: "An die Gehäuseschrauben komme ich schlecht ran." Eine Reparatur sei vom Hersteller wohl nicht vorgesehen. Doch aufgeben gilt nicht. Schettgen will sich Spezialschraubenzieher kaufen und Elvira Reinert mit ihrer Kaffeemaschine noch einmal wiederkommen.
Stark gefragt waren auch die gelernte Damenschneiderin Christel Storchmaier und Hobbyschneiderin Ulrike Fink. Ein Loch in einer Hose oder ausgefranste Hosentaschen sind für dieses Duo eine Sache von Minuten. "Diese Hosen sind dann immer noch gut, wenn man nicht gerade auf ein großes Fest geht", findet Storchmaier.
Änderungen an Kleidung dürfen die Näherinnen jedoch nicht durchführen, denn das machen ja professionelle Schneidereien, denen man keine Konkurrenz machen darf. Aber, so Fink: "Wir zeigen den Leuten schon mal, wie man einen Knopf annäht. Das kann ja heutzutage kaum noch jemand." Das Datum für das nächste Repair-Café im Mehrgenerationenhaus und der Glockengießerei steht noch nicht fest. "Wir planen einen Termin zwischen Fastnacht und Ostern", kündigt Kilian Zender an. Bis dahin soll es auch schon ein kleines Ersatzteillager geben. doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort