Belastung bleibt brisant

Es ist das aktuell "brisanteste" Thema in Hermeskeil: Das PCB-Schadstoffproblem an der Erich-Kästner-Realschule hat zu heftigen Protesten von Lehrern, Eltern und Schülern geführt. Der TV gibt einen Überblick über ihre Forderungen und die Position, die Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) als Vertreter des Schulträgers Verbandsgemeinde (VG) diesbezüglich vertritt.

 Das mediale Echo ist groß: Im Dezember gingen 300 Demonstranten auf die Straße. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Das mediale Echo ist groß: Im Dezember gingen 300 Demonstranten auf die Straße. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Hermeskeil. (ax) Seit einem Monat ist das Problem öffentlich bekannt, liegen die Fakten auf dem Tisch: In der Realschule (circa 900 Schüler) haben Messungen im März 2008 erhöhte Werte des krebserregenden Schadstoffs PCB ergeben, wobei im Raum der Konrektorin sogar der Interventionswert von 9000 Nanogramm Kubikmeter pro Quadratmeter Luft überschritten wurde. Der Schulträger, die VG, ließ daraufhin diesen Raum sperren und sanieren und ordnete darüber hinaus die aktuell laufende Mustersanierung des Klassenraums 106 an. Ihr Ziel ist, exemplarisch herauszufinden, wo sich in belasteten Räumen PCB-Reste verstecken können. Eine zweite Messreihe brachte zwar dann im Juli überall Ergebnisse unter dem gültigen Grenzwert. Sie lagen dennoch über dem Sanierungszielwert von 900 Nanogramm. Verstärkt wurde die Angst um die Gesundheit durch privat vorgenommene Untersuchungen, bei denen bei mehreren Lehrern teils deutlich erhöhte Blutwerte diagnostiziert wurden. Am 17. Dezember machten 300 demonstrierende Schüler, Eltern und Lehrer auf ihre Sorgen aufmerksam und kritisierten das Krisenmanagement von Bürgermeister Hülpes.

Eltern: "Es hat sich so gut wie nichts getan"



"Bis jetzt hat sich aus unserer Sicht so gut wie nichts getan", sagte Ulla Kolling vom Elternbeirat gestern dem TV. Immerhin gebe es von Hülpes aber, wie es Rektor Hans-Joachim Gärtner formuliert, das "Angebot einer Bewegung", nämlich die Fenster im Raum 106 auszutauschen. "Warum das nicht bereits längst geschehen ist und die Fugen einfach überpinselt wurden, haben wir nicht verstanden." Gleichwohl stehen weiter drei Forderungen im Raum. Erstens: ein Schadstoffgutachten für die komplette Schule. "Bisher wurde nur in einem Drittel der Räume gemessen. Wir wissen also gar nicht, vor welchem Berg wir stehen", so Gärtner und Kolling. Zweitens wartet die Schule weiter auf den Termin für die angekündigte Reihenuntersuchung aller Lehrer, die das Land als Dienstherr bezahlen will. Drittens sei auch zumindest für alle Schüler der Klassen neun und zehn eine Reihenuntersuchung nötig.

Hülpes, der weiterhin davon überzeugt ist, "dass für die Schüler keine Gesundheitsgefahr besteht", hält ein Komplett-Gutachten für "nicht erforderlich. Wir verfahren so, wie es die PCB-Richtlinie verlangt", betont Hülpes. Mit der Kontrolle und Nachmessung in Verdachtsräumen sollen mögliche PCB-Quellen herausgefiltert und darauf basierend eine "Sanierungsstrategie" entwickelt werden. Die Reihenuntersuchung der Lehrer sei Landessache. Bei der Forderung, sie auf alle älteren Schüler auszuweiten, verweist er auf den Standpunkt des Gesundheitsamts Trier. Dessen Leiter Harald Michels sagt, dass er bei den Schülern allenfalls "stichprobenartige Untersuchungen" für sinnvoll halte. Weil sich die Kinder nur begrenzte Zeit in der Schule aufhalten, wisse man nicht, welchen anderen Risiken einer PCB-Belastung sie ausgesetzt sind. "Im Übrigen lässt sich nach aktuellem Stand der Forschung durch einen PCB-Nachweis im Blut noch keine Gesundheitsgefährdung abschätzen", so Michels.

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