Belastungsprobe Bahnhofstraße

SCHILLINGEN. Wenn Anlieger am Ende ihrer Geduld angelangt sind: Für viele Bewohner der Schillinger Bahnhofstraße entwickeln sich die Arbeiten vor ihrer Haustür immer mehr zur Belastungsprobe. Immerhin: Spätestens Anfang nächster Woche will die Baufirma damit beginnen, das erste Teilstück zu asphaltieren.

Ein wenig hat sich die Situation vor den Häusern von Alfred Schöndorf, Hermann Anell oder der Familie Trampert zwar bereits gebessert, weil inzwischen auch auf diesem Teil der Schillinger Bahnhofstraße wieder ein Durchkommen mit dem Auto möglich ist. Noch Ende der vorigen Woche sah das aber ganz anders aus. Da glich dieser Abschnitt der Kreisstraße 71 eher einer Kraterlandschaft oder einer Buckelpiste. Die Straße auf kompletter Breite aufgerissen und tief ausgeschachtet, die Zufahrten zu den Häusern gekappt - da war für die Anwohner nicht nur guter Rat teuer. Auch ihr Geduldsfaden war nun endgültig gerissen. "Es ist eine Zumutung. Ich bin mir zwar bewusst, dass man bei Bauarbeiten mit Belastungen rechnen muss. Es gibt hier aber überhaupt keine Transparenz. Man hätte sich zumindest mit uns Anliegern kurzschließen und uns informieren können, anstatt einfach drauflos zu machen", kritisiert Anell. So aber wurde der Rollstuhlfahrer vor vollendete Tatsachen gestellt. "Ich bin tagelang nicht aus dem Haus raus gekommen, konnte nicht einkaufen gehen und habe mich sehr unmobil gefühlt", berichtet er. Seinen Nachbarn Schöndorf und dessen Schwiegermutter Agnes Maßem hat es zwar nicht ganz so gravierend getroffen. Aber auch bei ihnen ist der Ärger noch nicht verraucht. "Mir kann man ja noch zumuten, dass ich ein paar Schritte zu Fuß zum Auto gehe. Vor allem für ältere Leute sind die Einschränkungen aber schon beträchtlich gewesen. Was mich besonders stört: Die ersten Rechnungen haben wir schon. Gesprochen wurde aber nicht mit einem", bemängelt Schöndorf. Ein "Kommunikationsproblem" räumt selbst der Leiter der Straßenmeisterei Hermeskeil ein, die die Bauarbeiten überwacht. Die Baufirma sei aber jetzt angewiesen, verstärkt darauf zu achten, dass die Anlieger über die nächsten Arbeitsschritte informiert sind. "Ich denke, das hat sich auch schon gebessert", sagt Arnold Eiden. Nicht gerechtfertigt findet er hingegen eine Kritik, die viele Anwohner äußern. "Warum hat man nicht erst die eine Seite der Straße und danach die andere gemacht und eine Ampel aufgestellt?", fragt Edeltrud Heinz, die seit dem Beginn der Bauarbeiten im Mai in ihrem Edeka-Markt "schwere Einbußen" beklagt. Eiden hält diesem Einwand entgegen, "dass das rein technisch überhaupt nicht geht, weil die Straße dafür nicht breit genug ist. Es müssen ja auch gewisse Sicherheitsabstände eingehalten werden. Außerdem hätte diese Lösung eine längere Bauzeit und höhere Baukosten bedeutet." Diese Aussage unterstreicht auch Ortsbürgermeister Ludwig Bohr (SPD). Er habe zwar durchaus Verständnis für die Verärgerung der Anwohner und sei sich dessen bewusst, dass gerade der Ausbau einer wichtigen Innerortsstraße "immer eine Belastung für die Anlieger ist und dabei Reibungspunkte auftreten können". Er betont jedoch zugleich, "dass wir froh sein können, wenn uns der Kreis in Zeiten knapper Haushaltsmittel eine neue Straße bezahlt, und wir nicht noch jahrelang in der Bahnhofstraße durch Schlaglöcher fahren müssen". Im Übrigen weist der Dorfchef darauf hin, dass die VG-Werke bereits den Kanal neu gemacht und neue Hausanschlüsse verlegt haben. Alles in allem bedeutet dies, dass in die Modernisierung der Bahnhofstraße mehr als eine Million Euro investiert werden. "Bei dieser Größenordnung braucht ein solches Projekt einfach seine Zeit", betont Eiden. Allerdings, so versprechen die Verantwortlichen, ist für die Anwohner ein Ende ihrer Leidenszeit in Sicht. "Spätestens Anfang nächster Woche werden wir damit beginnen, das erste Teilstück bis zur Talstraße zu asphaltieren", sagt Jürgen Enders von der bauausführenden Firma. Bis Ende des Jahres soll schließlich auf der gesamten Strecke im Ort wieder Asphalt die Fahrbahn bedecken.

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