Bergbaufirma wirbt um Vertrauen

Wellen · Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke hat die Trierer Kalk-, Dolomit- und Zementwerke in Wellen besucht. Den Bürgern empfahl sie, die Offenheit des Unternehmens zu nutzen, um den Dialog aufzunehmen. Das Ziel: Die Belastung durch das Bergwerk im Ort zu reduzieren.

 Staubiges Geschäft: der LKW-Verkehr auf dem Gelände der TKDZ.TV-Foto: Friedemann Vetter

Staubiges Geschäft: der LKW-Verkehr auf dem Gelände der TKDZ.TV-Foto: Friedemann Vetter

Wellen. Eveline Lemke, die erste Wirtschaftsministerin der Grünen in Rheinland-Pfalz, wirkt euphorisch, als sie zusammen mit dem Journalistentross, Parteikollegen und mehreren Wellener Bürgern von der Besichtigung des Bergwerks der Trie rer Kalk-, Dolomit- und Zementwerke (TKDZ) zurückkommt. Sie spricht von einer neuen Offenheit der österreichischen Porr AG, die das Werk Ende Januar übernommen hat. Die Transparenz sei ein Zeichen neuer unternehmerischer Verantwortung, sagt Lemke, die auf Anfrage des Vereins Sauberes Wellen und auf Initiative der Grünen-Landtagsabgeordneten Stephanie Nabinger in den Obermoselort gekommen ist.
An die Vertreter des Vereins Sauberes Wellen gewandt meint Lemke, dass die Porr AG ihnen eine Chance gebe, sich einzubringen. Sie sollten das Angebot annehmen und mit dem Unternehmen reden. Ziel des Dialogs müsse sein, die Belastungen für die Menschen in direkter Nähe zum Bergwerk zu reduzieren.
Die Bürger nutzen das Gesprächsangebot am Montag. Aber sie bleiben skeptisch. Der richtige Dialog fange erst an, wenn die TKDZ über die gesetzlichen Vorgaben hinaus etwas für die Gemeinde mache, sagt Jens Thewke vom Verein Sauberes Wellen, der sich seit mehreren Jahren gegen das Ablagern von Abfall im Wellener Stollen einsetzt. Besonders dass die TKDZ plant, drei Umschlagspunkte für die Anlieferung von Abfall auf dem Werksgelände einzurichten, erzürnt die Wellener, die sich nach dem Ministerinnen-Termin noch zum runden Tisch mit der TKDZ einfinden. Sie befürchten, dass genauso viele Laster wie zuvor durchs Dorf rollen.
TKDZ-Geschäftsführer Rainer Adami versucht, die Befürchtung zu zerstreuen. Um die Staubbelastung zu reduzieren, werde unter Tage ein alter Brecher abgeschaltet, der beim Zertrümmern der Steine viel Staub produziere. Außerdem gebe die TKDZ einen Teil des Firmengeländes auf, das in der Nähe eines Wohngebiets liege. Er verspricht, dass möglichst viel Material per Schiff transportiert werde.
Um den LKW-Verkehr zu reduzieren, setze das Unternehmen zudem weniger auf Masse als auf Qualitätsprodukte - es werde überlegt, zum Beispiel Gesteinsmehl anzufertigen, das in kleineren Mengen mehr einbringt als unbearbeitetes Dolomit. So könnte die ursprünglich angestrebte Produktion von 800 000 Tonnen pro Jahr verringert werden.
Auch die Pläne, Abfall in den Stollen einzulagern, bleiben ein Knackpunkt - obwohl Adami genauso wie das Bergbauamt versichern, dass bei den strengen gesetzlichen Vorgaben keine Gefahr für die Umwelt bestehe. "Es wird keine Giftmüllkippe sein", verspricht Adami. Die Bürger könnten sich an den Kontrollen beteiligen - die TKDZ trage sogar zum Teil die Kosten.
Die Wellener bleiben trotzdem misstrauisch. Das Problem an möglichen Deponieskandalen sei, dass am Kontrollsystem vorbei Material eingebracht werde.
Landesministerin Lemke verweist auf bestehende Gesetze, die solche Skandale verhindern sollen. Die Opposition im Bundestag strebe an, das Bergrecht zu verschärfen (siehe Extra).Meinung

Dialog setzt Zuhören voraus
Das Bergwerk in Wellen hat eine große Tradition. Die Menschen haben gelernt, mit dem Werk im Dorf umzugehen. In den vergangenen Jahren unter der ehemaligen Geschäftsführung haben sich Unternehmen und Bürger jedoch weit voneinander entfernt. Jetzt laufen endlich wieder Gespräche zwischen Gemeinde, TKDZ und den Bürgern. Das ist gut so. Der Runde Tisch bietet den Beteiligten ein Forum, ihre Interessen zu formulieren. Das Unternehmen will Geld verdienen - laut eigener Aussage einvernehmlich mit den Bürgern. Ein Teil der Wellener fände es am besten, wenn das Bergwerk dichtmacht und umgenutzt wird. Diese Ziele sind unvereinbar. Deshalb müssen sich die Beteiligten besser zuhören. Es bringt nichts, sich Unehrlichkeit vorzuwerfen oder Forderungen zu ignorieren. Wenn sie wirklich eine Lösung wollen, müssen alle einen Schritt aufeinander zugehen. Sonst bleiben die Gespräche ergebnislos. c.kremer@volksfreund.deExtra

Bergbauunternehmen wie die TKDZ müssen sich an die Vorgaben des Bundesberggesetzes halten. Die Grünen-, Linken- und die SPD-Bundestagsfraktionen wollen das Bergrecht erneuern. Neben mehr Transparenz und mehr Schutz von betroffenen Anwohnern bei Genehmigungsverfahren fordern die Parteien, dass Bergbau-Betreiber im Schadensfall nachweisen müssen, dass der Schaden nicht auf den Bergbau zurückzuführen ist. Zurzeit ist die Beweislast noch umgekehrt: Dem Betreiber muss ein Fehler nachgewiesen werden. Für den heutigen Mittwoch ist eine öffentliche Anhörung zum Thema im Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Technologie geplant. Die Anhörung wird im WebTV auf www.bundestag.de ab 17.30 Uhr übertragen. cmk

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