Bescheid hat Bescheid aus Mainz

Die Gemeinde Bescheid kann damit beginnen, für circa 475 000 Euro ein marodes Haus im Ortskern zu sanieren. Dort soll im Herbst 2011 ein Lebensmittelladen mit Mehrgenerationen-Angebot öffnen. Das Land greift der Kommune bei ihrem wichtigsten Dorfentwicklungsprojekt mit einem Zuschuss von knapp 260 000 Euro unter die Arme.

Bescheid. Schon seit langem verfolgt die Gemeinde Bescheid eine konsequente Linie: Die Wiederbelebung des Dorfkerns ist das wichtigste Ziel, das sich Ortsbürgermeister Raimund Olinger und sein sechsköpfiger Rat gesetzt haben. Auf die Erschließung eines Neubaugebiets wird - zumal die Nachfrage gering ist - im 420-Einwohner-Ort bewusst verzichtet. Stattdessen hat die Kommune, die dank der Einnahmen aus der Windkraft auf finanziell gesunden Beinen steht, ein besonderes Programm aufgelegt. Sie hilft Privatleuten mit einem Zuschuss von maximal 5000 Euro, wenn diese alte Wohnhäuser im Ortszentrum modernisieren wollen (der TV berichtete).

Bei ihrem wichtigsten Projekt tritt die Gemeinde allerdings selbst als Sanierer auf. Sie hat bereits 2009 das marode und direkt am Dorfplatz gelegene Haus in der Dhrontalstraße 4 gekauft. Was mit dem Gebäude passieren soll, ist seitdem klar: Es soll für etwa 475 000 Euro nach den Plänen des Hermeskeiler Architekten Christoph Eiden umgebaut werden.

"Dazu muss das Haus teilweise abgerissen und im Inneren völlig entkernt werden. Die Fassade zur Straße hin ist jedoch denkmalgeschützt und bleibt erhalten", sagt Olinger.

Nach der Sanierung soll im Erdgeschoss des Gebäudes ein Lebensmittelladen eingerichtet werden, in dem sich die Bescheider und die Bewohner der Nachbarorte wie Naurath, Büdlich, Breit oder Lorscheid mit Waren für den täglichen Bedarf eindecken können. Im Obergeschoss soll ein Multifunktionsraum seinen Platz finden, der unter dem Stichwort "Mehrgenerationenservice" als Anlaufstelle für alle Altersklassen dient. Angedacht ist laut Olinger beispielsweise ein kleines Internet-Café, in dem die jungen Dorfbewohner den älteren den Umgang mit Computern erklären sollen.

Kommune muss 210 000 Euro selbst schultern



Hinter der Finanzierung des Projekts stand aber fast ein Jahr lang ein Fragezeichen. Denn die Bescheider mussten bis vor kurzem auf einen Bescheid aus Mainz warten. Inzwischen ist aber sicher, dass das Land aus dem Topf seines Dorferneurungsprogramms einen Zuschuss von 258 000 Euro gewährt. Die restlichen 217 000 Euro muss die Kommune selbst schultern. "Uns ist bewusst, dass das viel Geld ist. Die Investition ist es uns aber wert, weil wir dadurch den Dorfkern erheblich aufwerten", betont Olinger. "Es ist außerdem so, dass unsere Leute ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen, wenn sie wieder im eigenen Ort etwas einkaufen können." 2001 schloss aus Altersgründen die damalige Besitzerin den Lebensmittelladen in Bescheid. Seitdem gibt es dort kein einziges Geschäft mehr.

"Früher hat sich der kleine Einkaufsmarkt im Ort ja auch getragen. Ich denke, dass die Bescheider einer Neueröffnung aufgeschlossen gegenüberstehen und sehe genug Potenzial." So schätzt Ludwig Welter die Situation ein. An ihn will die Gemeinde das Erdgeschoss des Hauses verpachten. Der künftige Betreiber des Bescheider Dorfladens führt übrigens schon lange im Nachbardorf Beuren einen Frische-Markt.

Jetzt, wo die Zuschusszusage aus Mainz da ist, will die Gemeinde Bescheid zügig die Verwirklichung des Vorhabens anpacken. "Wir wollen auf jeden Fall noch 2010 anfangen", betont Olinger. Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten und der Eröffnung des Dorfladens im Haus Dhrontalstraße 4 rechne er dann im Herbst 2011, so der Gemeindechef im TV-Gespräch.

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