Beten in einem verschwundenen Dorf

Gusenburg/Grimburg · Zum neunten Mal treffen sich katholische Christen aus Gusenburg und Grimburg sowie eine Abordnung der Quirinius-Bruderschaft Wadrill zu einer Bergmesse an der Grenderich-Kapelle. Das kleine Gotteshaus erinnert an die Kirche und das Dorf Grenderich. Einziges Zeugnis der ehemaligen Siedlung ist das Altarkreuz.

 Heinz Schuh und einige andere Dorfbewohner helfen bei der Pflege der Kapelle und ihres Umfeldes. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Heinz Schuh und einige andere Dorfbewohner helfen bei der Pflege der Kapelle und ihres Umfeldes. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Gusenburg/Grimburg. Sorgsam fegt der ehemalige Gusenburger Ortsbürgermeister Heinz Schuh das Laub von einem steinernen Kreuz, das in der Wiese vor der Grenderich-Kapelle zwischen Gusenburg und Grimburg eingelassen ist. "Das ist alles, was von der ehemaligen Kirche von Grenderich übrig geblieben ist, die genau hier gestanden hat", sagt Schuh.
Zwei Prozessionen, die um 17.30 Uhr losgehen, treffen sich am 13. August von Gusenburg und Grimburg kommend an der Grenderich-Kapelle zur Bergmesse, die von Dechant Clemens Grünebach zelebriert wird. Schuh, der gerne in Österreich Urlaub macht, war schon immer fasziniert von den Bergprozessionen in der Alpenregion. Zum neunten Mal pilgern Christen und die Quirinius-Bruderschaft Wadrill jetzt auch in der Heimat zu dem Ort, der nach 1654 verlassen wurde.
Grenderich wird 1249 erstmals urkundlich erwähnt, schreibt Armin Giebel im "Gusenburger Rückblick" von 1998. Drei Familien sollen zu dieser Zeit dort gelebt haben. Bereits für das 13. Jahrhundert gibt es Hinweise auf Gottesdienste in der kleinen Siedlung. Giebel vermutet, dass sie keltischen Ursprungs ist, und damit wesentlich älter ist als die urkundlichen Beweise angeben.
Ob die Pest die Bevölkerung ausgelöscht hat, ist bis heute nicht bewiesen. Der Heimatforscher berichtet von Hinweisen, dass es 1625 in Grenderich noch sechs Feuerstellen gegeben hat.
Danach verschwand das Dorf. Vielleicht wurden die verlassenen Häuser auch als Steinbruch für neue Heimstätten gebraucht.
Fest steht, dass die Kirche und der Friedhof noch wesentlich länger genutzt wurden.
Statue von Gusenburger Künstler


Der Zug der Gläubigen, die vom Musikverein und Kirchenchor begleitet werden, wird am 13. August zunächst Station an der Großmannskapelle machen. An der Grenderich-Kapelle wird um 18 Uhr die Bergmesse gefeiert.
"Die Kapelle wird das ganze Jahr über von Gläubigen besucht, die hier still beten", weiß der ehemalige Ortsbürgermeister Schuh. Sie sei ein Zeichen der gemeinsamen Vergangenheit von Grimburg und Gusenburg. Sie wurde 1782 vom Eremiten Antonius Becker erbaut. Der Gusenburger Künstler Josef Waschbüsch schnitzte 1954 für die Kapelle eine Marienstatue, die eine weltliche Familie beschützt. Die Gottesmutter wird sowohl hier als auch in der Großmannskapelle besonders verehrt. Die Grenderich-Kapelle wurde 2003 mit einem Glockenturm versehen. Im Frühjahr 2009 wurde das kleine Gotteshaus renoviert.
An der idyllisch gelegenen Stelle mit Aussicht auf Gusenburg wird nach dem Gottesdienst mit Speisen und Getränken gefeiert. Der ehemalige Friedhof von Grenderich wird zum Festplatz. Der Erlös des Festes ist für den Erhalt der beiden Kapellen bestimmt.

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