Ausbildung Handwerk wirbt um Nachwuchs

Kell · Fleischer, Schreiner und Friseure: Beim Berufsinformationstag an der Realschule plus in Kell am See haben Unternehmen den Schülern Einblicke in das Berufsleben gegeben.

 Schüler Benedict fertigt Fleischspieße unter Anleitung von Fleischerei-Verkaufsleiterin Carina Klos-Naumann.

Schüler Benedict fertigt Fleischspieße unter Anleitung von Fleischerei-Verkaufsleiterin Carina Klos-Naumann.

Foto: Jan Söfjer

Michael Kläser müsste gar nicht hier sein. Der Geschäftsführer von hwh Hochwald Haustechnik aus Kell am See hat nach eigenen Angaben keine Probleme, Lehrlinge zu finden. „Eigentlich wollte ich dieses Jahr nur einen einstellen, aber am Ende sind es doch zwei geworden“, sagt er. Ein Jugendlicher hat ein halbes Jahr lang ein Praktikum bei ihm gemacht und hat den SHK-Anlagemechanikermeister überzeugt. „Den konnte ich mir nicht entgehen lassen.“ Nun hat er insgesamt drei Auszubildende. Deniz Ucar hat ihn auf den Berufsinformationstag in der Realschule plus in Kell am See begleitet und informiert gemeinsam mit seinem Chef über ihr Handwerk. Wie viele andere Unternehmen auch.

Acht- und Neuntklässler können sich in Workshops und an Ständen über verschiedene Berufe informieren und sich ausprobieren. „Wir glauben, so Unternehmen und Schüler gut zusammenzubringen“, sagt Schulleiter Sebastian Straßer. Der Kontakt mit den Schulen sei ganz wichtig, sagt auch Helmut Schröer. Der ehemalige Oberbürgermeister Triers ist als Ausbildungsbotschafter für das Handwerk tätig.

Schreinermeister Florian Hennen aus Baldringen findet es nicht so leicht, Nachwuchs zu finden. Er hat seinen Auszubildenden Joé Schmit dabei. Der 29-jährige Luxemburger hat nach dem Abitur für eine Versicherungsgesellschaft gearbeitet, sich dann aber umorientiert. Vor ein paar Jahren hat er mit seinem Bruder ein altes Haus gekauft, das sie renovierten. „Da sieht man, was man alles nicht weiß.“ Er beschloss, eine Ausbildung im Handwerk zu machen. „In luxemburgischen Betrieben wird aber wenig ausgebildet“, sagt er. Die stellten lieber fertig Ausgebildete ein. Deshalb ging er nach Deutschland. Sein erstes Ausbildungsjahr hat Schmit hinter sich, er ist zufrieden. „Es ist ein Betrieb, in dem man sehr schnell viel lernt.“ Am liebsten verlegt er Böden. „Da sieht man schnell ein Resultat.“

Willst du einen Rollbraten machen?“, fragt an einem anderen Stand Carina Klos-Naumann den Schüler Maurice. Er will. Die Fleischerei-Verkaufsleiterin der Landmetzgerei Klos aus Zerf zeigt ihm, wie man den Schweinerücken aufschneidet, Gewürze und Zwiebeln hineinlegt und ihn zusammenbindet. Benedict fertigt derweil Fleischspieße. „Nicht Speck- und Fleischstücke aufeinander, sondern etwas Paprika dazwischen“, rät Klos-Naumann. Das Salz des Specks lasse sonst das Fleisch grau werden. Sei nicht schlimm, sehe aber nicht schön aus.

Ein paar Meter weiter glättet Tia ihrem Mitschüler Peyton die Haare. Friseurmeister Hans Heinz-Henke vom Salon Haarhochdrei h3 in Schweich zeigt ihr, worauf sie achten muss. „Ich wusste nicht, dass Frisieren so viel Spaß macht“, sagt Peyton. Er erwägt, ein Praktikum zu machen. Heinz-Henke räumt damit auf, dass alle Friseure schlecht bezahlt würden. Er hat acht Angestellte, zahlt zwölf bis 13 Euro die Stunde, also rund 2100 Euro brutto im Monat. Dazu gebe es Provisionen.

Ewald Koltes von Metallbau Koltes aus Kell am See stellt jedes Jahr einen Lehrling ein. Die Firma fertigt etwa Treppen, Geländer und Balkone.

Draußen auf dem Schulhof steht der Bau-Sprinter der Baugewerks-Innung. Dort können die Schüler Baumaterialien ertasten oder einen Spielzeugbagger fernsteuern. Daneben steht ein Bagger-Simulator. Der wackelt und kippt zu den Seiten wie ein Flugzeugsimulator. Bauingenieur Eugen Müller, Geschäftsführer des Bauunternehmens Alois Müller aus Hermeskeil, versucht, den Schülern so Einblicke in den Bauberuf zu geben.

 Tia glättet ihrem Mitschüler Peyton die Haare. Friseurmeister Hans Heinz-Henke zeigt ihr, worauf sie achten muss.

Tia glättet ihrem Mitschüler Peyton die Haare. Friseurmeister Hans Heinz-Henke zeigt ihr, worauf sie achten muss.

Foto: Jan Söfjer
 Schreinermeister Florian Hennen (rechts) informiert mit seinem Auszubildenden Joé Schmit.

Schreinermeister Florian Hennen (rechts) informiert mit seinem Auszubildenden Joé Schmit.

Foto: Jan Söfjer

Der Bäckermeister Tobias Ehses aus Reinsfeld zeigt, wie man Marzipanrosen herstellt. Das traditionelle Handwerk ist ihm sehr wichtig. Viele seiner Vorfahren waren Bäcker. „Mein Urgroßvater hat schon mit einem Holzbackofen gebacken“, sagt Ehses.

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