Betriebe zeigen diesmal kaum Interesse

Zerf/Kell am See · Nur etwa 20 Aussteller haben sich für die am 17./18. September in Zerf geplante Gewerbeschau der Verbandsgemeinde Kell gemeldet. Die Veranstaltung wurde deshalb abgesagt. Der Chef des Zerfer Gewerbevereins kritisiert den aus seiner Sicht zu späten Start der Vorbereitungen, nennt aber noch weitere Gründe für das mangelnde Interesse der Betriebe.

Zerf/Kell am See. Eine Rekordzahl von 74 Standbetreibern hatte die Verbandsgemeinde (VG) Kell am See vor vier Jahren für ihre Gewerbeschau in Kell gewinnen können. Dass diese Zahl bei der diesjährigen Auflage in Zerf schwer zu erreichen sein dürfte, war den Messeorganisatoren von der Firma Dörr & Koltes aus Schwaigern in Baden-Württemberg bereits im Vorfeld klar. Im TV-Bericht Anfang Januar hatte Messemacher Walter Koltes deshalb das Ziel "60 plus X" ausgerufen.
Von dieser Vorgabe waren die bislang eingegangenen Anmeldungen jedoch weit entfernt. Deshalb hat sich die Verbandsgemeinde dazu entschlossen, die für den 17./18. September geplante Gewerbeschau in Zerf kurzfristig abzusagen.
Laut Bürgermeister Martin Alten liegen "etwa 20 Anmeldungen vor". Die Messefirma, mit der man seit Jahren erfolgreich zusammenarbeite, habe die Betriebe zum Teil mehrmals angeschrieben, erklärt Alten auf TV-Anfrage. "Einige haben sich gar nicht zurückgemeldet, von anderen kam eine Absage aufgrund anderer Termine." Mehrere Betriebe hätten ihre Teilnahme an der Oekofoire in Luxemburg als Grund für die Absage genannt, sagt Alten. Die Umweltmesse steigt ein Wochenende nach der geplanten Gewerbeschau vom 23. bis 25. September auf dem Kirchberg. Für die Betriebe seien "zwei Messen in so kurzem Abstand vom Personal her nicht zu stemmen" - diese Begründung habe er mehrfach gehört, sagt der Bürgermeister.
Die Absage sei "sehr schade", aber die Verbandsgemeinde habe bereits "eine Neuauflage im Frühjahr 2018 ins Auge gefasst". Einen neuen Anlauf bereits im kommenden Jahr zu wagen, wäre laut Alten "nicht so glücklich". Denn der Hochwald Gewerbe Verband hat erst vor kurzem eine Gewerbeschau für den 8./9. April in der Hermeskeiler Hochwaldhalle angekündigt. Wo die Keller VG-Schau 2018 über die Bühne gehen soll, stehe noch nicht fest: "Wir werden dann neu überlegen, wo wir hingehen." Normalerweise wird die Gewerbeschau alle vier Jahre veranstaltet, dabei wechseln sich Kell und Zerf als Standorte ab. Nach Kell kamen 2012 etwa 14 000 Besucher.
Karsten Jung, Vorsitzender des Zerfer Gewerbevereins, ist ebenfalls enttäuscht über die Absage. Der Verein hatte seit Monaten versucht, seine Mitglieder zu mobilisieren und darüber hinaus Betriebe aus dem Hochwald und dem Saarland für die Schau zu gewinnen - ohne durchschlagenden Erfolg. Von den 23 Mitgliedern hätten sich sieben zur Schau angemeldet, sagt Jung.
Kritik an spätem Auftakt


Einen Grund für das geringe Interesse sieht der Vereinschef in dem ungewohnt späten Start der Vorbereitungen: "Diesmal ist alles sehr spät angeleiert worden, obwohl von uns im Oktober schon die ersten Nachfragen kamen." Das erste Gespräch zwischen Verein und Verbandsgemeinde habe es dann "zwischen den Jahren gegeben". Deshalb sei es für einige Betriebe zu "Terminüberschneidungen" gekommen.
Darüber hinaus beobachte er aber auch insgesamt ein zurückgehendes Interesse an Gewerbeschauen, sagt Jung. "Viele Betriebe sagen: Es rentiert sich für uns nicht mehr." Der Anspruch der Besucher an Messestände sei "enorm gestiegen", die Organisation sei "zeit- und kostenintensiv". Über die Höhe der Standmiete, die manche moniert hätten, müsse man künftig noch einmal nachdenken.
Kritik übt Jung an den größeren Unternehmen im Hochwaldraum, die sich seiner Meinung nach "so häufig damit brüsten, in der Region verwurzelt zu sein". Auch sie hätten diesmal kein Interesse gezeigt. "Sehr schade" finde er es, dass die Realschule plus Kell/Zerf "diese Plattform nicht nutzen wollte, um sich und ihr Konzept zu präsentieren". Die Schule sei bei den vergangenen Messen "sehr präsent" gewesen.
Auf der anderen Seite habe sich aber auch das Informationsverhalten der Kunden verändert, sagt Jung. "Viele Menschen informieren sich heute übers Internet, da sind solche Messen als Werbeplattform nicht mehr unbedingt vonnöten." Zudem seien die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe zurzeit voll, weiß der Inhaber einer Schreinerei.
Aus all diesen Gründen sehe er einer Neuauflage der Gewerbeschau 2018 "etwas weniger optimistisch". Man werde sich sicher mit der Verbandsgemeinde noch einmal zusammensetzen, um die genauen Ursachen für die diesjährige Absage zu ergründen. "Und dann streben wir eine Schau für 2018 natürlich auch an und werden uns einbringen." Ob man aber künftig "so etwas Großes auf die Beine stellen könne", daran habe er Zweifel, sagt Jung.

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