Betrüger geschnappt: Angeblicher Monteur wohnt eine Woche in Hotel in Kell, prellt die Zeche und flüchtet

Kell am See · Er hat sich als Handwerker auf Montage ausgegeben und sich für eine Woche im Hotel Zur Post in Kell am See einquartiert. Als die Rechnung fällig war, ist der 60-Jährige dann aber getürmt. Weit gekommen ist er nicht. Ein Hinweis im Internet half, um den Betrüger zu schnappen.

 Im Hotel "Zur Post" in Kell hat ein angeblicher Monteur übernachtet. Die Rechnung hat er aber nie bezahlt. TV-Foto: Christa Weber

Im Hotel "Zur Post" in Kell hat ein angeblicher Monteur übernachtet. Die Rechnung hat er aber nie bezahlt. TV-Foto: Christa Weber

Foto: TV-Foto: Christa Weber

"Er war eigentlich sehr sympathisch", sagt Michael Krämer vom Hotel Zur Post in Kell am See über den Mann im blauen Arbeitsanzug, der über Pfingsten eine Woche lang sein Gast war. Der 60-Jährige hatte sich als Monteur einer Firma für Lüftungstechnik aus dem Raum Nürnberg ausgeben und erklärt, er sei für eine Woche auf Montage in der Region unterwegs. "Er hatte einen Firmenwagen dabei, mit dem er dann angeblich morgens immer zur Arbeit gefahren ist", berichtet Hotelinhaber Krämer. Beim Frühstück sei er "immer sehr gesprächig" gewesen, habe mit den Wanderurlaubern im Hotel geplaudert und dabei auch von seinem Auftrag an der Universität Trier erzählt.

Dort müsse er in einem Labor eine Lüftungsanlage einbauen. "Dass Monteure über Pfingsten arbeiten und nicht direkt aus der Region kommen, ist ja nicht so ungewöhnlich", erklärt der Hotel-Chef. "Ich habe keinen Verdacht geschöpft."

Seit Februar auf der Flucht

Am Mittwoch allerdings - dem üblichen Ruhetag im Hotel -, wollte der Monteur abreisen und sollte eine Anschrift für das Zustellen der Rechnung hinterlassen. "Das hat er aber nicht getan. Das Zimmer war geräumt, das Auto weg und er auch." Über die Aufschrift des Firmenwagens habe er versucht, Kontakt zum Arbeitgeber des Mannes aufzunehmen, berichtet Krämer: "Die Firma gibt es tatsächlich - und sie waren entsetzt." Eine Mitarbeiterin habe ihm erzählt, dass der gesuchte Monteur im Februar nach seiner Schicht samt Firmenauto verschwunden und seitdem "flüchtig" sei. Krämer erstattete Anzeige bei der Polizei in Hermeskeil. Die war aber schon alarmiert. Ein Mann, auf den die Beschreibung des Monteurs passte, hatte offenbar in Hermeskeil den Wagen getankt und den Sprit ebenfalls nicht bezahlt. Das bestätigt der Leiter der Hermeskeiler Polizeiinspektion, Michael Wahlen.

Nachricht 40.000 mal gelesen

Zusätzlich wurde Krämer auch über das soziale Netzwerk Facebook aktiv. Auf der Seite des Hotels hinterließ er eine Warnung mit Beschreibung des Zechprellers. "Wir sind mit vielen Betrieben, die auch auf Radfahrer spezialisiert sind, vernetzt. Ich dachte, vielleicht bringt es etwas." Mit der großen Resonanz habe er jedoch nicht gerechnet, gesteht Krämer. Sein Beitrag wurde rund 460 Mal geteilt, mehr als 40.000 Mal angeklickt. Die Nachricht verbreitete sich bis nach Karlsruhe und in den Odenwald, wie Mitteilungen von Nutzern belegen.

Doch dann endete die Suche abrupt: Eine Verwandte der Wirtin eines Gasthofs in Berschweiler bei Kirn (Kreis Birkenfeld) sah am Donnerstagabend den Eintrag im Internet. Darin war auch das Nummernschild des Firmenwagens genannt. "Sie rief sofort bei uns an und erklärte: Das Auto steht hier vor der Tür", berichtet Krämer. Er habe der Wirtin daraufhin angeboten, die Polizei zu alarmieren. Diese habe den Mann noch am selben Abend festgenommen. Von den Polizisten habe er erfahren, dass der 60-Jährige die Betrugsmasche offenbar schon häufiger durchgezogen hatte. Das bestätigt die Polizei in Kirn am Freitag auf TV-Anfrage. Nach Angaben der Polizeiinspektion ist der 60 Jahre alte Mann "aus dem süddeutschen Raum" ein bundesweit gesuchter "Einmietebetrüger". Er sei per Haftbefehl gesucht worden. Bei der "widerstandslosen" Festnahme im Gasthof hätten Beamte bei ihm 14 Schlüssel für verschiedenen Unterkünfte und Hotels entdeckt.

Der Firmenwagen sei sichergestellt worden. Der mutmaßliche Betrüger sollte am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Für den Keller Hotel-Chef Michael Krämer ist die Geschichte "wirklich kurios". Etwas Ähnliches sei ihm noch nicht passiert. Dass ihm die Hotelkosten erstattet werden, darauf setzt er keine Hoffnungen: "Das ist ein armer Kerl, bei dem wohl nichts zu holen ist." Wichtig sei aber, dass er den Schlüssel zurückerhalte, den der Monteur mitgenommen hatte. Denn dieser passe auch auf die zentrale Schließanlage des Hotels. Etwas erschreckt habe ihn, sagt Krämer, wie schnell und weit sich die Warnung vor dem Zechpreller über das Internet verbreitet habe: "In diesem Fall war der Ausgang ja positiv, aber so etwas kann sich ja auch mal ins Negative umkehren."

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