Bewegte Bambini

OBERBILLIG. Hüpfen, rennen, springen - das steht bei den Kindern des Oberbilliger "Bewegungskindergartens" täglich auf dem Programm.

Wer mit den rund 30 Kindern des Oberbilliger Kindergartens mithalten will, kommt schnell aus der Puste. Sie hüpfen wie Frösche entlang des Moselufers, sie springen wie Pferde, gehen rückwärts und springen seitwärts. "Wir sagen nie, wir gehen spazieren, das wäre viel zu langweilig", sagt die Leiterin des Oberbilliger Kindergartens, Irmgard Kiesgen-Bölinger. "Wir gehen an den Oberbilliger Strand Steine in die Mosel werfen."Bewegungsmangel vorbeugen

In der Gemeinde gibt es seit sieben Jahren den zweigruppigen "Bewegungskindergarten". "Als ich wusste, dass ich Leiterin in Oberbillig werden würde, machte ich mir Gedanken, welches Profil ich meinem Kindergarten geben wollte", schildert Kiesgen-Bölinger die Anfänge. Die Berichterstattung im Trierischen Volksfreund und anderen Medien über Probleme bei Kindern durch Bewegungsmangel und Übergewicht brachte sie auf die entscheidende Idee: Der Schwerpunkt in der Erziehung wurde auf die Bewegung gelegt. Um Negativfolgen wie Übergewicht, Haltungsschäden und Schwächen in der Körperkoordination vorzubeugen, ist die Aktivität bei Kindern enorm wichtig. Sogar das Sprachzentrum wird durch ausreichende Bewegung positiv beeinflusst. Für die Kleinen, die den Oberbilliger Kindergarten besuchen, heißt es also: Toben und Tollen ausdrücklich erlaubt! Dazu haben sie im Turnraum, auf dem naturbelassenen Außengelände, auf dem Moselradweg oder an den steilen Hängen der Weinregion jede Menge Platz. Dort können sich die Kleinen beispielsweise die steile Wiese hinunter rollen lassen. Auch die kleinen Ausflüge mit der Fähre ins Nachbarland Luxemburg machen den aktiven Kindern viel Spaß. "Jeden Tag gehen wir mit jedem Kind raus, bei jedem Wetter", so Erzieherin Kiesgen-Bölinger. Beim Springen und Hüpfen wird unter anderem das Herz-Kreislaufsystem gestärkt. Beim Spielen und Tollen an einem Wurzelbaum auf dem Außengelände des Kindergartens stärken die Kleinen spielerisch ihre Muskelkraft sowie ihre Koordination. Viel frische Luft gibt es außerdem am Ende der Kindergartenwoche: "Freitag ist unser Waldtag", erklärt Kiesgen-Bölinger. Beim Besuch der Naturräume werden alle Sinne gefordert, es gibt viel Ruhe, aber auch viele natürliche Spielgeräte. Ohnehin benötigen die Kinder keine aufwändigen Spielsachen mit raffinierten Details: In Oberbillig wird viel mit "ganz einfachen Sachen" gespielt, sagt die Erzieherin. Ein einfaches Holzbrett, ein kleiner Hammer und Nägel beschäftigen die Kinder bestens: Mit großer Konzentration und viel Fingerspitzengefühl schlagen sie die Nägel ein. Die kleinen Handwerker tragen dabei der Sicherheit halber echte Profi-Arbeitshandschuhe im Mini-Format. Mittlerweile macht der Schwerpunkt Bewegung in Kindergärten Schule. In der Region Trier werden Erzieherinnen verstärkt geschult, damit sie die Bewegung verstärkt in ihre tägliche Arbeit einbeziehen. Den beispielhaften "Bewegungskindergarten" in Oberbillig hat sich ein Fernsehteam des SWR ganz genau angeschaut. In der Sendung "Rat und Tat" werden am Mittwoch, 29. September, ab 18.50 Uhr die kleinen Bewegungs-Experten zu sehen sein.

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