Bezahlt wird in "Wusel"

KONZ. Wer einmal nach Wuselkusen kommt, wird feststellen, dass sich die Stadt von anderen Städten kaum unterscheidet. Mit einer Ausnahme: Die Bürger sind nicht älter als 13 Jahre. Wuselkusen liegt mitten in Konz und ist ein Projekt des Hauses der Jugend.

 Verkaufsgespräch in der Schneiderei: Die Kinder haben großen Spaß in ihrer Spielstadt.Foto: Hermann Pütz

Verkaufsgespräch in der Schneiderei: Die Kinder haben großen Spaß in ihrer Spielstadt.Foto: Hermann Pütz

Den Wuselkusenern mangelt es an nichts. Handwerksbetriebe, Restaurants, Banken, ein Kino und sogar ein Freizeitpark - all das lässt auf eine mehrere tausend Einwohner zählende Stadt schließen. Doch die "Metropole" im Zentrum von Konz erstreckt sich auf einer Fläche von nur wenigen hundert Quadratmetern, und mit einer Einwohnerzahl von 65 ist Wuselkusen nicht gerade eine Großstadt. Dafür haben die Bürger eine eigene Währung: den "Wusel". Ziel des Projektes "Spielstadt" des Hauses der Jugend (HdJ) ist, Kindern einen Einblick in die Gesellschaft und das Wirtschaftsleben zu verschaffen. Spielerisch lernen sie die Arbeitswelt, demokratische Prozesse - die Wuselkusener haben sogar eine eigene Bürgermeisterin sowie einen Stadtrat - und die Knappheit der Güter kennen.Zuerst geht es zum Einwohnermeldeamt

HdJ-Leiter Dietmar Grundheber erklärt: "Oftmals kennen die Kleinen nicht einmal den Beruf ihres Vaters und die jüngsten verstehen nicht, warum er überhaupt arbeiten muss. In unserer Spielstadt haben Kinder die Möglichkeit, einen eigenen Wirtschaftskreislauf aufzubauen, um so das Leben in der Gesellschaft besser verstehen zu können." Und das funktioniert so: Jeder Bürger begibt sich zunächst zum Einwohnermeldeamt, wo er einen "Stadtausweis" erhält. Die Mitarbeiter des Arbeitsamtes vermitteln den Jungen und Mädchen eine Arbeitsstelle, denn auch in einer Spielstadt muss man Geld verdienen, um leben zu können. Und das Jobangebot ist groß: Schreiner, Gärtner, Briefträger und Schneider sind nur einige Berufe, die die Kinder spielerisch ergründen können. Dann beginnt der "harte" Alltag der Wuselkusener. "In unserer kleinen Stadt lernen die jungen Bürger, dass im Grunde einer vom anderen abhängig ist", erläutert Grundheber. Und er fügt hinzu: "Das ist sehr wichtig, denn nur so haben Kinder die Möglichkeit, auch komplexe Zusammenhänge zu begreifen." Ohne einen Großmarkt können die Läden der Stadt nichts verkaufen, ohne Mehl aus einem der Läden kann der Bäcker nicht backen und ohne Brot haben die Menschen nichts zu essen. Alles wird bezahlt in "Wusel", dem Geld der Bürger von Wuselkusen. Und das muss eben erst verdient werden. Was man sonst noch zum Leben braucht, ist auch in der HdJ-Spielstadt zu finden: Von der Diskothek über den eigenen kleinen Radiosender bis zur Stadtzeitung, dem "Wuseler Tageblatt". Das "Spiel des Lebens" macht den 65 Jungen und Mädchen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren, die aus der Verbandsgemeinde und aus der Stadt kommen, offensichtlich großen Spaß. "Manchmal ist es hier schon ziemlich stressig und nach einem harten Arbeitstag ist man froh, Feierabend zu haben. Trotzdem ist Wuselkusen eine tolle Stadt, in der ich gerne länger wohnen würde", freut sich die zehnjährige Jennifer. Doch nach Ablauf einer Woche müssen die Kusener Bürger ihren Stadtausweis abgeben und ihre Spielstadt wieder abbauen. Wuselkusen ist Teil des Sommerferienprogramms des Konzer Hauses der Jugend. Zu einer richtigen Stadt gehört auch ein Stadtrat, an dessen Spitze ein Bürgermeister steht. So wählten auch die Wuselkusener ihr Stadtoberhaupt. Der echte Bürgermeister, Winfried Manns, hatte die Ehre, der zehnjährigen Lisa Zimmermann die Stadtschlüssel zu überreichen. Und er ließ es sich nicht nehmen, Wuselkusen vorübergehend zum Stadtteil von Konz zu ernennen.

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