Bilder erzählen Geschichten von damals

Irsch · Auf Zelluloid gebannte Historie ist an zwei Tagen im Irscher Winzerkeller wieder lebendig geworden. Erinnerungen an die Jugend, aber auch schlimme Kriegszeiten wurden wach. Die Pfarrkirche und der Ausbau des Bürgerhauses standen im Mittelpunkt.

Irsch. "Das bin ja ich bei der Hochzeit von Onkel Paul und Tante Rosi. Ich war damals zwölf", staunt Manfred Görgen beim Betrachten eines Bildes bei den Irscher Film- und Kulturtagen. Sofort kommen Erinnerungen hoch: "Hochzeiten, das waren damals große Ereignisse, an denen das ganze Dorf Anteil nahm." Die Hochzeitsgesellschaft zog in einer Prozession durch den Ort. Es wurde trockener Kranzkuchen und Schnaps an die Leute am Straßenrand verteilt, an Häusern vorbei, die schon längst nicht mehr stehen.
Der Initiator der Irscher Film- und Kulturtage, Rainer Feilen, bemüht sich um die Sicherung historischer Film- und Fotodokumente. "Hier haben wir rund 400 Fotos und 13 Filme", sagt Feilen. Ein Schwerpunkt sind dabei die Pfarrkirche in ihren Umbauphasen und der Bau des Bürgerhauses "Winzerkeller" mit Jugendraum.
Am Eröffnungsabend ratterte der betagte Filmprojektor los, ein Geräusch, das heutigen Beamer- Benutzern völlig fremd ist. "Ein Kreis baut auf" heißt das historische Filmschätzchen, das nach dem Krieg entstand. Wolfgang Heinzius und Karl Mettlach zeigten die Zerstörungen und die fleißigen Menschen, die aus den Trümmern wieder einen lebenswerten Landkreis machten. Den Kommentar dazu sprach der damalige Landrat Hermann Reinholz (1924-1967).
Ehrengast des Abends war der ehemalige Saarburger Pastor Peter Leick. Er entdeckt auf einem Bild aus den 1960er Jahren den damaligen Bischof Alfons Kleinermeilert. Zum Saarburger Land sagt er: "Die Landschaft mit ihren Weinbergen vermisse ich schon. Aber die Menschen in Wadgassen wachsen mir allmählich auch ans Herz." Er sei dankbar, auch in Irsch Pastor gewesen zu sein. Hildegard Benzschawel (91) traut ihren betagten Augen nicht: "Auf dem Bild ist ja meine Tochter, als sie zur Kommunion ging. Sie ist heute 64." Damals sei das ein großes Fest gewesen und eine willkommene Abwechslung zur harten Arbeit auf dem Feld und im Stall ihres Bauernhofes.
Der ehemalige Lehrer Ewald Meyer (83) steht vor einer Luftaufnahme der Amerikaner und erklärt: "Das haben die damals gebraucht, damit einen Tag vor Heiligabend 1944 die Saarbrücke bombardiert werden konnte."
Historische Kameraschätzchen der Marke Robot aus Düsseldorf zeigt Christoph Blau. "Das sind Fotoapparate, die ziehst du einmal auf wie ein Uhrwerk und kannst dann den ganzen Film vollschießen, wie mit einem Motor", sagt Blau. Solche Kameras seien in die ersten Radargeräte der Polizei eingebaut gewesen, verrät der Sammler.
Die Fotoausstellung ist noch bis heute Abend (Montag) 22 Uhr zu sehen. Rainer Feilen bittet weiter um Filme und Fotos aus der ganzen Region. Er ist unter Telefon 06581/993100 oder 0170/ 6126995 zu erreichen. Das Material wird nach einer geplanten Buchproduktion an die Eigentümer zurückgegeben.
Weitere Fotos auf volksfreund.de/extra

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