Bildung trifft Sport beim SV Konz

Konz · Fußball und Bildung laufen beim SV Konz parallel. Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft werden gefördert. Die Fußball AG für Asylbegehrende mit erwachsenen Spielern kann schon Turniererfolge vorweisen.

 Die jungen Kicker aus fernen Ländern hoffen, in Deutschland über den Fußball in ihrem Leben noch große Sprünge machen zu können. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die jungen Kicker aus fernen Ländern hoffen, in Deutschland über den Fußball in ihrem Leben noch große Sprünge machen zu können. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Konz. Nemet Nerobi trägt bereits ein Trikot des BVB. "Fußball ist mein Leben", sagt der 15-Jährige, der vor neun Monaten aus Afghanistan kam und seit drei Monaten in der Fußball-AG für Asylbegehrende des SV Konz mitkickt. "Gestartet haben wir das Projekt im Mai letzten Jahres mit neun Spielern. Jetzt kommen bis zu 30 Spieler ins Training", sagt der zweite Vorsitzende und studierte Pädagoge Wolfgang Schwarz erfreut. Beim Training steht er selbst im Tor.
Salomon Tecleab aus Eritrea ist ebenfalls seit drei Monaten in der AG. "Fußball bringt mir mehr Chancen in Deutschland. Damit will ich einmal Geld verdienen", hofft der 25-Jährige. Parallel dazu fördert der Verein Kinder und Jugendliche aus rund zehn Herkunftsländern, damit sie in der Schule besser werden und dadurch unbelastet am Training teilnehmen können.
Im Clubhaus am Schulzentrum sitzt Realschullehrerin Nurten Bayram mit einer Gruppe Grundschüler bei der Hausaufgabenhilfe. "Die machen enorme Fortschritte, wenn man bedenkt, dass sie vorher nur arabische Schriftzeichen kannten", freut sich die Pädagogin. Bis zu neun Kinder, darunter fünf Flüchtlingskinder, bekommen so die Hilfe, die sie für ihr späteres Leben dringend brauchen. "Das Projekt Bildung trifft Sport soll vor allem auch selbstgesteuertes Lernen fördern", sagt der frühere Leiter des Studienseminars für Realschulen in Trier, Wolfgang Schwarz. Projektpartner des SV sind die Grund- und die Realschule plus, die Konzer Doktor Bürgerstiftung, die sich über die Unterstützung des Landessportbundes und Fördermittel aus dem Bundesprogramm Demokratie leben und Firmen als Sponsoren freuen. Eng wird auch mit dem Migrationsdienst der Caritas Konz, der Arbeitsagentur und der Volkshochschule (VHS) zusammengearbeitet, wo die Deutschkurse stattfinden. "Wer Fußball spielt, kann auch lernen und wer lernt, kann auch Fußball spielen", heißt der Leitspruch des zweiten Vorsitzenden, der den Vereinsnachwuchs und damit die Zukunft des SV im Blick haben muss. "Von den 200 Kindern im Verein haben rund 30 Prozent Migrationshintergrund", rechnet Schwarz vor. Hoffnung bei den Erwachsenen machen Turniere wie Kick for Colours in Trier. Unter den zwölf Freizeitmannschaften holte die Fußball AG für Asylbegehrende aus Konz Platz eins und drei. Immer wieder schälen sich dabei große Talente heraus. Omar Ibrahim, ein Stürmer mit syrischen Wurzeln beispielsweise, stürmt für den SV bereits in der ersten Mannschaft. "Der hat einen guten Torriecher", lobt Schwarz. Jetzt fiebern 25 Spieler der AG einem ganz besonderen Ereignis entgegen: Der 1. FC Köln hat sie mit Freikarten zum Spiel gegen den FC Augsburg am 26. November ins Rhein-Energie-Stadion nach Köln eingeladen. doth
Extra

Demokratie leben in Konz: Seit dem Jahr 2015 gibt es das Bundesprogramm mit dem Namen: Demokratie leben. Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit. Es wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgebracht. Mit diesem Programm steht bis zum Jahr 2019 Geld zur Verfügung, um Projekte für Demokratie in ganz Deutschland zu fördern. Weitere Infos über Projekte in Konz stehen auf demokratie-leben-konz.de. doth

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