Biogasanlage sorgt für dicke Luft

Hermeskeil · Der von der Landwirtsfamilie Eiden geplante Bau einer Biogasanlage am Stadtrand stößt bei vielen Hermeskeiler Bürgern auf Widerstand. Das wurde bei einer Info-Veranstaltung im Johanneshaus deutlich, zu der am Montagabend rund 300 Zuhörer kamen.

Hermeskeil. Selten hat das Johanneshaus so einen Andrang erlebt. Im großen Saal reichten die Sitzplätze bei weitem nicht aus, weil sich etwa 300 Bürger über die Biogasanlage vor den Toren Hermeskeils informieren wollten. Zu der Veranstaltung hatte die Landwirtfamilie Eiden eingeladen, die die Anlage in der Nähe ihres Hofes bauen und betreiben will (der TV berichtete). Am Montagabend zeigte sich, dass viele Hermeskeiler von diesen Plänen alles andere als begeistert sind. Denn die Ackerflächen mit dem vorgesehenen Standort werden von den Wohngebieten am Alten Schwimmbad und Auf Medumland flankiert.

Insbesondere von den Anliegern aus diesem Bereich schlug den Eidens und den Fachleuten, die ihnen zur Seite standen, der Gegenwind heftig ins Gesicht. Phasenweise war die Stimmung emotional stark angeheizt.

Gutachter Peter Wenzel betonte zwar, dass nach seinen Berechnungen die Schall- und Geruchsbelästigung der Anlage unter den zulässigen Richtwerten liegen wird. Die Zweifel vieler Bürger konnte er damit aber nicht ausräumen. So meldete sich beispielsweise Christian Mayenfels zu Wort. Die Aussage, dass die nächsten Wohnhäuser 200 Meter von der Anlage entfernt sein werden, sei falsch. Er habe gemessen und komme auf 110 Meter Abstand. "Bekomme ich jetzt eine Lärmschutzwand oder eine Ausgleichzahlung für den Wertverlust meines Hauses?", fragte Mayenfels.

Sachlich, aber bestimmt artikulierte auch Christiane Probst ihre Bedenken. "Nicht alles, was rechtens ist, ist auch richtig", sagte sie mit Blick auf die Tatsache, dass die Landwirtsfamilie nach den Buchstaben des Baugesetzes ein "privilegiertes Vorhaben" umsetzen will und dafür wohl auch eine Genehmigung bekommen wird. "Der Standort gilt zwar als Außenbereich, ist aber doch in Wirklichkeit fast komplett von Wohnbebauung umschlossen. Ich fühle mich durch dieses Projekt in meiner Lebens- und Wohnqualität eingeschränkt", so Probst.

Sigurd Hein bezeichnete es zwar ausdrücklich als "ehrenwert", dass die Eidens zu der öffentlichen Info-Veranstaltung eingeladen hatten. Nach Auffassung des früheren SPD-Stadtratsmitglieds ist "aber deutlich geworden, dass die große Mehrheit gegen eine Biogasanlage an diesem Standort ist." Ähnlich äußerte sich auch VG-Bürgermeister Michael Hülpes (CDU): "Die Anlage steht mit den Belangen der Stadtentwicklung nicht im Einklang." Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger) räumte zwar ein, dass "wir den Standort als sensiblen Bereich empfinden und uns einen anderen gewünscht hätten. Wir müssen aber die Rechte eines angesiedelten Landwirts respektieren." Der Hof der Eidens befindet sich seit über 300 Jahren in der Züscher Straße.

In der Diskussion waren zustimmende Äußerungen zwar selten. Es gab sie aber. So betonte Jennifer Mertes, dass sie sich extra drei Biogasanlagen angeschaut habe. "Man riecht nichts. Außerdem ist das doch der sauberste Strom, den wir bekommen können." Sie gab Eiden den Tipp, die Gegner des Projekts - genauso wie den Stadtrat vor einigen Wochen - zur Besichtigung einer ähnlichen Biogasanlage in der Eifel mitzunehmen.

Diesen Vorschlag will Eiden auch aufgreifen. Er betonte, "dass wir die Sorgen ernst nehmen und niemanden provozieren wollen". Seine Familie habe zudem versucht, die Anlage so zu planen, dass sie fast nicht zu sehen und zu hören sei.

Eiden machte aber auch klar, dass er seinen Betrieb mit der Biogasanlage "für die nächste Generation absichern will." Den Gedanken an eine Aussiedlung - der in der Diskussion zur Sprache kam - hält er für unrealistisch. "Einen Betrieb zu verlagern, kostet wahnwitzig viel Geld. Ich weiß nicht, wie das zu schaffen sein soll."

Meinung

Großes Dilemma

So traurig das auch ist: Hermeskeil steuert auf einen Zielkonflikt zu, dessen schiedlich-friedliche Lösung beinahe ausgeschlossen erscheint. Das liegt am unbestritten problematischen Standort der geplanten Biogasanlage. Sie liegt nun einmal zwischen zwei Wohngebieten und sehr nah an Häusern. Dass dies bei vielen Menschen, die dort leben, auf Bedenken stößt, liegt auf der Hand und ist auch nachvollziehbar. Es kann aber auch niemand ernsthaft von der Familie Eiden verlangen, dass sie aussiedelt oder auf in die Zukunft gerichtete Investitionen verzichtet. Denn damit würde sie die Existenz ihres Betriebs aufs Spiel setzen. Auch hilft es nicht weiter, darüber zu klagen, dass in Hermeskeil zwei Neubaugebiete um einen Bauernhof herum erschlossen wurden. Das sind Fehler, die vor vielen Jahren von Politikern gemacht wurden, die längst nicht mehr in der Verantwortung stehen. Fakt ist: Hier und heute steht Hermeskeil vor einem großen Dilemma und einem möglicherweise sehr unerfreulichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Bürgern und einer alteingesessenen Landwirtsfamilie. a.munsteiner@volksfreund.de

HINTERGRUND BIOGASANLAGE



Die Familie Eiden will ab Juli auf dem Gelände ihres "Keller Jakobshofs" eine Biogasanlage mit einer Leistung von 250 Kilowatt bauen. Gutachten dafür wurden bereits erstellt, der Stadtrat hat in nicht-öffentlicher Sitzung mehrheitlich sein Einvernehmen zu diesem Projekt erklärt. Die Baugenehmigung durch den Kreis Trier-Saarburg steht aber noch aus. In der geplanten Biogasanlage sollen ausschließlich sogenannte nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden - also Mais- oder Grassilage und Rindergülle. Das ist ein Unterschied zur Reinsfelder Biogasanlage an der B 52, die mit Speiseresten gefüttert wird und bei der es wiederholt zu Klagen über Geruchsbelästigung gekommen ist. Da die Eidens mit ihrer Biogasanlage ein "privilegiertes Vorhaben" angehen wollen, muss ein enger "räumlich-funktionaler Zusammenhang" zu ihrem Hof gegeben sein. Das bedeutet unter anderem, dass sie die Anlage nicht in einem weiteren Abstand von ihrem Hof - zum Beispiel einen Kilometer entfernt - bauen dürfen. Darauf wurde in der Diskussion aufmerksam gemacht. ax

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