Birkenfelder Räte zerreißen Studie zum Nationalpark

Birkenfeld · Empörung, Unverständnis, ja Entsetzen haben unter den Mitgliedern des Verbandsgemeinderates Birkenfeld geherrscht, nachdem die Mobilitätsstudie zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald vorgestellt worden war. Sie war vom Mainzer Umweltministerium in Auftrag gegeben worden.

Birkenfeld. Bernhard Alscher, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Birkenfeld ("Das war für mich ein Schlag ins Gesicht"), hatte das Thema in der jüngsten Sitzung kurzfristig auf die Tagesordnung genommen. Zahlreiche Ortsbürgermeister und weitere Besucher dankten es ihm mit ihrem Erscheinen.
Die Urteile zu besagter Studie waren vernichtend. Besonders stark in der Kritik stand das Nahverkehrskonzept, bei dem die Verbandsgemeinde Birkenfeld laut Hans Jürgen Noss (SPD) "völlig ausgespart" werde. Besonders schlimm für Bürgermeister Alscher ist, dass "wir auf Dauer vom ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) abgeschnitten wären". "Nicht ganz", entgegnete Annette von Pock. Die geplante Busverbindung Oberstein-Rötsweiler-Hattgenstein sei doch "gar nicht so verkehrt", meinte die LUB-Politikerin. Daran könne und müsse angeknüpft werden. Sie war dann aber auch schon die einzige Volksvertreterin, die halbwegs positive Ansätze registriert hatte.
LUB-Fraktionssprecher Joachim Jung drückte sich da noch höflich aus: "Die Studie hat keineswegs die Seele der Menschen getroffen, die hier leben. Sie hatte nicht die Reife, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden und damit eine Parallelwelt zu schaffen."
Ähnlich drückte sich Immanuel Hoffmann (CDU) aus. "Diese Studie kann man nur verstehen, wenn man aus dem Ruhrgebiet kommt", betonte der Buhlenberger. In seinen Augen "besonders verfehlt" seien die Pläne, Parkplätze kostenpflichtig auszuweisen. Die logische Konsequenz sei: "Dann parkt der Hunsrücker irgendwo am Waldrand." Allerdings müsse diese Studie nicht ernst genommen werden. "Die Umsetzung kann ohnehin keiner bezahlen. Wir können uns von den komischen Buslinien gleich wieder verabschieden", so der CDU-Bürgermeisterkandidat.
Noch deutlicher wurde SPD-Vertreter Hans Jürgen Noss: "In meinen Augen ist die Studie ein Riesenflop", betonte der Landtagsabgeordnete. "Ich weiß nicht, was die geritten hat", "das war rausgeschmissenes Geld" (immerhin rund 60 000 Euro) und "man sollte das Ding sofort einstampfen" waren weitere Bewertungen von ihm. Noss bescheinigte dem verantwortlichen Büro, "von Tuten und Blasen keine Ahnung" zu haben, "wenn nachher so ein Mist herauskommt. Jetzt können wir wieder bei null anfangen." Für Karsten Schultheiß (SPD) ist "nur Geld und Zeit verplempert" worden. Allerdings seien in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Studien in Auftrag gegeben worden, die letztlich "inhaltlich nur sehr dünn" waren. Doch nach wie vor "müssen wir uns fragen, wie wir den Nationalpark zum Erfolg bringen können", betonte der Brückener und verwies auf "einen hervorragenden Autobahnanschluss". Dort müssten die Hebel angesetzt werden.
Helmut Schott (SPD) hätte diese Arbeit in der Schule "mit fünf bewertet". Er fügte hinzu: "Die Studie krankt an vielen Stellen." Parteikollege Sven Becker fand es "unmöglich, dass die Verbandsgemeinde Birkenfeld so schlecht bedient wurde", und Wolfgang Schüssler schlug sogar vor: "Wenn wir so schlecht berücksichtigt werden, sollten wir uns ernsthaft überlegen, den Zusatz Nationalpark im Ortsnamen wieder abzulegen."
Der Worte folgten auch Taten. Der Rat beschloss einstimmig, der Landesregierung als Signal sinngemäß mitzuteilen: "Der VG-Rat sieht die Studie als untauglich an."
Auch die Vereine Historische Eisenbahn Hunsrück und Pro Hochwald- und Hunsrückbahn kritisieren die Mobilitätsstudie für den Nationalpark (siehe Artikel unten).

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