Bis Ende Oktober ist Pilzzeit in den Wäldern

Hermeskeil · Tipps zum Sammeln, die Bestimmungsmerkmale, giftige Doppelgänger: Das Infozentrum Hermeskeil des Naturparks Saar-Hunsrück bietet Pilzliebhabern in jedem Jahr Exkursionen zu ergiebigen Standorten an. Die Teilnehmer kommen teilweise von weit her.

Hermeskeil. Seit gut 40 Jahren beschäftigt sich Dr. Hans Reichert mit Pilzen. Der 74-jährige Biologe ist ein anerkannter Experte, der sein Wissen in Exkursionen gerne weitergibt. 26 Teilnehmer, zum Teil mit einer Anreise von mehr als 50 Kilometern, hatten jetzt wieder beim Naturpark Saar-Hunsrück seine Führung zu den besten Fundstellen gebucht.
Schon auf dem Parkplatz am Sportplatz verblüffte Reichert seine Zuhörer: "Es gibt rund 3000 Pilzarten im Hochwald, aber nur 700 Blütenpflanzenarten, einschließlich der Bäume." Rund 200 Pilze erkenne er meist sofort. Darüber hinaus müsse auch er in Fachbüchern nachschlagen.
Mit Fachliteratur und Sammelkörbchen bewaffnet, machte sich die Gruppe auf den Weg in den Wald Richtung Nonnweiler. Die Pilzfreunde erfuhren: "Der Hochwald ist eine gute Pilzgegend." Besonders in den Kammlagen und wo viele Fichten stehen, gebe es eine große Artenvielfalt.
"Wichtig ist der Lerneffekt", sagt der ehemalige Biologielehrer am Hermeskeiler Gymnasium, der auch schon mal bei Pilzvergiftungen von den Ärzten ins Krankenhaus gerufen wird. "Nur gut, dass der Grüne Knollenblätterpilz so selten ist, denn sein Verzehr kann tödlich enden", nennt Reichert ein drastisches Beispiel.
Pilze, eine Lebensform zwischen Pflanze und Tier, werden schon mal verwechselt, weil sich genießbare und giftige Arten so ähnlich sind.
Pilzgifte äußern sich unterschiedlich. Einige Arten der Knollenblätterpilze schlagen auf die Leber. Fliegenpilze beeinflussen das Nervensystem mit Halluzinationen bis hin zu Kreislaufbeschwerden. Auch Erbrechen und Verdauungsbeschwerden können Symptome nach dem Verzehr eines ungenießbaren Pilzes sein. "Leider gibt es in unserer Region keine Beratungsstelle", bedauert der Experte, der ganz allgemein vor verschimmelten Pilzen warnt.
Bis Ende Oktober ist Pilzzeit. Mit dem neuen Fachwissen kann das Sammelgut bei entsprechender Zubereitung zum ganz besonderen Genuss werden. Hobbyköchin Bettina Thömmes (33) aus Naurath-Wald lobt den Experten: "Hier lernt man eine Menge und in meiner Pfanne gibt es mehr Vielfalt." Edmund Leisen (59) aus Bescheid fotografiert gerne Pilze, aber: "Bislang hatte ich beim Essen von Pilzen immer gemischte Gefühle. Da hilft eine solche Exkursion." doth
Pilze (lateinisch Fungi) sind eukaryotische Lebewesen, deren Zellen Mitochondrien (Organ mit Erbsubstanz) und ein Zellskelett enthalten. In der biologischen Klassifikation bilden sie neben Tieren und Pflanzen ein eigenständiges Reich, zu dem sowohl Einzeller wie die Backhefe, als auch Vielzeller wie die Schimmelpilze und die Waldpilze gehören. doth

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