Blaulicht soll vor Wildunfällen schützen

Kell/Konz · Aufmerksamen Autofahrern sind sie möglicherweise schon aufgefallen: Am Rand der B 407 hängen zwischen Kell und Hirschfelderhof an der Rückseite mehrerer Leitpfosten blaue Reflektoren. Polizei und Jagdpächter erhoffen sich von diesem Feldversuch, dass künftig auf dem besonders gefährlichen Abschnitt weniger Wildunfälle passieren.

Kell/Konz. Ob Katzenaugen, wie man sie von Fahrrädern kennt, CD-Silberlinge oder Streifen aus Alufolie, die in Bäumen hängen: In waldreichen Regionen wurden schon viele Methoden ausprobiert, die Wildunfälle verhindern sollten. Wie der Blick in die Verkehrsbilanz der Hermeskeiler Polizei zeigt, gibt es auch in ihrem Revier eine Strecke, auf der es besonders häufig zur Kollision zwischen Tier und Maschine kommt - und zwar auf der B 407 zwischen Kell und Hirschfelderhof. Auf dem neun Kilometer langen Abschnitt wurden der Polizei 2012 insgesamt 29 Unfälle gemeldet. "Dieses Jahr sind es noch mehr. Wir liegen aktuell bei 37", sagt Sachbearbeiter Franz Kuhn.
Dabei werden Autofahrer gerade auf diesem Teilstück schon seit 2006 durch große Tafeln darauf hingewiesen, dass dort eine erhöhte Gefahr von Wildunfällen droht. Die Wirkung der Schilder scheint also begrenzt zu sein.
Positive Erfahrungen andernorts


Vielleicht ändert sich an den hohen Wildunfallzahlen aber nun etwas durch einen Feldversuch. Dabei arbeiten Polizei und Kreisjagdverband Trier-Saarburg zusammen. Auf der B 407 wurden an der Rückseite mehrerer Leitpfosten blaue Reflektoren angeschraubt. Sie leuchten in den Wald zurück, wenn sie vom Licht eines Autoscheinwerfers angestrahlt werden. "Experten sagen, dass Blau vor allem für Rotwild eine Gefährdungsfarbe ist und sie abschreckt, weiterzulaufen", so Johannes Merges von der Polizeidirektion Trier. Die blauen Reflektoren sollen also die Tiere am Überqueren der Straße hindern.
Heinz Schulten, Vorsitzender des Kreisjagdverbands, verweist auf positive Erfahrungen in anderen Regionen - etwa bei einem Modellversuch von ADAC und Landesjagdverband in Schleswig-Holstein. Dort sei die Zahl der Wildunfälle deutlich zurückgegangen. Allerdings gibt es in der Fachwelt auch Stimmen, die die Wirksamkeit der Reflektoren anzweifeln. Schulten steht aber auf dem Standpunkt: "Wenn wir es nicht versuchen, können wir auch nicht wissen, ob es klappt. Es geht uns darum, Tiere und Menschen besser zu schützen."
Montiert und bezahlt werden die blauen Reflektoren von den Jagdpächtern, zu deren Revier der jeweilige Straßenabschnitt gehört. Die Stückkosten liegen laut Schulten bei etwa fünf Euro. 5000 Reflektoren will der Jagdverband installieren. "Es wäre natürlich Unsinn, alles flächendeckend zuzupflastern. Wir konzentrieren uns auf die Gefahrenstellen."
Neben der B 407 werden laut Merges beim Feldversuch zumindest noch zwei weitere "Krisengebiete" mit blauen Reflektoren ausgestattet - die B 268 zwischen Zerf und Pellingen und die L 138 zwischen Konz und Niedermennig. Dort sind noch keine Reflektoren installiert - auf der B 407 hängen sie nur stückweise. Es sei schwierig und zeitaufwändig, vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier eine Genehmigung zur Montage der Reflektoren zu bekommen, sagt Schulten. Auch Merges betont: "Wir hätten uns gewünscht, dass alles schneller geht, hoffen aber, dass bis Ende des Jahres die Reflektoren auf allen drei Strecken hängen."Extra

Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) weist die Kritik zurück, dass er bei der Genehmigung zur Installation der blauen Reflektoren bremst. Wie Sprecher Klaus Wagner betont, genehmigt der LBM den Jagdpächtern generell die Montage an den Leitpfosten, wenn ein entsprechender Antrag vorliegt. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Jagdpächter einem Nutzungsvertrag zustimmen. Darin sollen sich die Pächter bereit erklären, dass sie die Kosten für die Montage und Unterhaltung der Reflektoren an den Pfosten übernehmen. "Leider gehen die erforderlichen Vertragsgrundlagen von Seiten der Pächter nur sehr zögerlich ein. Die Bearbeitung in unserem Haus dauert dann nur wenige Tage", so Wagner. ax

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