Blick in die Vergangenheit

Antonia Lenz hat längst ihren 84. Geburtstag gefeiert. Ein Erinnerungsbuch hat sie geschrieben. Einige Kapitel daraus las sie im Pfarrheim St. Nikolaus vor Kindern der gleichnamigen Grundschule.

 Erinnerungen an die vermeintlich „gute alte Zeit“: Antonia Lenz liest aus ihrem (einzigen) Buch „Leben und Arbeiten der Menschen im Pluwiger Ländchen“. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Erinnerungen an die vermeintlich „gute alte Zeit“: Antonia Lenz liest aus ihrem (einzigen) Buch „Leben und Arbeiten der Menschen im Pluwiger Ländchen“. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz. (kdj) Es sind nicht nur die Grundschul-Kinder zur mittlerweile Tradition gewordenen Lesung der Pfarrbücherei gekommen; das Thema "Leben und Arbeiten der Menschen im Pluwiger Ländchen" hat auch einige Kennerinnen des "Ländchens" und seiner Bewohner angelockt, die zustimmend nicken, als die Autorin in den ersten Kapiteln ihren Blick zurück richtet auf die Zwanziger- und Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts.

Bevor sie sich dem der heutigen Lesung vorbehaltenen Teil ihrer Erinnerungen zuwendet, dankt sie ihrer Enkelin Andrea, die gesagt hat: "Oma, schreib das doch alles einmal auf, wie das früher war." Antonia Lenz, die nie daran gedacht hatte, sich irgendwann einmal schriftstellerisch zu betätigen, sammelte und ordnete ihre Erinnerungen und schrieb sie nieder.

Sie berichtet aus einer Zeit, in der alles anders und dennoch (fast) so wie heute war:

"Das war eine arme Gegend, es gab ein bisschen Landwirtschaft, die Romika kam erst viel später und gab den Menschen Arbeit. Aber als sie da war, hatten wir Kinder mehr als unsere Nagelschuhe. Die habe ich gehasst, aber das waren die Einzigen, die meine Füße auf dem Schulweg - zweimal 45 Minuten - auch im Winter bei Schnee und Eis trocken gehalten haben. Die Romika hat fehlerhafte Ware auf die Kipp' geworfen, und die Eltern haben die brauchbaren Gummischuhe dort aufgesammelt..."

Eltern wurden mit "Sie" angeredet



Antonia Lenz beschreibt das Verhältnis der Kinder zu Lehrer Lauer, der wohl weniger Pädagogik betrieb als mit strenger Hand herrschte. Und streng ging es auch im Elternhaus zu, in dem die Eltern mit "Sie" angeredet wurden. Sie spricht nicht von der vermeintlich "guten alten Zeit", die viel zu oft schlecht gewesen sei. Aber sie erinnert sich der dörflichen Nachbarschaftshilfe, die das Eine oder Andere leichter gemacht habe.

Die Schulkinder hören aufmerksam zu, die Erwachsenen nicken gelegentlich zustimmend. Antonia Lenz hat das Leben im Pluwiger Ländchen mit einfachen Worten eindringlich beschrieben und - sie wohnt seit mehr als 50 Jahren in Trier - eine Art Liebeserklärung an ihre alte Heimat hinzugefügt: "Die heutige Zeit hat uns die eigene Sprache weggenommen; ich bin erst dann wieder zu Hause, wenn ich Platt höre und Platt sprechen kann."

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