Blumenbeet steht für kulturelle Vielfalt

Hermeskeil · Blumen kommen heute aus aller Welt. Sie stehen bei der Aktion "Wir für Demokratie- Tag und Nacht für Toleranz", einer bundesweiten Aktion des Jugendmigrationsdienstes, symbolhaft für die Menschen, die nach Deutschland kommen, um hier ein neues Leben zu beginnen. Eine Begegnung im Mehrgenerationenhaus Hermeskeil war Teil der Aktion.

 Die Blumen, die gepflanzt wurden, sind ebenso international wie die Menschen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die Blumen, die gepflanzt wurden, sind ebenso international wie die Menschen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil. Ein ganz besonderes Quartett steht am Blumenbeet an der Weltkugel vor dem Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus. Alyaa (6) und Kawa (5) aus Syrien pflanzen gemeinsam mit Oliver (6) aus Hermeskeil und Kien (2) aus Vietnam Blumen.
"Unser Motto lautet multikulti im Blumenbeet, weil heute Blumen wie Menschen aus vielen Ländern kommen", erklärt Bernhard Jocher vom Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes Trier die Symbolkraft des Bildes. Rund 30 Menschen, darunter viele Kinder, waren zu dieser besonderen Pflanzaktion gekommen.
65 Kinder aus elf Nationen


Diakon Andreas Webel packte die Gitarre aus und sang mit den Menschen. "Hier sollen Leute gestärkt werden, die schon offen und tolerant sind", erklärt der Leiter des Mehrgenerationenhauses, Christoph Eiffler. Andere kommen ja sowieso nicht.
65 Kinder aus elf Nationen betreut Katja Ludes mit ihrem Team in der Kindertagesstätte Adolph Kolping. "In diesem Alter haben wir die einmalige Chance, tolerante Menschen heranzubilden", freut sich die Erzieherin.
Freundlich und tolerant begegneten sich auch die Besucher des Cafénachmittages, darunter viele Kinder. Eines von ihnen ist die elfjährige Aminata aus Sierra Leone, die mit ihrer Familie 2009 nach Hermeskeil kam. In perfektem Deutsch erklärt das Mädchen: "Nur mit einem Jungen in der Klasse habe ich Probleme. Der beleidigt mich wegen der Hautfarbe oder lacht, wenn ich einen Fehler mit der Sprache mache." Dabei sei ihre Muttersprache doch Kreolisch. Aber sonst seien alle nett.
Aus einem der heißesten Brennpunkte, die es derzeit auf der Welt gibt, floh vor einem halben Jahr der Syrer Milat Icho mit seiner Familie nach Deutschland. Die deutsche Sprache fällt ihm noch schwer, wenn er sagt: "Das ist Krieg in meiner Heimat." Der Lehrer sieht dort für sich und seine Kinder keine Zukunft. Keine Sicherheit, kein Job, kein Geld bestimmten sein Leben. "Wenn du in den Bus steigst, weißt du nie, ob du lebend ankommst", beschreibt er die gefährliche Lage.
Frieden und Freiheit


In Deutschland herrsche Frieden und Freiheit. "Alle hier gehen respektvoll mit uns um", sagt der 37-Jährige weiter auf Englisch. Milat freut sich über das starke Symbol der bunten Blumen, die aus vielen Ländern kommen und ja auch in nur einem Beet nebeneinander wachsen können. Eine, die es geschafft hat, ist Günay Sümbül. Die 36-jährige Türkin kam 2004 nach Deutschland. Inzwischen betreibt sie in Hermeskeil eine Änderungschneiderei. "Das ist mein neues Leben", sagt sie. Doch bis ein Heimatbesuch in der Türkei möglich wurde, habe es zehn Jahre gedauert. Erst jetzt, mit deutschem Pass, könne sie ungehindert reisen.
Extra

Der Jugendmigrationsdienst Trier des Caritasverbandes bietet auf seiner Internetseite www.jmd-trier.de Informationen darüber, wie Zuwanderer in Deutschland Fuß fassen können. Nicht nur Beratung und Sprachkurse werden geboten, sondern auch die Frage beantwortet, welche Schulabschlüsse des Herkunftslandes in Deutschland von welcher zuständigen Stelle anerkannt werden. Eine Liste von Ansprechpartnern beim Jugendmigrationsdienst ist mit Telefon- und Faxnummer aufgeführt. doth

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