Blumenkübel als Bremsklötze

FREUDENBURG. Einst sollte sie für Ruhe auf der L 131 in der Ortsdurchfahrt Ortsdurchfahrt sorgen, doch sie brachte vor allem den Anwohnern Ärger: die Verkehrsberuhigung am Ortseingang aus Richtung Weiten (der Trierische Volksfreund berichtete). Mehr Freude in Freudenburg verspricht sich die Gemeinde von einer neuen Lösung.

Vor zwei Jahren sorgte eine Liste mit Unterschriften zahlreicher Freudenburger, deren Nachwuchs den an der Landesstraße 131 liegenden Kindergarten besucht, für Diskussionen im Gemeinderat. Auch mehrere Anwohner des viel befahrenen Verkehrsweges hatten sich an der Aktion beteiligt. Der Grund: Raser nahmen auf ihrem Weg durch den Ort auch im Bereich des Kindergartens den Fuß nicht vom Gas. Die Lösung: Mitte 2003 wurde am Ortseingang aus Richtung Weiten eine Fahrbahnverschwenkung - auch "Schikane" genannt - errichtet.Am Ende ein Sicherheitsproblem

Fahrzeuge aus Richtung Weiten müssen hinter dem Ortsschild auf Tempo 30 drosseln, um anschließend auf die linke Fahrbahnseite und nach 30 Metern wieder nach rechts zu wechseln. Herrschte damit, zumindest was den Verkehr betrifft, wieder eitel Sonnenschein in Freudenburg? Ortsbürgermeister Bernd Gödert meinte: "Ja." Schließlich werde langsamer gefahren. Geschwindigkeitsmessungen seien der Beleg. Bald aber zogen dunkle Wolken aus Richtung Haus Nummer 13 auf - dem Domizil von Maria Behr und Richard Fisch. Genau vor der Haustür des Ehepaares befindet sich die Schikane. Erhöhte Lärmbelästigung durch den einspurig direkt am Grundstück vorbeiführenden Verkehr, Verschmutzung der Hauswand durch aufgewirbelten Schneematsch, Behinderung der Garagenzufahrt, fehlende Parkmöglichkeiten vor dem Haus - die Liste mit Beschwerden war fast so lang, wie die mit den Unterschriften. Zudem werde kaum langsamer gefahren, berichtete Maria Behr. Das bestätigten auch andere Anwohner. Außerdem habe sich inzwischen eine Art Volkssport entwickelt. Einzige Spielregel: Wer bei Gegenverkehr als Erster die Schikane durchfährt, hat gewonnen. Am Ende sah auch der Gemeinderat ein Sicherheitsproblem. Bei einem Ortstermin mit Vertretern von Gemeinde, Verbandsgemeinde und Polizei sollte über das weitere Vorgehen beraten werden. Auch mehrere Anwohner, darunter Maria Behr, waren dabei. Etliche Varianten, die eine Verkehrsberuhigung bewirken könnten, wurden diskutiert. Dazu zählte die Einrichtung einer 30er-Zone. Bürgermeister Günther Schartz: "Schilder alleine bringen erfahrungsgemäß nur wenig." Einzig bauliche Veränderungen seien erfolgversprechend, "beispielsweise eine Fahrbahnverengung". Die jedoch war schnell vom Tisch. "Eine Verengung verleitet noch mehr als die Schikane dazu, ohne bestehenden Gegenverkehr ungebremst die Stelle zu passieren", glaubte Bernd Gödert zu wissen. Verworfen wurde im Laufe der Beratungen ebenfalls die Idee, eine Verkehrsinsel in der Fahrbahnmitte im Zusammenhang mit einer Verschwenkung zu installieren. Dafür fehle der Platz, so das Haupt-Gegenargument.Lösung: Alternierendes Parken

Das Rennen machte am Ende eine Variante, die - abgesehen von der verkehrsberuhigenden Wirkung - einerseits das Parkplatzproblem vor dem Haus von Maria Behr und Richard Fisch beseitigt und andererseits sogar das Ortsbild verschönern helfen könnte. "Alternierendes Parken" nennt sich das Ganze im Fachjargon. Im Klartext heißt das: Anstelle der Schikane werden links und rechts der Fahrbahn mehrere große Blumenkästen oder ähnliches aufgestellt. Vor und hinter den Bepflanzungen sollen markierte Stellplätze für Autos entstehen. Die dadurch erreichte Verringerung der Fahrbahnbreite und eine 30er-Zone sollen den Verkehr zum Bremsen animieren. Gebremst werden dürften - vorausgesetzt es funktioniert - außer dem Verkehr auch die erregten Gemüter im Hause Behr-Fisch. Maria Behr jedenfalls zeigte sich höchst zufrieden. Wann die Schikane verschwinde? "Innerhalb der kommenden drei Wochen", versprach Schartz.

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