Bodo Maibaum lässt die Puppen tanzen

SCHWEICH. (kat) Das Puppenspiel zeigt die Wirklichkeit des Lebens auf und führt den Zuschauer in eine phantastische Unwirklichkeit, da die Puppen das Geheimnisvolle, Träumerische, Geisterhafte und Spukhafte verkörpern. Das ist es, warum sich Bodo Maibaum seit über einem halben Jahrhundert dem Puppenspiel verschrieben hat.

"Wenn der Bewohner eines anderen Planeten, sagen wir des Mars, erfahren wollte, was Menschen sind - ich wüsste nichts, was ihm dieses besser erklärte als das Puppentheater…", rezitiert Bodo Maibaum Puppenspielkollegen Hartmut von Hentig. Wenn der 75-Jährige von Kaspar & Co. erzählt, dann gerät er ins Schwärmen. Auch nach 55 Jahren. Zur musischen Bildung brachte den gebürtigen Ostpreußen sein Studienfreund Friedhelm Münch. "Er schleppte mich in Köln mit zu Kursen im Maskenbau." Dort kam der Student der Volksschulpädagogik zum ersten Mal mit Puppenbau und -spiel in Berührung. Seitdem hat er unzähligen Figuren Ausdruck gegeben, sie angekleidet und ihnen Leben eingehaucht. Jeder einzelne Puppentyp prägt sich laut Maibaum sehr stark ein, "weil er klar und deutlich zum Ausdruck bringt, was er darstellt." Und: "Das Gute siegt immer." Mit Kaspar im Unterricht

Auch seine Schüler - erst in einer Volksschule in Trier, dann in der Stefan-Andres-Realschule in Schweich, deren Direktor Bodo Maibaum war - profitierten von dem künstlerisch ambitionierten Pädagogen: Kaspar gestaltete den Unterricht mit, unterstützte die Kinder etwa spielerisch beim Rechnen, oder das Puppenspiel hielt Einzug in das Fach Kunst und Werken. "Die Kinder haben die Figuren gebaut, Kleider genäht, im Deutschunterricht die Texte für das Stück geschrieben und den Eltern das Erlernte präsentiert", erzählt der Puppenspieler. Doch nicht nur seine Schüler kamen in den Genuss des besonderen Theaters. 20 Jahre lang hat der Wahl-Schweicher, dessen Lieblingsfigur der König ist, das Figurentheater "Leierkasten" geleitet, die internationalen Puppentheatertage nach Schweich geholt und der Kinder- und Erwachsenenwelt das verwunschene Spiel, das doch soviel Realität in sich birgt, nahe gebracht. Es folgten Aufführungen biblischer Stücke mit einer neuen "Truppe", und heute steht der Puppenspieler von Schweich wieder vor einem neuen Projekt, "für das wir einen langen Atem brauchen". Die Stadt Schweich fasste im Dezember 2001 den Grundsatzbeschluss, das Gebäude des ehemaligen Stierstalls für ein Theater-Zentrum zu renovieren und umzubauen. "Darin sollen ein Museum für internationales Figurentheater, eine Werkstatt und ein Proberaum für kreativ-künstlerisches Arbeiten in Workshops sowie ein Veranstaltungssaal für Aufführungen des Figurentheaters und der Kleinkunst errichtet werden", sagt der Vorsitzende des Vereins Theater-Zentrum Stierstall Schweich. Einige Anfänge sind gemacht. So konnten mithilfe der Sparkasse Trier 89 wertvolle indonesische Puppen erworben werden. Träger des Theater-Zentrums ist die Stadt Schweich. Bodo Maibaum und seine Kollegen haben Schweich als Figurentheaterstadt über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Es gelte, diesen erworbenen Schatz zu bewahren. "Wir leben heute in einer Zeit, die Gewinnstreben und zweckmäßiges Denken an die erste Stelle stellt, und die musische Komponente ist in den Hintergrund gerückt. Sie sollte wieder etwas in den Vordergrund kommen, um den Menschen die Möglichkeit zu Kreativität, zur Fantasie und zum Träumen zu geben." Dazu könne, so Maibaum, das Theater-Zentrum einen wesentlichen Beitrag leisten.

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